Chorkonzert in Onstmettingen: Wohltönender Gesang fasst die Seelen unmittelbar an

Von Barbara Szymanski

Die Zeit der Stimmlosigkeit der Voices Hearts & Souls wegen Corona ist vorbei. Das Vokalensemble macht in der halb gefüllten Kirche St. Maria in Onstmettingen seinem Namen alle Ehre.

Chorkonzert in Onstmettingen: Wohltönender Gesang fasst die Seelen unmittelbar an

Die Sängerinnen und Sänger von Voices Hearts & Souls bei ihrem berührenden Auftritt in Onstmettingen.

Voices Hearts & Souls wärmte im ungeheizten Onstmettinger Gotteshaus und dessen schlichten aber ansprechenden Architektur wahrhaft die Herzen und fasst die Seelen der Zuhörer unmittelbar an.

Zurücklehnen und Genießen

Zum Seufzen schön interpretieren die acht Sängerinnen und vier Sänger Gospels unter dem Dirigat von Juandalynn Abernathy das eher ruhige „Trust an Obay“ zu Anfang. Es ist ein behutsamer Einstieg und es folgen noch etwas bekanntere Titel wie „Swing Down Sweet Chariot“ oder „Down By the Riverside“.

Zurücklehnen und einfach nur diesem jubelnden vier- oder achtstimmigen Gesang zuhören. Denn es gibt keinen Anlass zum Mitklatschen und sich Wiegen. Der Sound entwirft eher eine choralartige Feierlichkeit, ohne dass die Farben dieses Klangkörpers verblassen.

Chorleiterin ist ein Energiebündel und Stimmwunder

Eine große Energie geht von den Sängern aus. Und das ist kein Wunder. Dahinter steckt nämlich die Chorleiterin Juandalynn R. Abernathy – ein Energiebündel und Stimmwunder mit der Gabe, alle, die mit ihr singen, mitzunehmen ins Reich der Gospels und Spirituals, des reinen Gesangs, des Wohltönens.

Das Piano unterstützt feinfühlig

Besonders stark in diesem Chor sind die Sopranstimmen, die fast schon glockig und obertonreich direkt ins Herz der Zuhörer treffen. Diese hohen Stimmen sind genial eingebettet ins Alt und in die Stimmenlagen der vier Männer.

Immer wieder löst sich wie bei „I’ll Make a Difference“ eine Solostimme aus dem Sängerverband, und das sind Theresia Rieder, Michael Komisurenko und Tina Gabelica. Doch sonst singen sie mit einer Stimme, sehr feinfühlig unterstützt von Klavierbauer Giuseppe Pisciotta am E-Piano.

Man möchte am liebsten mitsingen

Die sich entwickelnde Dynamik ist atemberaubend, die Intonation gut, die Strukturen sind harmonisch trotz der Komplexität der Chorsätze. Bei Titeln wie „Can You Feel the Love Tonight“ möchte der Konzertbesucher nicht nur lauschen, sondern am liebsten mitsingen oder zumindest summen, so ansteckend und innig tragen es die Sänger vor.

Doch niemand will dieses Stimmengeflecht und die klare Führung der Phrasen stören. Bei „Elijah Rock“ wird es dann plötzlich bluesig, und noch temperamentvoller bis zu einer Art Wechselgesang.

Unglaublich großes Repertoire

Dieses Differenzieren der einzelnen Gospels und Spirituals und ihre teils religiösen Texte sind ebenso eine Besonderheit, wie das umfangreiche Repertoire, dessen Anzahl auf Nachfrage weder die Sänger noch die Chorleiterin beziffern können, nur: „es sind Unmengen“.

Abernathy wählt die Lieder alleine aus für Konzerte („Ich bin die Chefin“), und zwar abgestimmt auf Anlass und Location.

Emotional und besinnlich

Für St. Maria war das Motto des Programms mit 19 Liedern emotional und besinnlich. Nicht wenige davon stammen von Komponisten und Arrangeuren, die die Chorleiterin und Stimmbildnerin mitunter selbst kennengelernt hat wie Moses Hogan. Doch sie schätzt auch die Kompositionen von Jester Hairston und Vivtor C. Johnson.

Ein prima Einfall sind nebenbei erwähnt die Ansagen von Friedemann Konzelmann, der die Texte kurz anreißt. Gleichzeitig können die Ensemble-Mitglieder ein wenig Atem holen, obwohl sie durchaus in der Lage sind, ein ganzes Programm durchzusingen. Doch sie gönnen sich trotzdem eine kurze Pause.

Cohens „Halleluja“ darf nicht fehlen

Danach wird es wieder ruhiger, besinnlicher mit dem fast schon unentbehrlichen „Halleluja“, der musikalischen Dichtung von Leonard Cohen. Der Chor treibt es dabei nicht auf die Spitze mit Gefühlen, sondern bleibt beim ausgewogenen Sound und der klanglichen Homogenität, die diese Gruppe auszeichnet.

Ein langer Applaus zum Schluss

Gleichgültig ob „Shallow“, „Viva la Vida“ oder „Uni Caritas“ oder Titel wie „I Surrender All“ und „I Am His Child“, die Präsenz und Lebendigkeit der Vorträge und das große klangliche Volumen bleibt ausgebreitet und regt die Zuhörer an aufzustehen und lange zu applaudieren zum guten Schluss nach dem berückend schön vorgetragenen irischen Segenslied „Möge die Straße uns zusammenführen“.