Binsdorfer Hutzel und Stadthexe auf Zimmersuche: Das Klosterdomizil muss geräumt werden

Von Rosalinde Conzelmann

Das ehemalige Binsdorfer Dominikanerinnenkloster wird bekannterweise ab 2020 grundlegend saniert. Mit Folgen für die Narrenzunft, die nach 35 Jahren ihr Narrenstüble in den historischen Mauern bis März geräumt haben muss.

Binsdorfer Hutzel und Stadthexe auf Zimmersuche: Das Klosterdomizil muss geräumt werden

Susanne Pawlika und ihr Elferrat suchen eine neue Bleibe. Dort sollen auch die gemalten Schilder mit Hutzel (links) und Stadthexe, die an der Fasnet in der Halle hängen, unterkommen.

Der Raum im nördlichen Gebäudeteil des ehemaligen Klosters ist nur rund 25 Quadratmeter groß. Die Regale sind voll gestopft mit Akten und in der Mitte steht ein großer Tisch mit Stühlen drumrum. Jede freie Fläche auf dem Boden ist belegt. Vor dem gewölbten Fenster steht ein Elektroofen.

Eng, aber gemütlich

„Ja, es ist schon ein wenig eng, aber wir waren all die Jahre glücklich und zufrieden hier drinnen“, sagt Susanne Pawlika, die die Narrenzunft seit neun Jahren leitet. Das Narrenstüble wird für die monatlichen Situngen des Elferrats und für Sondersitzungen genutzt. Der Raum ist aber in erster Linie das Archiv für die historischen Akten.

Denn die Häser für die Fasnet haben keinen Platz mehr. Sie werden auf der Rathausbühne gelagert; weitere Vereinsutensilien sind im alten Bauhof untergebracht.

Das ist nicht ideal, aber die Narrenzunft hat sich mit der Platznot und ihren drei Standorten arrangiert. Es gab wohl vor Jahren Überlegungen, einen zentralen Raum zu suchen, weiß die Vereinschefin. Die Bemühungen scheiterten jedoch.

1985 sind die Narren eingezogen

Der Raum im Erdgeschoss des Klosters ist das Zuhause des Vereins, der 1984 gegründet wurde und schon ein Jahr später vom Kindergarten in die historischen Mauern einzog. „Die damaligen Vereinsmitglieder haben alles in Eigenleistung hergerichtet und auch die Schränke eingebaut“, erzählt Susanne Pawlika.

Die Nachricht, dass das Narrenstüble geräumt werden muss, weil die Handwerker anrücken, kam für die Zunft nicht überraschend. Denn zwischen der Kirchengemeinde und der Vereinsleitung besteht ein guter Draht.

Ein guter Draht zur Kirche

Brigitte Wolpert ist nicht nur Schriftführerin der Zunft, sie war jahrelang auch Pfarrsekretärin und ist noch immer Kirchenpflegerin. So waren die Mieter – die Narrenzunft zahlt einen kleinen Obolus sowie die Nebenkosten – über jeden Schritt stets informiert und haben bereits Ende 2018 von dem Auszugstermin erfahren.

Seither sind die Fasnetsbegeisterten nicht untätig geblieben und haben nicht nur bei Privatleuten nach einer neuen Bleibe gefragt. Wie Pawlika erzählt, gab es Gespräche mit Ortsvorsteher Dr. Hans-Jürgen Weger und Geislingens Bürgermeister Oliver Schmid.

Rathaus und Harmonie als Provisorium

Dr. Weger hat dem Verein angeboten, dass er seine Sitzungen im Rathaus abhalten kann. Damit wäre aber nicht das Problem der Aktenlagerung gelöst. Die Dokumente sollten einen trockenen Platz haben. Dafür hätte die Stadt eine Übergangslösung.

„Bürgermeister Schmid hat uns angeboten, dass wir ein Kämmerlein im Bürgerhaus Harmonie nutzen können, wenn alle Stricke reißen“, sagt Pawlika.

Möglich wäre auch, meint sie, dass die Ordner bei den Elferräten zwischengelagert werden. Die Zunft ist schon zufrieden, wenn sie einen Raum für die Sitzungen bekommt. Auch übergangsweise, betont Pawlika.

„Uns läuft die Zeit davon“, sagt Pawlika, die auch schon mehrere Aufrufe im Amtsblatt veröffentlicht hat – erfolglos. Sie hofft dennoch, dass sich noch eine Lösung finden wird. „Wir sollten vor der Fasnet draußen sein“, sagt sie. Das wäre im Februar 2020.

Ihre sieben Sachen zusammenpacken müssen die Narren so oder so. Im schlimmsten Fall werden die Akten in Paketen bei den Elferräten zwischengelagert. Im besten Fall finden sie in einem neuen Raum ein Plätzchen.

Dass das Kloster keine Bleibe für die Ewigkeit geblieben wäre, war klar. Auch, weil das Narrenstüble mit einem Elektroofen geheizt wird und die Stromleitungen sehr alt sind. Irgendwann hätten die Behörden reagieren müssen.

Elferrat muss einpacken

Der Verein zählt 240 Mitglieder, davon sind 150 bis 170 Hästräger. Der Umzug wird aber großteils am Elferrat hängenbleiben. Neben der Chefin sind dies die Vize Simone Bosnjak, Schriftführerin Brigitte Wolpert, Kassiererin Yvonne Stehle und die weiteren Mitglieder Elena Berger, Fabienne Morgenroth, Frank Mayer, Carmen Renner, Lisa Pawlika, Kevin Brückel, Daniel Moser und Lars Rombach.

Der Verein nutzt auch einen Teil des Flures für seine sperrigen Sachen, wie die Fritteuse, die Musikanlage oder den Bräter. Auch für diese Sachen muss eine neue Bleibe gefunden werden.

Pfarrbüro zieht nach Geislingen

Während die Narren noch hoffen, dass ein Türchen aufgeht – vielleicht langfristig auch im alten Raibagebäude, das die Stadt aktuell gekauft hat – kann die Kirchengemeinde sich in dieser Frage zurücklehnen. Während der aufwendigen Sanierung zieht das Binsdorfer Pfarrbüro nach Geislingen ins dortige Pfarrhaus.