Bitzer Kapelle entführt zu einer atemberaubenden musikalischen Gipfeltour auf den Eiger

Von Ulrike Zimmermann

Die Musikkapelle Bitz zündete am Samstag bei ihrem Winterkonzert in der Festhalle ein musikalisches Feuerwerk der Extraklasse. Alle sprühten nur so vor Spielfreunde nach dem eingeschränkten Probebetrieb während der Pandemie.

Bitzer Kapelle entführt zu einer atemberaubenden musikalischen Gipfeltour auf den Eiger

Die Musikkapelle Bitz wagte sich beim Jahreskonzert hoch hinaus.

Bevor die die Jugendkapelle unter ihrer Dirigentin Angelina Färber den Konzertabend eröffnete, gab es hinter dem noch geschlossenen Vorhang bereits einen kleinen Vorgeschmack mit dem besinnlichen Weihnachtslied „Es ist ein Ros entsprungen“. Kaum öffnete sich der Vorhang, legten die jungen Musikanten so spritzig los, als hätten sie nie pausieren müssen. Schon die mitreißende Ouvertüre „The Little Magyar“ (der kleine Ungar) mit mehrfachen Stimmungs-, Rhythmus- und Tempowechseln setzte den ersten Glanzpunkt.

Nachwuchs kommt mit Kerzen

Ein wahrhaft himmlisches Vergnügen aber waren die schottische Volksmelodie „Amazing Grace“ (Erstaunliche Gnade) und das protestantische Kirchenlied „Bleib bei mir, Herr“. Aber wo sind diesmal die Zöglinge, fragte sich so mancher im Saal, denn diese durften sonst immer am Anfang ihr Können zeigen. Das Geheimnis wurde gelüftet und mit Kerzen kam der musikalische Nachwuchs auf die Bühne, um gemeinsam mit der Jugendkapelle die Herzen des Publikums mit bekannten Weihnachtsmelodien zu erobern.

Zeitgenössische Kompositionen

Wie ein klangschöner, dynamisch feinsinnig ausdifferenzierter Ruhepunkt klang James Barnes Yorkshire-Ballade als Auftakt für das große Orchester unter der Leitung von Ramona König. Mit tiefen Gefühlen ging es weiter. Sie stehen im Mittelpunkt der sinfonischen Komposition „Emotionen“ von Kurt Gäble. Der ganze Pulsschlag des Lebens schien in den facettenreichen Sequenzen aufzuscheinen. Kraftvoll und leidenschaftlich am Anfang, zarte, melodiöse Klangfarben im Mittelteil und ein bombastisch tosendes Finale.

Hommage an James Last

Nach dem Tod des Bandleaders James Last 2015 wurde vielen erst bewusst, welche Fülle an fantastischen Interpretationen und Eigenkompositionen der weltweit renommierte Künstler hinterlassen hat. Bei dem Medley „Last Golden Hits“ in einem Arrangement von Steve McMillan funkelten die Blechblasinstrumente wie Funkenfeuer um die Wette. Der leidenschaftliche Big-Band-Sound, rhythmisch bis in die Fußspitzen und gepaart mit einem Hauch Nostalgie begeisterte das Publikum und ließ Erinnerungen wach werden. Mit dem österreichischen Militärmarsch „Furchtlos und treu“ verabschiedete sich die Musikkapelle in die Pause.

Musikalische Gipfeltour

Im zweiten Teil wuchs das Blasorchester mit „Eiger“, einer musikalischen Bergtour auf den berühmten Gipfel in den Berner Alpen, über sich hinaus. James Swearingen schrieb dieses Stück für seinen Vater, den er mit neun Jahren an der Eigernordwand verlor. 40 Jahre später macht er sich selbst auf den Weg zum Gipfel. Mal laut, dann wieder leise, werden die Kälte, die Erfolgsmomente, aber auch die Ängste beim Aufstieg hör- und spürbar, bis die Komposition in einem furiosen Crescendo und dem Gipfelsieg endet. Dirigentin Ramona König führte das Orchester mit exakter Stabführung souverän durch die Schwierigkeiten dieser symphonischen Erzählung.

Von der Kälte ging es mit dem temperamentvollen Musical-Klassiker „Grease“ in den Sommer. Bei den Darbietungen im Rock’n Roll Stil wippten die Füße von allein im Takt. Sie standen dann aber erst einmal wieder ganz still. Hingebungsvoll lauschte das Publikum dem internationalen Hit „The Story“ von Phil Hanseroth. Martin Scharnagl hat die lyrische Ballade der US-amerikanische Sängerin Brandi Carlile für Blechbläser mit einem elektrisierend rhythmischen Groove arrangiert, der die Füße fast von allein wieder in Bewegung setzte.

Böhmische Polka setzt den Schlusspunkt

Traditionell setzte eine schwungvolle böhmische Polka den Schlussstrich des Konzerts. Zu Ende war es aber damit nicht. Das Orchester dankte für den großen Applaus mit dem spanischen Weihnachtslied „Felize Navidad“ und hunderte Lichter funkelten in der dunklen Festhalle. Die Augen der aktiven Musikanten werden am Ende des Abends auch gefunkelt haben, denn die Bitzer sparten nicht nur mit Applaus, sondern griffen auch vor dem Heimweg tief in die Taschen, um die Spendenbox zu füllen.