Albstadt

Corona-Einschränkungen machen dem Tailfinger Tierheim schwer zu schaffen

20.12.2020

Von Dagmar Stuhrmann

Corona-Einschränkungen machen dem Tailfinger Tierheim schwer zu schaffen

© Privat

Bärchens Geschichte zeigt, dass manchmal viel getan werden muss, um ein Tierleben zu retten.

Die vielfältigen Aufgaben kosten Geld: Wegen Mitgliederschwund und weggebrochener Veranstaltungseinnahmen wird die finanzielle Situation immer enger. Zwar hat das Tierheim in Tailfingen dieses Jahr weniger Tiere zu betreuen, dafür aber gibt es umso mehr „Problemfälle“, die einen hohen Aufwand mit sich bringen. Um in Not geratenen Tieren auch in Zukunft helfen zu können, braucht das Tierheim Unterstützung.

Die Corona-Einschränkungen machen dem Tierheim in Tailfingen schwer zu schaffen. Zwar hatte man in diesem Jahr deutlich weniger Tiere zu betreuen, dafür gab es aber umso mehr „Problemfälle“, die einen hohen Aufwand mit sich brachten. „Zudem sind sämtliche Veranstaltungseinnahmen weggebrochen“, sagt Dr. Günter Wiebusch, der Vorsitzende des Tierschutzvereins Zollernalbkreis.

Weniger Mitglieder, weniger Beiträge

Dazu kommt: „Wir haben dieses Jahr zwar den üblichen Schwund, aber deutlich weniger Neueintritte von Mitgliedern als in anderen Jahren.“ Eine Folge der ausgefallenen Veranstaltungen und des damit verbundenen Werbeeffekts. „Wenn die Menschen nicht ins Tierheim kommen können, haben wir keine Chance, auf uns aufmerksam zu machen.“ Weniger Mitglieder bedeutet weniger Beiträge. Doch diese sind zusammen mit Spenden die wichtigsten Einnahmeposten.

Viele haben sich ein Haustier angeschafft

Die finanzielle Situation entwickelt sich nicht zum Positiven. Die wenigen Aktiven des Vereins sind mit enormem persönlichen Aufwand bemüht, das Tierheim nicht nur am Leben zu halten, sondern es weiterzuentwickeln. „Viele Menschen haben sich in der Corona-Zeit Tiere angeschafft“, berichtet Dr. Wiebusch. Nach Corona, so die Befürchtung, könnte es aber zu einem Umkehreffekt kommen.

Fundtiere sollte man immer melden

Dass das Tierheim dieses Jahr deutlich weniger Tiere zu betreuen hat, liegt wohl daran, dass viele Menschen coronabedingt mehr Zeit daheim verbringen und sich beispielsweise um Fundkatzen selbst kümmern anstatt sie im Tierheim abzugeben. „Man sollte die Tiere trotzdem unbedingt beim Fundamt oder bei uns melden“, sagt Dr. Wiebusch, „damit die Besitzer eine Chance haben, ihre Tiere wiederzufinden.“

Bärchens Verletzung hat sich stark verschlimmert

Ein klassisches Beispiel für einen der oben genannten, mit hohem Aufwand verbundenen „Problemfälle“ ist die Geschichte von Bärchen, einer etwa zehn Jahre alten Katze. Dr. Wiebusch erzählt: „Irgendwann vor längerer Zeit muss sie mit einer anderen Katze gestritten haben. Die Verletzung im Bereich der vorderen Außenkralle infizierte sich. Ein Gang in eine Tierarztpraxis, eine gezielte antibiotische Behandlung, und sehr schnell wäre das Problem behoben gewesen. Doch der Besitzer unternahm nichts. Die Entzündung ging in der Tiefe weiter.

Im Laufe der Zeit entstand eine Gewebewucherung

Im Laufe der Zeit entstand eine Gewebewucherung, angefeuert von der inneren Entzündung und Bärchens mechanischen Linderungsversuchen mit der rauen Zunge. Der Knochen der befallenen Kralle wurden zum Teil aufgelöst, und die äußere Wucherung wuchs. Irgendwann wurde das Veterinäramt auf den Fall aufmerksam gemacht und schritt ein. Eine Klinik riet zur Amputation der Gliedmaße. Doch der Besitzer hatte das Geld dafür nicht.

Corona-Einschränkungen machen dem Tailfinger Tierheim schwer zu schaffen

© Privat

Nach der schweren Operation geht es Bärchen wieder gut.

Das Veterinäramt informierte daraufhin das Tierheim und bat darum, die Katze zu übernehmen. Der Besitzer willigte ein. Im Tierheim bemühten sich alle um Bärchen. Besonders Manuela, eine Tiermedizinstudentin aus der Schweiz, die im Tierheim hospitiert, schloss Bärchen ins Herz. Da die Amputation einer Vordergliedmaße nur in Ausnahmefällen zu empfehlen ist, wurde versucht, über kombiniertes therapeutisches und chirurgisches Vorgehen die Gliedmaße zu erhalten, doch angesichts der weit fortgeschrittenen Entwicklung war bald zu erkennen, dass dies keine Aussicht auf Erfolg hatte.

Amputation war unumgänglich

In der Kooperationsklinik des Tierheims wurde eine komplette Amputation der Vordergliedmaße durchgeführt. Daraufhin zeigte es sich, wie sehr Bärchen trotz der Gabe von Schmerzmitteln gelitten haben musste. Denn bereits am zweiten Tag nach dem Eingriff war die Katze aufgeschlossener, fraß und ließ sich streicheln. Und das geschieht nun für den Rest ihres Lebens in der Schweiz. Denn Manuela hat Bärchen direkt aus der Klinik mitgenommen. Nun darf sie zusammen mit zwei Schweizer Artgenossen beschwerdefrei ein behütetes Katzenleben genießen.“

Mitgliedsbeiträge und Spenden sind wichtig

„Tierheime sind dafür da, in Not geratenen Tieren zu helfen, so gut sie es können. Dafür investiert der jeweilige Trägerverein, bei uns der Tierschutzverein Zollernalbkreis, die Mittel, die ihm über Mitgliedsbeiträge und Spenden zur Verfügung stehen“, sagt Dr. Wiebusch. Mit dem Geld unterhält der Tierschutzverein sein Tierheim, investiert in Modernisierung und Erweiterung, bezahlt festangestellte Tierpflegerinnen und bestreitet die Kosten, die für die tierärztliche Versorgung der Heiminsassen aufgebracht werden müssen.

Die Lage in den Tierheimen wird prekärer

Das Tierheim in Tailfingen möchte auch weiterhin Tieren wie Bärchen helfen können. Dafür braucht es Unterstützung. „Gerade in Zeiten der Coronapandemie mit massiven Einschränkungen und hohen Einnahmeausfällen wird die Lage in den Tierheimen immer prekärer“, so Dr. Wiebusch. Gerade jetzt sei die Solidarität aller Tierfreunde gefragt.

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