Brauer, Müller und Bauer kooperieren: Gerste für Rosenfelder Lehner-Bräu wächst auf der Alb

Von Rosalinde Conzelmann

In der vergangenen Woche hat der Meßstetter Landwirt Martin Huber die Braugerste für 2021 auf seinen Äckern ausgesät. „Das ist bestimmt die höchstgelegene Braugerste Deutschlands“, meint Dominik Reger, Braumeister und Geschäftsführer der Betriebsgesellschaft der Rosenfelder Lehner-Brauerei, lachend. Reger setzt auf Nachhaltigkeit und kooperiert beim Anbau der Braugerste mit örtlichen Landwirten und der Klostermühle in Heiligenzimmern.

Brauer, Müller und Bauer kooperieren: Gerste für Rosenfelder Lehner-Bräu wächst auf der Alb

Sie setzen auf Nachhaltigkeit und kooperieren: Landwirt Martin Huber (von links), Dominik Reger, Geschäftsführer und Braumeister in der Lehner-Brauerei, und Wilhelm Lohrmann von der Klostermühle Heiligenzimmern im Sudhaus.

Dass die Gerste auch in Höhenlagen bestens gedeiht und von guter Qualität ist, hat sie bereits bei der Ernte 2020 bewiesen – zum Start der nachhaltigen Kooperation zwischen dem Bierbrauer, der örtlichen Landwirtschaft und der Klostermühle Heiligenzimmern.

Tradition gepaart mit Regionalität

Die Lehner-Brauerei ist mit ihren 90 Jahren auf dem Buckel die letzte traditionsreiche Brauerei im Zollernalbkreis und will sich auch durch Regionalität und Nachhaltigkeit von den Großen abheben und am Markt behaupten. Die vier Investoren, die das Unternehmen nach der Insolvenz gerettet haben und denen mit Dominik Reger ein Profi im Bierbrauen zur Seite steht, wollen den traditionsreichen Weg weitergehen, ohne sich den technischen Neuheiten zu verschließen. Aus diesem Grund wird die Brauerei, wie schon berichtet, Schritt für Schritt auf Vordermann gebracht und fit für die Zukunft gemacht.

Bislang hat Dominik Reger die rund 200 Tonnen Gerste, die er für seine Biere jährlich verarbeitet, auf dem freien Markt bezogen und in einer Bruchsaler Mälzerei weiter verarbeitet. Die Mälzerei braucht der Braumeister immer noch, aber die Braugerste wächst jetzt in seiner Heimat.

Die Idee kommt vom Landwirt

Die Idee, die Gerste für die Lehner-Biere auf der schwäbischen Alb anzubauen, stammt von dem Landwirt Martin Huber und stieß bei Dominik Reger gleich auf Zustimmung. „Der Verbraucher legt immer mehr Wert auf Nachhaltigkeit und Regionalität“, sagt Reger. Diesem Wunsch wollte er sich nicht verschließen und holte als weiteren Partner für das neue, regionale Modell Wilhelm Lohrmann von der Klostermühle Heiligenzimmern mit ins Boot.

Die erste Ernte war gut

Nachdem Martin Huber die erste Ernte im April 2020 angebaut und eingefahren hat, wurde das Getreide in der Klostermühle in Heiligenzimmern erfasst, gereinigt und zwischengelagert, bis sie von der Malzfabrik abgerufen wurde. „Die Qualität der ersten Ernte war gut“, sagt Wilhelm Lohrmann. Was die Höhenlage betrifft, gebe es keine Nachteile. „Die Gerste reift halt später ab“, sagt Lohrmann. Gerne würde Reger auch den Arbeitsgang der Vermälzung in der Region durchführen lassen. „Das ist aber nicht machbar“, betont er.

Das fertige Malz mit der heimischen Braugerste wird dann in Rosenfeld gemeinsam mit Wasser, Hopfen und Hefe als die vier wichtigsten Bierzutaten weiter verarbeitet und als letzten Arbeitsgang in Flaschen gefüllt.

Dominik Reger hat seine neue Aufgabe in Rosenfeld im Februar 2020 hochmotiviert begonnen. Der Brau- und Mälzmeister, der noch Inhaber des „Brauhaus Zollernalb“ in Ebingen und Geschäftsführer der Lindenbräu Getränke in Meßstetten ist, wurde dann, wie so viele, von der Pandemie eiskalt erwischt.

Kein Fass-, dafür mehr Flaschenbier

Das Brauhaus in Ebingen ist geschlossen und in der Rosenfelder Brauerei ist der Absatz an Fassbier eingebrochen, weil die Gastronomie seit Monaten geschlossen hat. Dafür trinken die pandemiegeplagten Zollernälbler mehr Bier daheim und der Absatz an Flaschenbier ist gestiegen. Aus jedem der insgesamt 200 Sude pro Jahr werden in Rosenfeld 40 Hektoliter Bier gewonnen, informiert Reger.

Betrieb läuft trotz Corona

Während im Brauhaus alle Mitarbeiter in Kurzarbeit sind, läuft der Betrieb in Rosenfeld großteils weiter und nur wenige Mitarbeiter arbeiten nicht voll. Das liegt auch daran, dass die Investoren, die sich in einer Besitzgesellschaft zusammengeschlossen haben, für die Abfüllung zwei neue Maschinen angeschafft haben und weiter Geld in die Modernisierung stecken wollen.

Die Gastronomie fehlt

„Corona hat gezeigt, dass die Globalisierung nicht der einzig richtige Weg ist“, betont Reger. Gerade bei Lebensmitteln sei der Verbraucher viel kritischer geworden und kaufe lieber in kleineren Geschäften ein, die regionale Produkte führen und unterstütze damit die Region. Dieses Verbraucherverhalten hilft ihm nun, die Krise zu überstehen. Dennoch wünscht sich der Braumeister sehnlichst, „dass die Gastronomie endlich wieder aufmachen darf“.