Was tun bei Stromausfall: So rüstet sich Bitz für Katastrophenfälle
16.08.2023

© Ulrike Zimmermann
Im ersten Schritt soll die Netzersatzanlage (NEA) für das Ortszentrum mit Rathaus einschließlich Stromerzeuger eingerichtet werden. Die beiden Stromaggregate für das Bildungszentrum und den Bauhof könnten im nächsten Haushaltsjahr beschafft werden.
Aufgrund der im vergangenen Jahr thematisierten Energiemangellage hat die Bitzer Verwaltung überprüft, in welchen kommunalen Einrichtungen eine vom öffentlichen Netz unabhängige Stromversorgung möglich und notwendig ist, um sich vor Katastrophen zu schützen.
Sollte es in Deutschland zu einem längeren Stromausfall kommen, hätte das katastrophale Folgen und würde alle kritischen Infrastrukturen betreffen. Ohne Strom gibt es kein Licht, keine Toiletten, keine Heizung, kein Telefon, keine Züge und Straßenbahnen, keine Supermarktkasse, keine Aufzüge, kein Geld aus dem Automaten. Das Bundesamt für Katastrophenschutz in Deutschland rät jedem Einzelnen, sich auf einen möglichen Krisenfall vorzubereiten. Für zehn bis 14 Tage sollte man vorsorgen, das Nötigste im Haus haben und ohne Hilfe Dritter auskommen können. Wer aber hält sich daran?
Auch Behörden und andere wichtige öffentliche Einrichtungen sind bei ihrer Tätigkeit auf eine verlässliche Stromversorgung angewiesen. Insbesondere für den Einsatz moderner Informations- und Kommunikationstechnologie ist Elektrizität unverzichtbar. Trotz hoher Sicherheitsstandards bei den Energieerzeugern und den Betreibern der Versorgungsnetze in Deutschland können technische Defekte, menschliches Versagen, kriminelles Handeln, Naturkatastrophen oder auch in Ausnahmefällen Überlastungen zu großflächigen und länger andauernden Stromausfällen führen.
Im Fall der Fälle tagt der Krisenstab
Im Falle einer Krisensituation würde im Bitzer Ortszentrum der Krisenstab tagen. Dort sind auch die Gerätschaften von Feuerwehr und DRK untergebracht. Mit dem Rathaus ist die Infrastruktur des Ortszentrums verknüpft. Derzeit ist allein der Funkplatz im Feuerwehrgerätehaus mit einer Notstromversorgung (Netzersatzanlage) ausgerüstet. Damit könnte zumindest die Kommunikation mit übergeordneten Stellen aufrechterhalten werden. Aber das wäre bei einem echten Katastrophenfall nicht ausreichend.
100.000 Euro für eine Notstromversorgung im Haushaltsplan
Jetzt will die Gemeinde Nägel mit Köpfen machen. 100.000 Euro sind im laufenden Haushaltsplan für eine Notstromversorgung für wichtige kommunale Liegenschaften veranschlagt. Einstimmig beauftragte der Gemeinderat das Büro Strehlau in Bitz, die Installationsarbeiten für Netzersatzanlagen der Liegenschaften Ortszentrum, Bildungszentrum und Bauhof sowie und ein Stromaggregat für das Ortszentrum auszuschreiben. Die Kostenschätzungen des Büros belaufen sich für das Ortszentrum auf knapp 70.000 Euro. Hierfür kann ein Zuschussantrag (ca. 20.000 Euro) gestellt werden.

© Ulrike Zimmermann
Auf das neue Dach des Feuerwehrhauses kommt eine PV-Anlage. Diese liefert allerdings noch keinen Strom bei einem Ausfall des öffentlichen Versorgungsnetzes.
Für das Bildungszentrum, das im Bedarfsfall als Notunterkunft, Verpflegungsstation oder Wärmeinsel fungieren kann, liegen die Kosten ebenfalls bei knapp 70.000 Euro. Um auch den Bauhof, der in verschiedensten Krisensituationen mit Gerätschaften und Personal zum Einsatz kommen könnte, abzusichern, sind knapp 30.000 Euro notwendig. Die Arbeiten könnten im Herbst vom Gemeinderat vergeben und sollten möglichst bis zum Jahresende umgesetzt werden.
Eine neue PV-Anlage aufs Dach des Feuerwehrhauses
Zudem beauftragte Gemeinderat die Firma Solar-Heinz aus Burladingen mit der Installation einer 29,2 kWp-PV Anlage auf dem Dach des Ortszentrums/Feuerwehrhaus zum Angebotspreis von 30.000 Euro. Die PV-Anlage wird zukünftig circa 30.000 kWh Strom produzieren – also ein Vielfaches mehr, als die Liegenschaft an elektrischer Energie benötigt.
Aber Achtung: Wer aber glaubt, mit Solaranlagen bei einem Stromausfall auf der sicheren Seite zu sein, der irrt. Normale netzbetriebene Photovoltaik-Anlagen liefern bei Ausfall des öffentlichen Versorgungsnetzes keinen Strom. Der Wechselrichter schaltet sich dann aus Sicherheitsgründen automatisch ab – und damit die gesamte Anlage. Dadurch kann der erzeugte Solarstrom nicht mehr weitergeleitet werden und wird nicht für den Eigenverbrauch genutzt. Die Einbeziehung der jeweiligen PV-Anlagen auf den Dächern in die Netzersatzanlage wäre möglich, aber die Umrüstung ist technisch anspruchsvoll und teuer.