Bizerba zieht Bilanz: Umsatz sinkt minimal, weil 2018 in Deutschland weniger verkauft wurde

Von Lydia Wania-Dreher

Seit Jahren wuchs der Umsatz von Bizerba kontinuierlich, im Jahr 2018 gab es nun eine Stagnation. In Deutschland wurde weniger verkauft. Das internationale Wachstum der Firma fängt das jedoch auf.

Bizerba zieht Bilanz: Umsatz sinkt minimal, weil 2018 in Deutschland weniger verkauft wurde

Die Geschwister Angela und Andreas Kraut leiten die Geschicke von Bizerba.

„Uns war bewusst, dass das so laufen wird“, erklärt Bizerba-Chef Andreas Kraut am Dienstag bei der Pressekonferenz. Das Balinger Familienunternehmen machte im vergangenen Jahr einen Umsatz von 675 Millionen Euro. Im Jahr 2017 waren es 677 Millionen Euro.

Deutscher Markt stoppt kontinuierliches Wachstum

„Wir sind davor kontinuierlich gewachsen“, erinnerte Andreas Kraut. Grund für die jetzige Stagnation sei der deutsche Markt. Vor zehn Jahren seien neue Eichgesetze eingeführt worden, die Handel und Industrie zu Investitionen gezwungen hätten. Davon habe man in den vergangenen Jahren profitiert. Nach dieser Neueinführung würden die Kunden nun nicht mehr so viel investieren.

Ausland fängt Rückgang auf

Das internationale Wachstum hat jedoch den Rückgang in Deutschland aufgefangen. Knapp 70 Prozent des Umsatzes macht Bizerba im Ausland. Neben Europa (45 Prozent) ist auch Amerika (21 Prozent) stark vertreten. Gerade bei Letzterem verzeichne man ein sehr starkes Wachstum. Noch Potenzial sieht Andreas Kraut im asiatischen Markt.

China ist zweitgrößter Standort

Bereits jetzt steht in China der zweitgrößte Produktionsstandort nach dem Stammsitz in Balingen. Er sei in den vergangenen Jahren hochgefahren worden, so Kraut. Auch der Standort in den USA werde derzeit ausgebaut. „Wir sind darauf vorbereitet, noch mehr in den USA abzuwickeln“, so Kraut.

Bizerba hat sich in den vergangenen Jahren sehr breit und international aufgestellt. Daher sieht Andreas Kraut auch der wirtschaftlichen Eintrübung in Deutschland nicht mit Sorge entgegen.

Derzeit macht der Verkauf von Waagen und Schneidemaschinen knapp 30 Prozent des Umsatzes aus. Im Industriegeschäft werden 24 Prozent generiert und mit dem Verkauf von Etiketten 16 Prozent. Zehn Prozent des Umsatzes entfallen auf Finanzdienstleistungen. Dort arbeitet Bizerba mit Kunden, aber auch mit lokalen Autohäusern zusammen.

Service macht großen Teil des Umsatzes aus

Rund 21 Prozent verdient Bizerba mit Dienstleistungen, sprich dem Service und der Betreuung von Kunden. Schon jetzt seien die meisten Mitarbeiter Servicetechniker, so Andreas Kraut. Die Sparte soll auch international noch weiter ausgebaut werden. Denn das sei ein entscheidender Wettbewerbsvorteil.

„Die Geräte müssen immer laufen, auch am Samstag, Sonntag und in der Nacht“, erklärte der Vorstandsvorsitzende. Man verkauft Verfügbarkeit.

Bizerba stellt weiterhin mehr Personal ein

Im vergangenen Jahr stieg die Anzahl der Bizerba-Mitarbeiter auf 4146 Menschen. Das sind 72 mehr als im Vorjahr. Auch in diesem Jahr wolle man weiter Personal aufbauen, so Kraut. Das Unternehmen hat seit einigen Jahren mehr Beschäftigte im Ausland als in Deutschland.

Am Standort Balingen waren zum Ende des Jahres 1216 Personen angestellt. Deutschlandweit hatte das Unternehmen 2018 genau 121 Auszubildende, was einer Quote von sechs Prozent entspricht.

Unternehmen investierte insgesamt 16 Millionen Euro

Im vergangenen Jahr beliefen sich die Investitionen auf 16 Millionen Euro. Am Standort Balingen waren es 7,7 Millionen Euro. Aber auch in die Mitarbeiter wurde investiert. So gibt es nun ein Digitalteam, dass sich den Themen Digitalisierung und Industrie 4.0 annimmt. Zudem wurde die Bizerba Academy gegründet. Diese soll bestehende Mitarbeiter gezielt fördern und weiterentwickeln.

Bei künstlicher Intelligenz kooperiert das Unternehmen mit Start-up

Immer mehr spielt auch das Thema künstliche Intelligenz eine Rolle bei Bizerba. Dort holt sich das Unternehmen auch Hilfe von außen, wie etwa von dem israelischen Start-up Super Smart. Gemeinsam wurde ein sogenanntes Loss-Prevention-System entwickelt. Dieses verhindert, dass beim automatischen Zahlen an der Supermarktkasse Artikel übersehen oder vergessen werden.

Ein weiteres Thema sind intelligente Regale. Sie erfassen, was entnommen wurde und drucken einen entsprechenden Bon mit Preis für den Kunden aus. Zeitgleich wird an die Logistik gemeldet, dass das Produkt nachbestellt werden muss.

Vorerst ruht hingegen das Thema verfärbbare Etiketten, die anzeigen, ob die Kühlkette eingehalten wurde. Die Kunden hätten hier zu große Investitionen. Aber auch Angst, dass Kunden ihr Hähnchen oder den Fisch wieder zurückbringen, weil sich auf dem Weg nach Hause das Etikett verfärbt hat. Dennoch beteilige man sich an einem Test des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft, das Alternativen zum bisherigen Mindesthaltbarkeitsdatum erforsche.

Doch nicht nur neue Geräte beschäftigen die Verantwortlichen. Auch das Thema Recycling wird immer wichtiger. So werden Altgeräte zum Beispiel auseinandergebaut und daraus Ersatzteile gewonnen. Ein weiterer Teil wird in andere Länder verkauft oder aufbereitet und als gebrauchtes Gerät wieder verkauft.

Neues Logistikzentrum soll 2019 geplant werden

Noch in diesem Jahr soll mit den Planungen für das neue Logistikzentrum beim Hobbyland in Balingen begonnen werden. Der Baubeginn ist für 2020 geplant. Insgesamt sind Andreas Kraut und seine Schwester Angela Kraut zufrieden mit dem abgelaufenen Geschäftsjahr. In diesem Jahr gehen sie von einem Umsatz von 698 Millionen Euro aus.

„Wir rechnen damit, dass er nach der Stagnation wieder ansteigt“, so Andreas Kraut. Zukäufe seien momentan nicht geplant. Man wolle organisch wachsen.