Zollernalbkreis

Corona-Studie am Zollernalbklinikum: Nicht jeder Infizierte bildet auch Antikörper

16.11.2020

Von Pascal Tonnemacher

Corona-Studie am Zollernalbklinikum: Nicht jeder Infizierte bildet auch Antikörper

© Zollernalbklinikum

Blut abnehmen für die Studie: Hat der Proband nach einer Corona-Infektion Antikörper oder nicht?

Wie viele Klinikmitarbeiter haben sich mit dem Coronavirus infiziert, wer hat in der Folge Antikörper gebildet? Das soll eine Studie am Zollernalbklinikum herausfinden. Eine Teilauswertung ergab: Nicht jeder Infizierte hat auch Antikörper gebildet. Jedoch sind bei einigen anderen trotz negativen Tests solche nachweisbar. Wie das erklärt wird.

Es sind zum Teil die erwarteten, aber auch überraschende erste Ergebnisse, die sie am Zollernalbklinikum aus ihrer Antikörperstudie (wir berichteten ausführlich) ziehen konnten.

Eine Gruppe von 121 Klinikmitarbeitern (eine kleine Teilgruppe der ganzen Studie) ist mit einem PCR-Test auf eine Sars-CoV-2-Infektion untersucht worden.

Als sie – mindestens vier Wochen später – an der Studie teilnahmen, wurden Antikörper gegen Sars-CoV-2 bestimmt.

Überraschende Ergebnisse bei Studie

19 Prozent hatten einen positiven PCR-Test, aber nur bei 30 Prozent dieser positiv Getesteten ließen sich überraschenderweise später Antikörper nachweisen. Dazu kommt: 19 Prozent der negativ Getesteten hatten Antikörper im Blut. Das bedeutet, dass ein sehr großer Teil der Probanden mit Antikörpern zuvor PCR-negativ getestet wurde.

Das deute auf eine Infektion ohne oder mit wenig Symptomen zu einem früheren Zeitpunkt hin – oder auf einen falsch-negativen PCR-Test.

Wann die PCR positiv wird

Diesen erklärt Dr. Otto Tschritter, Studienleiter und Chefarzt der Zentralen Notaufnahme so: Jeder Körper reagiere individuell auf eine Infektion. Das Testergebnis hänge deshalb auch vom Verlauf und dem Test-Zeitpunkt ab.

Denn der PCR-Test wird nur positiv, wenn sich das Virus bereits vermehrt hat. Gleichzeitig muss die Virenlast im Nasen-Rachen-Raum, wo die Abstriche gemacht werden, noch hoch sein.

Kleine Gruppe wurde ausgewertet

Tschritter betont außerdem, dass diese ersten Ergebnisse keinesfalls auf die ganze Klinikbelegschaft übertragen werden könnten. Denn bei dieser ersten Teilgruppe handelt es sich zum Teil auch um Mitarbeiter, die aus verschiedenen Gründen zu Beginn der Pandemie direkten Kontakt zu Infizierten hatten und damit nicht repräsentativ seien.

Mit einem Fragebogen fragte das Studienteam bei den Probanden zum einen die Kontakte zu Infizierten und zum anderen insgesamt 13 Covid-verdächtige Symptome ab.

So konnten die Probanden in die Kategorien „hohes“ und „niedriges Übertragungsrisiko“ sowie „wenig“ und „viele Covid-Symptome“ eingeteilt werden.

Antikörper bilden sich eher bei vielen Symptomen

Das wenig überraschende Ergebnis: Antikörper bildeten vor allem die Mitarbeiter mit hoher Symptomlast und Hochrisikokontakt.

Möglicherweise, schlussfolgern die Wissenschaftler, beeinflussen die Virenmenge und die Erkrankungsschwere (Anzahl der Symptome), ob eine humorale Immunreaktion ausgelöst wird und sich so Antikörper bilden.

Schutzmechanismen funktionieren

Ein Seitenaspekt: Das Ergebnis bestätigt laut Tschritter die Erfahrung am Krankenhaus, dass die Schutzmechanismen (mindestens Stoffmaske bis hin zu FFP2-Maske) auch tatsächlich einen hohen Schutz bieten.

Denn wer dank Maske in der Niedrigrisikokategorie verortet werden konnte, hatte selten Antikörper gebildet und sich zudem möglicherweise auch in der Freizeit infiziert.

Frage der Immunität nicht abschließend beantwortet

Was nicht nur für die Klinikmitarbeiter wichtig ist: die Frage nach der Immunität nach einer überstandenen Krankheit. Diese kann mit den Ergebnissen nicht abschließend beantwortet werden, betont Tschritter.

„Mitarbeiter, die einen positiven PCR-Test, aber danach keine Antikörper im Blut hatten, sind wahrscheinlich nicht immun. Und das wären in dieser Gruppe relativ viele“, sagt Tschritter.

Das Team hat die Studie jüngst bei der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft Interdisziplinäre Notfall- und Akutmedizin (DGINA) vorgestellt.

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