Turnen

Bundesliga-Turnen in der Meßstetter Heuberghalle: „Es ist einfach eine heimelige Atmosphäre“

14.02.2020

Von Matthias Zahner

Bundesliga-Turnen in der Meßstetter Heuberghalle: „Es ist einfach eine
heimelige Atmosphäre“

© Moschkon

Turn-Abteilungsleiterin Katharina Weber (links) und Patricia Bodmer, Vorstand Verwaltung des TSV Meßstetten, holen die Frauen-Bundesliga auf den Heuberg.

Katharina Weber und Patricia Bodmer sind federführend für die Organisation der Bundesliga-Wettkämpfe in der Heuberghalle verantwortlich. Die beiden Funktionärinnen des TSV Meßstetten freuen sich bereits auf das große Event am zweiten Mai-Wochenende.

Nicht nur der TSV Meßstetten fiebert dem 9. und 10. Mai entgegen. Die Turnbegeisterten aus der Region freuen sich auf die 1., 2. und 3. Bundesliga sowie die Regionalliga der Frauen. Dem Verein vom Großen Heuberg ist es gelungen, Deutschlands beste Turnerinnen in den Zollernalbkreis zu lotsen.

Wie haben Sie Meßstetten zum Austragungsort für einen Bundesliga-Wettkampf gemacht?

Katharina Weber: Wir haben schon 2015 mit der Ausrichtung des Tuju-Stars-Finale bewiesen, dass wir Großveranstaltungen können. Damals waren 800 Jugendliche da, um den Bundessieger auszumachen. Wir hatten zweimal 800 Zuschauer in der Halle. Das ist, glaube ich, sowohl bei der Deutschen Turnerjugend als auch beim Deutschen Turnerbund positiv in Erinnerung geblieben. Nun haben wir uns im Hauptausschuss gesagt: Wir sind wieder bereit für eine große Veranstaltung. Im April haben wir uns bei der Deutschen Turnliga mit einer Präsentation beworben und Ende Oktober kam die Zusage.

Patricia Bodmer: Wir hatten in den 90er-Jahren schon einen Männer-Bundesliga-Wettkampf. Ein Waleri Belenki hat da noch geturnt. Das waren allerdings Paarungen – also Mannschaft gegen Mannschaft. Jetzt haben wir gesagt, das könnten wir mal wieder machen. Verrückt sind wir in Meßstetten und die Leute haben wir auch dazu. Die Frauen-Bundesliga war im Zollernalbkreis und der Region ja noch nie da und das ändern wir im Mai nun.

Die Wettkämpfe sind normalerweise bei einem der teilnehmenden Vereine. Meßstetten spielt den „Rulebreaker“. Wissen Sie, wie die Turnerinnen darauf reagiert haben?

Weber: Vergangenes Jahr hat man beim letzten Bundesliga-Wettkampf in Potsdam verkündet, dass in der neuen Runde ein Wettkampf in Meßstetten sein wird. Die Reaktion von vielen Turnerinnen und Trainern war auf die Art: Hä, wo? Aber warum sollen wir so etwas nicht ausrichten können?

Bodmer: Auch andere Mannschaften haben uns gefragt: Wie kommt ihr dazu? Wie macht ihr das aus finanzieller Sicht? Aber gerade die Teams der 3. Bundesliga haben uns positives Feedback gegeben, dass sie auch einige Fans mit in die Heuberghalle bringen werden, weil es eben in der Nähe ist.

Der TSV Meßstetten holte gleich vier Ligen in den Zollernalbkreis. Ist das so üblich?

Weber: Nein. Normalerweise wird immer nur die 1. und die 2. Bundesliga oder die 3. Liga und die Regionalliga zusammen vergeben. Aber wir haben gesagt: Wenn wir es machen, richten wir das ganze Wochenende aus, weil wir erstens die 1. Bundesliga haben wollten und zweitens die 3. Bundesliga, weil die TSG Balingen dort turnt und damit fast einen Heimwettkampf hat.

Bodmer: Die Firma Spieth stellt einen Gerätesatz, den ein LKW am Donnerstagabend anliefert, wir installieren eine Extra-Tribüne, müssen das ganze Catering organisieren. Das alles lohnt sich für einen Tag nicht.

Also braucht sich der TSV Meßstetten keine teuren Bundesliga-Geräte anschaffen?

Weber: Nein. Wir dürften gar keine eigenen Geräte benutzen. Sogar der Magnesia-Kübel kommt von Spieth.

Bodmer: Die ganzen Matten werden angeliefert. Da gibt es ja auch Vorgaben, wie viele Matten um die Geräte liegen und wie weit die Geräte auseinanderstehen müssen. Wir müssen aber die Transportkosten zahlen.

Weber: Um fünf Zentimeter gehen die Geräte gerade so in die Halle.

Das ist eine enge Kiste. Hätte es sein können, dass das Ganze scheitert, wenn die Abstände der Geräte nicht wie vorgegeben gewesen wären?

Weber: Das hätte durchaus sein können. Die Sicherheit muss ja gegeben sein. Wenn eine Turnerin einen Abgang macht, stolpert und gegen eine Wand rennt, ist niemandem geholfen. Spieth hat einen Plan mit den Maßen erstellt, wir sind sogar extra noch mal selber in die Halle und haben nachgemessen, ob es tatsächlich passt.

Durch die etwas kleinere Halle sind die Zuschauer nahe am Geschehen . . .

Bodmer: Genau, die Zuschauerränge gehen bis in die Halle runter. Beim Sprunganlauf müssen sie die Füße einziehen, dass da keiner stolpert. So nahe wie in Meßstetten kommt man nirgends an die Sportlerinnen ran. Es ist einfach eine heimelige Atmosphäre; das haben uns auch schon die Männer damals in den 90er-Jahren bestätigt.

Weber: Die Turnerinnen sollen sich bei uns wohlfühlen. Und auch für die Regionalliga- und Drittliga-Turnerinnen ist es eine tolle Sache, wenn sie professionelle Geräte vorfinden.

Anders als die Männer tragen die Frauen keine Duelle aus, sondern messen sich an einem Wettkampftag mit allen Konkurrentinnen der Liga. Welches Format gefällt Ihnen besser?

Bodmer: Für den Veranstalter ist es viel interessanter, einen Frauen-Wettkampf auszurichten, weil dadurch mehr Zuschauer in die Halle kommen. Auch für die Zuschauer selbst ist es interessanter, weil es beim Turnen manchmal etwas länger geht, bis eine Bewertung draußen ist. Hier wird an zwei Geräten gleichzeitig geturnt. So gibt es immer etwas zu sehen – ohne Wartezeiten.

Auf welche Weltklasse-Turnerinnen darf sich das Publikum freuen?

Weber: Wir hoffen natürlich, dass wir einige Größen in die Halle bekommen. Aber wer letztlich hier in Meßstetten turnt, wissen die Mannschaften selbst noch nicht.

Bodmer: Unsere große Hoffnung ist, dass eine Elisabeth Seitz oder eine Kim Bui kommen. Aber du kannst nie sagen, wie es mit den Verletzungen ist, wie es die Turnerinnen mit der Olympia-Vorbereitung handhaben.

Wann steht denn fest, wer nach Meßstetten reist?

Weber: Das wissen wir vielleicht sogar erst am Wettkampftag. Die Hoffnung ist aber da, dass jemand aus der Nationalmannschaft kommt. Aber auch ohne die Topturnerinnen ist das Niveau schon sehr hoch, sodass wir garantiert tolle Übungen sehen werden.

Elisabeth Seitz hat 2018 WM-Bronze am Stufenbarren geholt. Es kann also durchaus sein, dass eine Olympiasiegerin ein paar Monate zuvor in Meßstetten an die Geräte ging, oder wie schätzen Sie die Chancen der Deutschen in Tokio ein?

Weber: Klar ist es möglich, dass eine Deutsche Gold holt. Aber Nationen wie China, Russland und die USA sind schon extrem dominant. Ich denke, dass es das Ziel ist, das Mannschaftsfinale zu erreichen und ein paar Turnerinnen in den Einzelfinals zu haben.

Bodmer: Bei der WM in Stuttgart im letzten Jahr hat die deutsche Mannschaft das Finale knapp verpasst. Ich denke, dass das nun das Ziel ist.

Zurück zu den Wettkämpfen im Mai. Sie haben vorhin gesagt, dass Sie sich explizit um die Austragung der 3. Liga beworben haben, weil dort die TSG Balingen an den Start geht. Was sagen Sie zum Aufstieg der Eyachstädterinnen?

Weber: Ich finde es wahnsinnig toll und habe den größten Respekt vor dieser Leistung – vor allem auch im Hinblick auf ihre Hallensituation, die wirklich eine Katastrophe ist. So in die 3. Liga aufzusteigen, ist der Hammer.

Bodmer: Rudi Bareth hat in Balingen wirklich eine klasse Arbeit geleistet – größten Respekt davor.

Was trauen Sie den Balingerinnen in der 3. Liga zu?

Weber: Das ist schwer zu sagen. Wir hoffen natürlich, dass sie die Klasse halten.

Nun sind es noch drei Monate bis zu den Wettkämpfen. Was muss noch alles gemacht werden und was haben Sie schon erledigt?

Weber: Ein großer Punkt sind unsere Helfer. Wir haben bereits über 150 Freiwillige gewinnen können. Das zeigt, dass die Leute voll hinter diesem Event stehen. Wir brauchen Sicherheitskräfte. Eintrittskarten mussten wir drucken. Jetzt geht es noch an das Programmheft, in dem wir unter anderem das Bewertungssystem erklären, weil es für Turn-Laien nicht ganz so einfach ist. Wir bauen eine Tribüne mit 100 Extrasitzplätzen auf. Insgesamt passen so 520 Zuschauer in die Halle.

Bodmer: Die meisten Kampfrichter werden von der DTL und den teilnehmenden Mannschaften gestellt. Aber wir als Veranstalter brauchen noch zusätzlich sechs B-Lizenzkampfrichter, die als Linienrichter und Zeitnehmer fungieren. Wir haben zwar beim TSV Meßstetten die benötigte Anzahl – darunter fallen auch wir beide –, aber wir können nicht über die zwei Tage in jedem Durchgang eingesetzt werden. Deshalb bekommen wir Unterstützung aus Ebingen, Balingen, Schömberg, Möglingen und Pleidelsheim.

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