Bundesligisten arbeiten an Zukunftskonzepten: Im September soll wieder gespielt werden

Von Marcus Arndt

Die Personalplanungen schlossen die „Gallier“ mit der Scott-Verpflichtung ab – zumindest en gros. Trotz namhafter Abgänge sieht Jens Bürkle, Trainer des HBW Balingen-Weilstetten, den letztjährigen Aufsteiger für die Mammut-Saison gerüstet.

Bundesligisten arbeiten an Zukunftskonzepten: Im September soll wieder gespielt werden

Jens Bürkle will im Juli mit seinem Team in die Vorbereitung starten. Bis dahin wissen die Erstligisten dann wohl auch, wann wieder in der Bundesliga gespielt werden kann.

Mit spitzem Bleistift kalkulierten die Protagonisten neben der Platte das Budget für die kommende Runde im Oberhaus. Es gehört seit jeher zum guten Ton beim schwäbischen Traditionsklub, „dass wir nicht mehr Geld ausgeben, als wir einnehmen . . .“, wie es HBW-Manager Wolfgang Strobel formuliert.

HBW dampft Kader ein

Nachdem weiterhin unklar ist, wann und in welcher Form wieder gespielt werden kann, dampfte der Kreisstadt-Klub seinen Kader ein. Dem Abgang von fünf arrivierten Akteuren stehen nur zwei externe Neuverpflichtungen gegenüber. Mit 14 Mann – jede Position ist doppelt besetzt – sowie Alternativen aus dem Perspektivteam gehen die Balinger aller Voraussicht nach in die Runde. Und das nicht chancenlos. „Eine große Stärke wird unsere Eingespieltheit sein“, meint Bürkle.

Defizite in der Defensive

Der Sportwissenschaftler erklärt: „Fabian Wiederstein und Moritz Strosack kennen den Verein und das Team, da wird die Integration recht schnell vorangehen. Im Angriff wollen wir weiter die Automatismen ausspielen, die wir uns erarbeitet haben. Ich vertraue darauf, dass wir aus unseren Erfahrungswerten aus der vergangenen Saison Möglichkeiten ziehen können.“

Defizite sieht er hingegen in der Defensive. „Wir müssen die Abwehr und den Rückzug in den Griff kriegen“, fordert der ehemalige Erstliga-Kreisläufer, welcher auch bei den Angriffen aus der ersten und zweiten Welle heraus noch Steigerungspotenzial sieht. „Wir müssen beim Gegenstoß besser werden. Da hat man uns vergangene Runde oftmals die Grenzen aufgezeigt.“ In Zahlen ausgedrückt: minus 2,5 Tore pro Partie.

Telefonisch in Kontakt

Zeit, um die vergangenen Saison, welche nach dem Unentschieden am 7. März gegen Minden erst unter- und dann abgebrochen wurde, akribisch mit seiner Truppe auszuarbeiten, hatte der 39-Jährige bislang noch nicht. Seit Monaten ruht der Ball bei den Schwaben. Mit den meisten Spielern steht Bürkle telefonisch in Kontakt, „ein paar habe ich nun auch schon persönlich wiedergesehen.“

Der erfahrene Kommandogeber hofft, dass im Juli wieder zusammen und gemeinsam trainiert werden kann. „Wir werden es auf jeden Fall kontrolliert angehen lassen“, verrät der HBW-Coach, „wollen uns da Schritt für Schritt wieder herantasten. Das Verletzungsrisiko hat sich durch die lange Pause einfach extrem erhöht, da müssen wir sehr aufpassen, bevor wir wieder Vollgas geben können.“

Kurzfristige Planungen

Wie der Übungsbetrieb dann konkret aussieht, weiß Bürkle noch nicht – auch nicht gegen wen und ob überhaupt getestet werden kann. „Wir haben in Sachen Vorbereitungsspiele noch nichts ausgemacht“, sagt er, „ich hatte eigentlich meinen Plan schon im Januar fertig, aber das hat sich dann ja alles geändert. Wir warten jetzt, bis klar ist, wann wieder gespielt wird. Wir werden in den ersten Wochen im Juli sowieso nicht testen. Und ansonsten planen wir das dann kurzfristig. Ich war schon mit einigen Trainern in Kontakt.“

Gut möglich, dass zunächst gegen die Balinger Drittliga-Mannschaft gespielt wird oder immer gegen den gleichen Gegner. Er habe bereits verschiedene Szenarien durchgespielt, sagt Bürkle unaufgeregt, „Hauptsache wir können überhaupt einige Dinge unter Wettkampfbedingungen ausprobieren.“

20 Klubs spielen in der Saison 2020/21 erstklassig. Hinter Meister THW Kiel hat sich die Konkurrenz aus Flensburg, Mannheim und Melsungen bereits positioniert, während die Recken aus Hannover und die Füchse Berlin doch an Qualität verloren haben. Der Hauptstadt-Klub, dem rund 13 Prozent des Gesamtetats fehlen, richtet sich nach drei Monaten des Bangens nun aber auf eine geregelte Zukunft ein. „Das ist die schwierigste Zeit der letzten 16 Jahre, durch die ich den Verein gerade durchbringen muss“, sagt Füchse-Manager Bob Hanning gegenüber der Berliner Morgenpost.

„Auf Treibsand unterwegs“

Der 52-Jährige fühlte sich „sieben Wochen lang auf Treibsand unterwegs“, geht jetzt aber davon aus, „den Turnaround zum Überleben“ zu schaffen. Entsprechend die Personalpolitik der Füchse, welche symptomatisch für das Gros der Branche ist.

Dennoch seien einige interessante Transfers dabei, meint Jens Bürkle. Der Balinger Trainer ergänzt: „Melsungen hat sich verstärkt, die Löwen werden auch noch einmal einen Schritt nach vorne machen. Und auch bei Flensburgs jungem Kader ist davon auszugehen, dass sie den nächsten Schritt machen.“ Auch auf die Aufsteiger sei er gespannt. „Ich glaube, dass es extrem spannend wird – oben wie unten.“