Corona, Lizenzen und Ausgliederung: TSG-Fußballer stehen vor mehreren Herausforderungen

Von Marcel Schlegel

Ein Fußballverein hängt an seiner Fußballmannschaft. Kann diese nicht spielen, steht der Verein still – und irgendwann vor dem Aus. Diese Erfahrung machen in diesen von Corona infizierten Zeiten quasi alle Sportvereine.

Corona, Lizenzen und Ausgliederung: TSG-Fußballer stehen vor mehreren Herausforderungen

In eine ungewisse Zukunft blickt derzeit Uwe Haußmann.

Auch bei der TSG Balingen geht momentan nichts, zumindest auf den Plätzen. Auch bei den Schwaben stehen Trainings- und Spielbetrieb still. Und während die Spieler um Trainer Martin Braun sich individuell, sozusagen im sportliche Home-Office fithalten, arbeiten die Verantwortlichen des Regionalliga-Vereins an einer Mammutaufgabe, notgedrungen von zu Hause aus: Sie müssen die zweigleisigen Planungen für die neue Saison vorantreiben und gleichsam verhindern, dass auf den Stillstand das Aus folgt.

Volkwein muss weiter bezahlt werden

Denn während Einnahmen fehlen, hat sich für den von Abteilungsleiter Uwe Haußmann seit über zehn Jahren wirtschaftlich wie sportlich prosperierend geführten Verein an den laufenden Kosten nichts geändert: Trainer- und Spielergehälter müssen gezahlt werden, dazu Jugendtrainerpauschalen, die hauptamtlich auf der Geschäftsstelle Beschäftigten brauchen ihr Gehalt, Sponsorengelder sind an die Austragung der Heimspiele gekoppelt, VIP-Container wurden aufgebaut, auch der Lohn des vor der Winterpause freigestellten Trainers Ralf Volkwein läuft noch weiter, und, und, und.

Weniger Zuschauer - weniger Einnahmen

Dazu kommt, dass die Zuschauerzahlen und die entsprechenden Einnahmen aufgrund der sportlich dürftigen Runde bislang ohnehin geringer ausfielen als wohl geplant. In der Vorsaison hatten die Balinger bei den Heimspielen im Schnitt 1600 Besucher, in dieser Spielzeit sind es 950. Unterm Strich steht nun: ein Minus. Nicht als Ergebnis von Misswirtschaft, sondern als Folge der sportlichen Talfahrt und viel mehr noch aufgrund des Corona-Stopps.

TSG bittet um Spenden

„Die Situation ist für die TSG wirtschaftlich dramatisch“, schreiben die Balinger auf ihrer Facebook-Seite und werben für „Unterstützer-Tickets“, die Fans ohne Gegenleistung kaufen können. Sie bitten um Spenden. Um Solidarität. Auf diese setzt auch Haußmann, der jedoch einen pragmatischen Ansatz wählt. Weitermachen, sich nicht der Panikstarre hingeben, lautet seine Devise.

Zunächst stehe die Gesundheit über allem, sagt der Balinger. Dann sei er sich sicher, dass Spieler, Trainer, Mitglieder, Sponsoren und Fans den Klub unterstützen würden und die Corona-Krise gemeinsam überwunden werden könne.

Keine Kurzarbeit möglich

Was Haußmann auslässt: dass man bei der TSG Balingen – wie bei den meisten Profi- oder ambitionierten Amateurklubs – im Zweifelsfall darauf hoffen wird müssen, dass Spieler und Trainer auf ihre Gehälter verzichten, die Sponsoren dennoch am Ball bleiben, und mancher Fan und manches Mitglied spendet. Denn Kurzarbeit, wie sie viele Firmen nun beantragen, ist für Minijobber, als welche die Balinger Spieler beschäftigt sind, nicht möglich.

Keine Details

Ins Detail geht Haußmann hier bewusst nicht. Man müsse abwarten, ob es bei der momentan anberaumten Spielpause bis zum 19. April bleibt. Dass danach jedoch wieder gekickt wird, daran glauben nicht mehr viele – der Saisonabbruch dürfte bevorstehen. Von diesem könnte die in der Regional- und Landesliga akut abstiegsbedrohten TSG-Aktiventeams sogar profitieren, weil sie dann womöglich die Klasse hielten. Sofern der Verein die Krise wirtschaftlich überlebt. Es zeigt sich, wie nebensächlich Fußball in Krisenzeiten wird.

Bewerbung um Regional- sowie Oberliga-Lizenz

Der Abteilungsleiter beteuert, man werde sich nun sicher keinen faulen Lenz machen und die Spielpause stattdessen nutzen, um die laufenden Projekte voranzutreiben – die lauten: parallele Bewerbung für Regional- sowie Oberliga-Lizenz, weil die Balinger mit beiden Ligen rechnen müssen, dazu die finale Vorbereitung der Ausgliederung der Fußballabteilung vom Hauptverein. Diese, erstmals im Oktober 2018 angedacht, zog sich hin, weil diese aufwändiger sei als zunächst angenommen, sagt Haußmann.

Zwei Anträge

Die Abspaltung der Fußballer war vor der Corona-Pandemie für den Anfang der neuen Saison im Sommer geplant, weil die Kreisstädter erst Klarheit darüber haben wollen, in welcher Liga es künftig für sie weitergeht – und gleichsam verhindern wollten, sich jetzt schon sowohl für die Regional- wie auch für die Oberliga mit jeweils zwei Anträgen bewerben zu müssen, die Fußballabteilung als Teil des Stammvereins und mit den Fußballern als neuem, eigenständigen Klub.

Mehr Handlungsfreiheiten

Ausgliedern wollen Haußmann und Co. die Abteilung vor allem, weil sich so kürzere Wege und mehr Handlungsfreiheiten ergeben. Stand jetzt muss Ute Hirthe als Vorsitzende des Gesamtvereins unter jede Entscheidung der Fußballabteilung ihre Unterschrift setzen – ein unnötiger Weg, findet Haußmann.