Geislingen

Binsdorfer wehrt sich im Meisterbaumstreit: „Das ist ein Schlag ins Gesicht der Dorfjugend“

27.09.2019

Von Rosalinde Conzelmann

Binsdorfer wehrt sich im Meisterbaumstreit: „Das ist ein Schlag ins Gesicht der Dorfjugend“

© Rosalinde Conzelmannn

Dieser Meisterbaum darf hier nicht stehen. Die Betroffenen sehen darin eine Schikane der Stadt.

Warum kann die Stadt hier kein Auge zudrücken? Im Kreis der Betroffenen stößt das Vorgehen des Geislinger Ordnungsamts im Binsdorfer Meisterbaumstreit auf Unverständnis.

Die Behörde ist, wie berichtet, wegen eines Meisterbaums, der in einem Straßeneinlaufschacht in Binsdorf steckt, tätig geworden und hat den Grundstücksbesitzer aufgefordert, den Baum zu entfernen.

Es gab keine Rückmeldung, woraufhin die Stadt die Frist auf nächsten Montag verlängert hat.

Der Vater des Industriemeisters, an den das Schreiben der Stadt gerichtet war, hat sich nun bei der Redaktion gemeldet, nachdem wir die Familie am Donnerstag telefonisch nicht erreicht hatten.

Für ihn stellt das Verhalten der Stadt einen kollektiven Angriff auf die jungen Menschen dar, die den Baum aufgestellt haben.

Es wurden vier Meisterbäume gesetzt

Offenbar ist der gestellte Meisterbaum, der nun für Ärger sorgt, einer von vieren, die an einem Wochenende von einer Gruppe von jungen Menschen in Binsdorf gesetzt wurden. Sie pflegen damit einen alten Handwerksbrauch für ihre Kameraden, die für ihren Meistertitel auch gemeinsam gebüffelt hätten.

Der Zusammenhalt der vier Jungmeister sei beispielhaft.

Sein Sohn habe von der Aktion nichts gewusst. Die Meisterbaumaufsteller hätten ihn, den Vater, gefragt, ob sie für den Baum ein Loch im Garten graben dürfen. Dies habe er bejaht.

Dass der Baum dann doch nicht im Garten, sondern im Schacht direkt am Bordstein verankert wurde, habe sich so angeboten. Auch, weil es der sicherste Platz sei und nichts passieren kann, ist sich der Binsdorfer sicher.

Vorgehen löst Kopfschütteln aus

Er sagt, dass das Vorgehen der Stadt im Ort Kopfschütteln auslöst und unverhältnismäßig sei. „Das ist ein Schlag ins Gesicht der ganzen Dorfjugend.“

Es könne nicht sein, dass diese kriminalisiert würden, weil sie eine alte Tradition pflegen.

Mit dieser Reaktion der Stadt habe niemand gerechnet. Zumal der Schacht auf Betreiben der Familie an eben jener Stelle sei und der Stamm keinerlei Schaden anrichten könne.

Der Baum steht nur ein paar Wochen

Er zeigt keinerlei Verständnis „für dieses Affentheater“. Zumal der Baum ja eh nur ein paar Wochen stehe.

Das Einschreiben, das er am Freitag von der Stadt Geislingen erhalten hat, sieht er als weitere Eskalationsstufe.

Er wird darin aufgefordert, die Tanne bis zum 30. September zu entfernen. Wenn nicht, werde die Stadt eine Firma beauftragen, die das übernimmt. Der Kostenvoranschlag hierfür liege bei 700 Euro.

Zusätzlich werde die Stadt ihm die bisher angefallenen Kosten für den Vorgang in Rechnung stellen. Für ihn eine weitere Schikane und alles andere als Bürgerservice.

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