Albstadt

Corona und die Fitnessbranche: Ebinger Studiobetreiber meldet sich in Facebook-Video zu Wort

03.12.2020

Von Dagmar Stuhrmann

Corona und die Fitnessbranche: Ebinger Studiobetreiber meldet sich in Facebook-Video zu Wort

© Dagmar Stuhrmann

Michael Maute im ansonsten leeren Bestform-Studio: Wo sonst reger Trainingsbetrieb herrscht, steht im Moment alles still.

„Gesundheit braucht Training“, sagt Michael Maute, Fitnessstudiobetreiber aus Albstadt. Er meldet sich in einem Facebook-Video zu Wort und schildert, was der Teil-Lockdown für seine Branche bedeutet. Der Ebinger Studiobetreiber hat absolut kein Verständnis dafür, dass er schließen musste. Die Fitnessbranche sei nicht das Problem, meint der 38-jährige Diplom-Fitnessökonom, sondern sei vielmehr Teil der Lösung.

Noch bis mindestens 10. Januar – das steht seit Mittwochabend fest – müssen die Fitnessstudios im Land geschlossen bleiben. „Das hatte sich zwar schon abgezeichnet“, sagt Michael Maute, „aber jetzt ist es traurige Gewissheit.“ Der Fitnessstudiobetreiber aus Albstadt macht seinem Unmut über die Auswirkungen der weiteren Corona-Beschränkungen auf die Fitnessbranche in einem Facebook-Video Luft: „Wenn man merkt, dass eine Strategie nicht funktioniert, dann muss man doch Konsequenzen ziehen.“

Kritik an Entscheidung

Und zwar die richtigen. Das geschehe aber nicht. Bis zuletzt habe er die Hoffnung gehabt, die Regierung würde erkennen, dass die Fitnessbranche ebenso wenig wie Gastronomie und Hotellerie für die steigenden Corona-Fallzahlen verantwortlich sei. „Doch das ist leider nicht der Fall.“

Dabei sei die wirksamste Medizin zur Stärkung des Immunsystems ein gezieltes Muskeltraining, betont der 38-Jährige, der mit seinem Kompagnon Thomas Böhler seit vierzehn Jahren das Fitness- und Gesundheitszentrum „Bestform“ in der Schillerstraße in Ebingen und seit über sieben Jahren das Vitalzentrum Malesfelsen leitet. Seit Herbst 2019 haben die beiden auch ein Fitness- und Gesundheitszentrum in Rottweil. „Zwölf Millionen Menschen in Deutschland tun durch Krafttraining aktiv etwas für ihre Gesundheit“, sagt Maute. „Wann erkennt die Regierung endlich, dass die Fitnessbranche nicht Teil des Problems, sondern Teil der Lösung ist?“

Muckibuden-Image ist längst Vergangenheit

Das Muckibuden-Image habe die Fitnessbranche jedenfalls längst hinter sich gelassen. Der Gesundheitsaspekt stehe heute im Mittelpunkt, Prävention ebenso wie Therapie. Michael Maute ist Diplom-Fitnessökonom, Fitnessfachwirt, Trainer für Sportrehabilitation und Fachmann für betriebliches Gesundheitsmanagement. Sein Experten-Knowhow überzeugte 2019 die Jury des „Speaker Slams“, wo ihm für seinen Auftritt der Excellence Award verliehen wurde. Auch als Autor ist er aktiv: Zum Sammelband „Erfolg ist... Expertenwissen für Deinen Erfolg“ (herausgegeben von Hermann Scherer) hat Michael Maute – neben 59 anderen Autoren – ein Kapitel über die „Rentabilität der Gesundheit“ beigesteuert.

Maute: „Studios sind Gesundheitszentren“

Fitness und Gesundheit sind die Themen, um die sich sein berufliches Leben dreht. „Gesundheitstraining ist unsere Kernkompetenz“, sagt Michael Maute. „Zwölf Millionen Mitglieder von Fitnessstudios brauchen ihr Training, weil sie orthopädische Probleme haben, an Bluthochdruck, Diabetes oder an einer psychischen Erkrankung leiden.“ Deshalb dürften seiner Meinung nach Fitnessstudios auch nicht als Freizeiteinrichtungen betrachtet werden, sondern seien als Gesundheitszentren einzustufen.

Bereits im Frühjahr zehn Wochen zu

Michael Maute möchte nicht missverstanden werden. „Ich freue mich für jeden, der aufmachen darf“, betont er. Wenn für Fitnessstudios allerdings dieselben Vorgaben gelten würden wie für Kaufhäuser, dann dürfte er aufgrund der Gesamtfläche über 100 Mitglieder in sein Studio lassen. „Du kannst die Umstände nicht ändern, nur das, was du aus ihnen machst“, lautet Mautes Devise. Deshalb will er den Kopf auch nicht in den Sand stecken. Trotzdem fehlt ihm das Verständnis für die Entscheidung, dass die Fitnessstudios Anfang November erneut schließen mussten, nachdem sie bereits im Frühjahr zehn Wochen lang zu waren.

Nachverfolgung wäre nirgends einfacher als in Studios

„Unsere Branche hat in den vergangenen Monaten soviel gemacht, wir haben zusammen mit Experten Hygienekonzepte ausgearbeitet und umgesetzt, haben beispielsweise die Geräte- und Türgriffe mit einer speziellen Beschichtung versehen lassen und haben uns auch vor größeren Investitionen nicht gescheut und etwa Luftreinigungsgeräte für den Kursraum angeschafft.“ Außerdem ist er sich sicher: „In keinem anderen Bereich ist die Nachverfolgung einfacher als in Fitnessstudios, wo alles digital erfasst wird.“

Corona und die Fitnessbranche: Ebinger Studiobetreiber meldet sich in Facebook-Video zu Wort

© Dagmar Stuhrmann

Video-Appell: Der Albstädter Studiobetreiber Michael Maute macht seinem Unmut Luft.

Die zugesagte Novemberhilfe habe er am 25. November, dem ersten Tag, an dem dies möglich war, beantragt. Bislang habe die Hilfe aber erst wenige betroffene Unternehmen erreicht und diese hätten auch nur eine Abschlagszahlung erhalten, kritisiert er. Außerdem zweifelt er an der Sinnhaftigkeit dieser Unterstützung, da zu viele Faktoren nicht berücksichtigt würden, wie etwa Mitgliederfluktuation und entgangene Neukundengewinnung.

Im Dezember werden keine Beiträge eingezogen

Für die Loyalität, die er von zahlreichen Mitgliedern des Albstädter Bestform-Studios in diesem Jahr bereits erfahren habe, sei er dankbar. Jedoch wolle er die Gutmütigkeit und Loyalität keinesfalls ausnutzen und daher haben sich Maute und Böhler entschieden:. „Wir werden im Dezember keine Mitgliedsbeiträge einziehen und die Mitgliedschaft für diesen Monat stilllegen.“

Januar ist stärkster Monat

Ob auf juristischem Weg zu erreichen wäre, dass die Fitnessbranche wieder an den Start gehen darf, werde aktuell von renommierten Anwälten geprüft. Doch er sei Realist, sagt Michael Maute. Seine Hoffnungen richten sich nach der nun beschlossenen Verlängerung des Teil-Lockdowns auf den Januar 2021, auch wenn er fürchtet, dass sich vor Februar nichts tun werde. „Der Januar ist in unserem Metier der stärkste Monat“, erklärt er. Die durch die Schließung erlittenen Einbußen ließen sich zwar nicht mehr kompensieren. Doch mit einem könnte er leben, sagt er: „Wenn der Betrieb nach den Feiertagen am 10. Januar wirklich wieder anlaufen könnte...“

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