Blick zurück: Im Juli 1944 fielen Bomben auf Ebingen – 65 Menschen kamen ums Leben

Von Dagmar Stuhrmann

Am 11. Juli jährt sich der Bombenangriff auf Ebingen zum 75. Mal. Gerhard Hauser hat diesem Ereignis in seinem Buch „Albstadt – Von der Industrialisierung bis zum Zusammenschluss 1975“ einige Seiten gewidmet.

Blick zurück: Im Juli 1944 fielen Bomben auf Ebingen – 65 Menschen kamen 
ums Leben

Etliche Gebäude – wie hier der Ochsenbäck im Kirchgraben – wurden durch die Bomben zerstört.

„Gegen 13.40 Uhr“, schreibt er, „erschien eine Staffel von sieben oder acht viermotorigen Maschinen am Himmel, formierte sich in Angriffsposition und warf ihre Bomben ab. Dabei gingen zwischen 322 und 368 Sprengbomben mit einem Gesamtgewicht von 14,6 bis 16,7 Tonnen auf der Stadt nieder.“

Amerikanische Flugzeuge mussten ihre Bomben los werden

Die amerikanischen Flugzeuge warfen über Ebingen Bomben ab, die sie bei ihrem eigentlichen Einsatz nicht los geworden waren. „Ebingen war kein Ziel“, bestätigt die Albstädter Stadtarchivarin Dorothea Reuter, „obwohl auch hier zumindest Teile von kriegswichtigen Gütern hergestellt wurden.“

Angepeiltes Ziel wurde nicht getroffen

So war es ein unglücklicher Zufall, dass die Flugzeuge ihre Bombenlast gerade über Ebingen entsorgten. Das wohl angepeilte Ziel, die Gleisanlagen beim Bahnhof, trafen die Bomben nicht. Sie verwandelten jedoch die Stadt in eine Trümmerwüste.

Durch die Einschläge und Explosionen wurden zahlreiche Gebäude ganz oder teilweise zerstört, in der Marktstraße türmten sich Trümmerhaufen, auch das Rathaus wurde getroffen. Der Dachstuhl, der Eingangsbereich und das seinerzeit im Rathausdachgeschoss untergebrachte Heimatmuseum wurden in Mitleidenschaft gezogen.

Feuer- und Rauchmeer über der Stadt

Gerhard Hauser zitiert in seinem Buch den stellvertretenden Werkschutzleiter der Firma Christian Ludwig Maag: „Ein Feuer- und Rauchmeer lag über der Stadt, als ob dieselbe an allen Ecken und Enden brennen würde. Welch trostloses Bild sinnloser Zerstörung bot sich hier unseren Augen! Große Bombentrichter hatten die Gartenstraße aufgerissen. Die Gas- und Wasserleitungen waren an vielen Stellen zerstört; ganze Häusergiebel waren abgerissen und lagen als riesige Schutt- und Trümmerhaufen auf der Straße.“

„Innerhalb kürzester Zeit wurden 400 Hilfskräfte aus dem gesamten Stadtgebiet zusammengezogen“, schreibt Hauser. Dennoch habe der Schock nach den Angriff bei vielen Einwohnern für Verwirrung gesorgt.

Bei dem Bombenangriff starben 65 Menschen

Über die Zahl der Toten und das Ausmaß des Gebäudeschadens kursieren unterschiedliche Zahlen. Laut Hauser kamen durch den Bombenangriff im Juli 1944 in Ebingen 65 Menschen ums Leben. Der Autor berichtet von einer nach dem Angriff erstellten Meldung. Demnach starben zwei Personen in einem Keller, 22 wurden durch Mauertrümmer erschlagen, 26 verschüttet, 13 durch Bombensplitter getötet und zwei durch den Luftdruck. 35 Häuser wurden vollständig zerstört.

Im April 1945 war ein Munitionszug das Ziel

Es blieb nicht bei diesem einen Luftangriff auf Ebingen. Am 18. April wurde der Bahnhof zur Zielscheibe. Beim Beschuss eines Munitionszugs flog die Munition in die Luft und verwüstete den Bereich rund um den Bahnhof.

Zahleiche Gebäude schwer beschädigt

Das Bahnhofsgebäude, Teile der Fabrikbauten von Gustav Hartner und das Lagergebäude der Spedition Albert Siegmann waren nur noch Ruinen. Schwer getroffen waren den Recherchen Gerhards Hausers zufolge auch das Hauxgebäude und die Wühotri. Schäden fanden sich sogar noch bei der weiter entfernten Nadelfabrik Groz-Beckert.