Bürgerinitiative Pro Plettenberg wendet sich wegen geplanter Umweltzone an OB Reitemann

Balingen soll Umweltzone werden. Die BI Pro Plettenberg hat dazu einen offenen Brief an die Verwaltungsverantwortlichen im Kreis und speziell an OB Helmut Reitemann verfasst.

Wir veröffentlichen nachfolgend den offenen Brief in Auszügen:

„(...) Leider machen Sie die Rechnung ohne Holcim. Die Steigerungen des Schadstoffausstoßes seit die Schweizer am Ruder sind (beträgt) bis zu 130 Prozent, in der Summe sind es circa 4000 Tonnen pro Jahr, die hauptsächlich Richtung Norden getrieben werden. Somit auch in Richtung Balingen. Dies macht alle Bestreben zunichte, die Luft besser zu machen. Autos mit Umweltzonen aus den Städten zu verbannen, kostet den Einzelhandel seine Kunden, nebenbei, was haben die Umweltzonen bisher gebracht? Nichts, denn die Industrie sorgt für Ausgleich, die Autofahrer werden gemolken und die Industrie wird für hervorragende Arbeit gelobt.

(...) Allerdings wissen die wenigsten, wenn es in Balingen nach verbranntem Kunststoff riecht, woher das Düftchen kommt. Mehrere hunderttausend Tonnen Müll (...) der zehn Kilometer südlich im Drehofen von Holcim verbrannt wird, Luftfilter wie sie in Müllverbrennungsanlagen Standard sind – Fehlanzeige. Das Produkt (Kalkmehl) muss zur Schadstoffsenke herhalten. Den Anwender vom Zement lässt man allerdings im Ungewissen, was da alles im Zement enthalten ist. Von alkalisch und chromarm ist die Rede, im Sicherheitsdatenblatt. Wenn Sie wissen möchten, was im Zement noch alles sein kann, müssen Sie nur den Umweltbericht von Holcim studieren. Nahezu alle Umweltschutzorganisationen lehnen die Müllverbrennung in Zementwerken ab und sprechen sich für konventionelle Brennstoffe wie Öl, Kohle und Gas aus.

(...) Die Reduzierung der Schadstoffe, wenn Holcim jetzt schon die 17.BISchV einhält und nicht erst spätestens 2019 – lächerlich. Viele Ausnahmen wie Direktbetrieb und erhöhte Halbe-Stunden Grenzwerte. Ausnahmen über Ausnahmen, alles was echte Müllverbrennungsanlagen nicht genehmigt bekommen. Die Reduzierung des Stickstoffdioxid Grenzwertes von 500mg/N³ auf 200mg/m³ scheint auf den ersten Blick schon ein Schritt in die richtige Richtung, wäre da nicht die Schieferverbrennung mit den alten Grenzwerten nach TA Luft. Sage und schreibe 800mg/N³ und da es vier Wirbelschichtöfen gibt, kommen stolze 3200g/N³ zusammen. Holcim tut was, richtig die Staubfilter wurden verbessert, den Dreck sieht man schließlich auf den Dächern und Autos. Was aber besonders schädlich und giftig ist, da hat sich nicht viel getan bei Holcim. Anders bei etlichen anderen Zementherstellern, die mit modernen Aktivkoksfilter, Nasswäscher und auch mit SCR-Katalysator Technik dem Stickstoffdioxid zu Leibe rücken. Holcim schaffte es gerade, die veraltete SNCR Anlage 2014 wieder zu ertüchtigen, das lässt im Gegenschluss die Frage zu: Wurde diese Anlage zur Reduzierung des Stickstoffdioxids, seit dem Einbau 2001 unter Rohrbach gar nicht betrieben?

Somit schafft es Holcim an Platz eins im Zollernalbkreis. Cirka 95 Prozent der industriellen Luftschadstoffe werden von Holcim ausgestoßen. (...) Auch wenn Sie den gesamten Verkehr aus dem Zollernalbkreis verbannen und die Kleinfeuerungsanlagen abschalten lassen, wird sich nicht vieles verbessern, denn Holcim stößt circa 60 Prozent mehr als der Verkehr und circa 50 Prozent mehr als die Kleinfeuerungsanlagen im Zollernalbkreis aus. Sollte Holcim die Genehmigung für 100 Prozent Müll erhalten, wird es schwierig werden, den Bürgern zu erklären, dass die einen den Schadstoffausstoß steigern dürfen, von Politik und Verwaltung gelobt, und der Rest wird geknüppelt.

(...) Holcim verbrennt zukünftig mehrere hunderttausend Tonnen an Müll und beschäftigt nicht einmal die nötigen Experten – ein Skandal.“