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Bike-Marathon und Ladies Open: Zu viele Fragezeichen für Veranstalter führen zu den Absagen

07.05.2021

Von Larissa Bühler, Von Matthias Zahner

Bike-Marathon und Ladies Open: Zu viele Fragezeichen für Veranstalter führen zu den Absagen

© Herl / Eibner

Bike-Marathon-Projektleiter Raimund Kiauka (links) und Ladies-Open-Turnierdirektor Gerhard Frommer sagten ihre jeweiligen Sportevents coronabedingt ab.

Raimund Kiauka und Gerhard Frommer mussten mit ihren jeweiligen Organisationsteams zuletzt schwierige Entscheidungen treffen. Sowohl der Assa Abloy Albstadt Bike-Marathon als auch die boso Ladies Open in Hechingen fallen coronabedingt erneut aus. Von Larissa Bühler und Matthias Zahner

Die Hoffnung war da – doch am Ende gab es keine sinnvollen Alternativen: Nach 2020 müssen auch 2021 zwei beliebte Sportveranstaltungen im Kreis ausfallen. Für Kiauka, Projektleiter des Bike-Marathons, und auch Frommer, Turnierdirektor der Ladies Open, waren die Vorgaben nicht umsetzbar.

Lange wurde auf eine Austragung des Bike-Marathons gehofft – seit vergangener Woche steht jedoch fest, dass es auch 2021 nicht klappt. Wann fiel die endgültige Entscheidung, Herr Kiauka?

Raimund Kiauka: Das Komitee hat am 26. April auf dem Rathaus in Ebingen im großen Sitzungssaal getagt. Da konnten wir die Abstandsregelungen gut einhalten. Die Stadt war ebenfalls vertreten. Wir sind zusammengekommen mit der Prämisse: „Was machen wir mit dem Bike-Marathon 2021?“ Zuerst ging es darum, ob wir am Konzept festhalten oder ob wir aufhören wollen. Schließlich kämen wir jetzt in den Planungen in die Phase, dass Kosten entstehen. Und zwar nicht nur im überschaubaren Rahmen, sondern wirklich immense Kosten. Und wir hätten jetzt auch ein umfangreiches Hygienekonzept erarbeiten müssen. Denn eins war uns von Anfang an klar: Den Bike-Marathon auf ganz kleiner Ebene zu machen, ist der Veranstaltung nicht würdig.

Und wie lief die Entscheidungsfindung?

Kiauka: Ich habe dann meine Standpunkte vorgetragen, dass eben die vormalige Verordnung ausgelaufen war und dass es noch keine Informationen vom Land für Veranstaltungen im Breitensport gab. Wir hatten ja nichts, woran wir uns hätten orientieren können. Es ging sowieso nur noch um den Rennbetrieb, vom Fest hat da schon gar niemand mehr gesprochen. Wir haben noch versucht, vom Kultusministerium mögliche Vorgaben zu erhalten. Aber da kam immer die Antwort, dass es noch keine Informationen gebe. So hat sich dann in der insgesamt zweistündigen Sitzung immer mehr rauskristallisiert, dass am 10. Juli 2021 ein Bike-Marathon nach aktuellem Stand nicht durchführbar ist.

Gab es keine Überlegungen den Bike-Marathon zu verkleinern oder zu verlegen?

Kiauka: Uns war von vornherein klar: Mit einem kleinen Starterfeld können und wollen wir den Bike-Marathon nicht durchführen. Wir hatten aus dem Vorjahr noch 1200 Anmeldungen – darunter wäre also gar nichts gegangen. Wir haben schon überlegt, ob man den Termin verschieben könnte. Aber wir hätten wohl erst nach den Sommerferien wieder einsteigen können. Da sind dann aber vermutlich die Hallen durch Handball belegt, DRK und Feuerwehr hätten auch einen neuen Termin gebraucht – und dann sind auch noch Bundestagswahlen, wodurch wir mit den Plexiglasscheiben der Stadt Albstadt nicht mehr hätten planen können. Und auch sportlich ist es für die Teilnehmer schwierig, wenn es sich so weit nach hinten rauszieht. Da wird das Interesse dann relativ gering.

Können die bereits gemeldeten Teilnehmer wieder ihre Meldung für 2022 bestehen lassen oder bekommen sie ihr Geld zurück?

Kiauka: Wir haben diskutiert, ob wir alles auf null setzen oder den Leuten wieder anbieten, ihr Geld stehen zu lassen. Der Großteil hat sich dafür dann ausgesprochen. Der Skiclub Onstmettingen gibt das Geld ja nicht aus, die Gelder werden nur zurückgehalten. Wir nehmen lieber Fremdkapital auf, statt dass wir die Fahrergelder angreifen. Ich habe jetzt auch schon von einigen Fahrern E-Mails bekommen, die gerne ihre Startgebühr stehen lassen wollen. Die Starter wollen ja auch, dass der Bike-Marathon weiterlebt.

Wer im Juli im Alleingang die Strecke unter die Stollenreifen nimmt, kann Ihnen die Ergebnisse melden. Daraufhin wird dann eine Rangliste erstellt?

Kiauka: Genau, wir wollen da eine kleine Wertung machen. Die Fahrer, die Lust und Laune haben, dürfen den Bike-Marathon – natürlich unter Beachtung der Straßenverkehrsordnung – fahren, und uns die Zeiten einreichen. Aus diesen Informationen werden wir dann eine Liste erstellen. Die ist natürlich nicht mehr nach Altersklassen sortiert, das können wir nicht leisten. Aber so gibt es zumindest eine kleine Krönung. So entsteht dann vielleicht ein kleines Kräftemessen das zeigt, dass der Bike-Marathon und die ganze Community immer noch leben. Aber eines ist ganz klar: Es ist kein Rennbetrieb, wir können nicht die ganze Strecke bis Ende Juli sichern.

Herr Frommer, wie groß war die Enttäuschung, als feststand, dass der TC Hechingen die Ladies Open 2021 wieder nicht ausrichten wird?

Gerhard Frommer: Es war in einer gewissen Weise abzusehen. Ich muss sagen, letztes Jahr tat es mehr weh.

Wie kam es zur Entscheidung?

Frommer: Wir hatten eigentlich gehofft, dass die Restriktionen gelockert werden. Aber ich habe überhaupt keine Möglichkeit gesehen, das Turnier durchzuziehen. Das vorgegebene Hygienekonzept des Weltverbands ITF wäre für uns vom Aufwand und von der Logistik her nicht umzusetzen gewesen.

Beim Durchlesen welcher Punkte des Konzepts wussten Sie, dass die Vorschriften nicht einzuhalten sind?

Frommer: Wir hätten die Spielerinnen und Trainer nicht in Doppelzimmern unterbringen dürfen. Das wären 40 Einzelzimmer gewesen. Diese Kapazität hat gar kein Hotel in Hechingen. Wir hätten ein komplettes Hotel mieten müssen, um die Tour-Blase aufrechtzuerhalten. Dazu kommt, dass gerade gar kein Hotel in Hechingen offen hat. Dann hätten wir vielleicht nach Balingen ausweichen müssen. Die Spielerinnen hätten einzeln mit dem Auto auf die Anlage gebracht werden müssen. Da hätten wir ja 20 Fahrzeuge gebraucht. Du brauchst Covid-Beauftragte, Fiebermessgeräte, Zählmaschinen für die Besucher. Wir sind alle im Ehrenamt. Wenn du einen Fehler machst: Wer haftet dafür? Die Quarantäneregeln von Spielerinnen, die aus anderen europäischen Ländern teilnehmen, waren auch nicht abschließend geklärt. So hat sich das alles summiert.

War es ein Thema, die Ladies Open später auszutragen?

Frommer: Das war für uns keine Option. Wir wissen zum Beispiel nicht, ob die Ballkinder dann überhaupt Zeit haben. Unser Landkreis hat derzeit eine hohe Inzidenz. Ob Zuschauer zugelassen sind, wussten wir nicht und können es auch nicht für einen späteren Zeitpunkt im Jahr sagen.

Auf der Damen-Tour finden Turniere statt. Wo liegt der Unterschied zu Hechingen?

Frommer: Es spielt sich gerade alles dort ab, wo es große Touristen-Hotels gibt, die nicht voll ausgebucht sind. Die Veranstalter ziehen das durch – auch ohne Zuschauer. Das sind kleinere Turniere mit einem Preisgeld von 15000 bis 25000 Dollar – in der Türkei, Portugal, Griechenland, Kroatien, Spanien, Tunesien. Die Damen-Tour-Blase reist dann gemeinsam von Turnier zu Turnier.

Auch diesmal ohne Stopp in Hechingen. Es war, wie Sie bereits angesprochen haben, nicht klar gewesen, ob bis im August Besucher zugelassen sind. War ein Turnier ohne Zuschauer eine Alternative?

Frommer: Davon halte ich nichts. Dann lohnt sich der ganze Aufwand nicht. Ich habe den Porsche-Tennis-Grand-Prix in Stuttgart verfolgt. Die große Arena war leer – sowas gefällt mir nicht. Ohne Zuschauer entsteht überhaupt keine Spannung. Außerdem hast du deine ganzen Kosten, aber keine Einnahmen.

Ist die erneute Absage finanziell einschneidend für den TC Hechingen?

Frommer: Nein, wir haben in den vergangenen Jahren so gute Rücklagen geschaffen und immer einen guten Gewinn erwirtschaftet. Wir haben ja auch diese 50:50-Verträge mit den Sponsoren, die schon letztes Jahr und auch für dieses Jahr 50 Prozent der Fixkosten gezahlt haben – und für nächstes Jahr dann nichts. So ist der Deal. Was uns fehlt, sind die Gastronomieeinnahmen von den zwei Jahren. Das ist am Ende der Gewinn, der bei so einem Turnier übrig bleibt.

Kam bei Ihnen in den vergangenen Tagen auch mal der Gedanke auf, die Ladies Open nicht mehr zu veranstalten?

Frommer: Nein. Unser Ziel sind 25 Ausrichtungen. 2022 ist die 23. Auflage. Bei der wollen wir den Zuschauern richtig was bieten und das Rahmenprogramm ausbauen. Da werden wir noch mal investieren und versuchen, wieder Freude zu versprühen. Dazu müssen wir schauen, dass wir jeden Abend eine Band hier haben. Für den Verein muss dann auch nichts hängen bleiben – frei nach dem Motto: Es wird nicht gekleckert, sondern geklotzt. Klar ist, dass wir die Sponsoren dafür brauchen. Ich hoffe, dass alle dabei bleiben. Wenn es die Lage zulässt und Gott will, probieren wir noch mal zwei Jahre hinzubekommen. Dann sind es 25 Jahre Ladies Open. Danach werde ich als Organisator auch aufhören.

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