Hechingen

Corona-Krise zwingt Wirteehepaar zum Verkauf: Ist der „Kaiser“ von Boll bald Geschichte?

30.10.2020

von Sabine Hegele

Corona-Krise zwingt Wirteehepaar zum Verkauf: Ist der „Kaiser“ von Boll bald Geschichte?

© Sabinle Hegele

Das Wirteehepaar Heinzelmann gibt das Gasthaus Kaiser in Boll auf.

Ausfälle im Zuge der Corona-Pandemie zwingen zum Handeln: Das Ehepaar Monika und Bernhard Heinzelmann verkauft das bekannte Landgasthaus im Hechinger Stadtteil. Ob es wieder ein Gasthaus wird oder ob möglicherweise auch Wohnungen entstehen, steht in den Sternen.

Sie haben viele schlaflose Nächte hinter sich und oft Tränen geweint – trotzdem stehen sie zu ihrer unternehmerischen Entscheidung: Monika und Bernhard Heinzelmann fangen noch einmal ganz von vorne an. Heißt im Umkehrschluss: Das Gastronomen-Ehepaar aus Boll verkauft den „Kaiser“ – das Elternhaus des Kochs.

„Wir kommen nicht durch die Corona-Krise“

Der so „einfache“ und das künftige Leben doch so sehr prägende Grund: „Wir kommen mit dem Betrieb nicht durch die Corona-Krise.“ Dabei waren die Heinzelmanns zu Beginn dieses Jahres noch voller Hoffnung und glücklich gewesen. Zwar haben sie ihr Restaurant schon zum 1. Januar dieses Jahres komplett geschlossen (eine Entwicklung, die sich aus Gründen des ungebrochen herrschenden Personalmangels schon seit ein paar Jahren abzeichnete), doch waren sie bester Dinge, mit ihrem Schlemmerwägele und dem Cateringservice richtig durchstarten zu können.

95-prozentiger Ausfall

Sie waren weit ins Jahr 2020 hinein sehr gut gebucht für Firmenfeiern, Hochzeiten, Geburtstagsfeste, drei Abi-Bälle… Dann kam der erste Lockdown – und mit ihm die Absage einer Veranstaltung nach der anderen. „Wir hatten einen 95-prozentigen Ausfall zu beklagen.“

Es fehlen die finanziellen Möglichkeiten

Zwar, räumen sie ein, habe das Catering wieder ein kleines bisschen angezogen, und das Geschäft mit dem Schlemmerwägele läuft an allein drei Standorten (neben Hechingen in Bisingen und in Engstlatt) „richtig gut“ – aber die Heinzelmanns sehen „keine Perspektive“. „Wir haben nicht die finanziellen Möglichkeiten“, sagt das Ehepaar ganz unmissverständlich. Und ergänzt: „Den fehlenden Umsatz mit Krediten zu füllen, ist für uns keine Alternative.“

Mit „Schlemmerwägele“ noch ne Weile unterwegs

Denn klar ist: Allein „vom Schlemmerwägele können wir auf Dauer nicht leben“. Über das Jahr hinaus wollen sie damit noch aber unterwegs sein. Anders verhält es sich mit dem Partyservice: Den gibt das Gastronomen- Ehepaar zum 31. Dezember auf. Und sie nehmen Abschied von ihrem Bollemer Landgasthaus. Eine Entscheidung, „die weh tut“. Schließlich ist Bernhard Heinzelmann im „Kaiser“ groß geworden. Seine Eltern hatten das Gasthaus 1961 gekauft, 1989 haben er, der Koch, und seine Frau Monika, die gelernte Einzelhandelskauffrau, das Restaurant übernommen. 31 Jahre stand der 53-Jährige am Herd, seine gleichaltrige Gattin war im Service tätig.

Auch Wohnungen denkbar

Derweil ist der Makler an der Ausschreibung des Gebäudekomplexes. Dabei ist für die Heinzelmanns klar: „Der, der’s kauft, soll seine Ideen frei umsetzen können.“ Heißt: Das Ehepaar knüpft an die künftige Nutzung keinerlei Vorgaben. So könnten hier auch Wohneinheiten entstehen.

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