Hechingen

Besucher tauchen im Römischen Freilichtmuseum Stein ins Viktorianische Zeitalter ein

02.06.2019

von Diana Maute

Besucher tauchen im Römischen Freilichtmuseum Stein ins Viktorianische Zeitalter ein

© Diana Maute

Die Steamfolk-Band „Tales of Nebelheym“ unterhielt die Picknickgäste mit fröhlichen Liedern und epischen Balladen.

Da ging der Punk ab, genauer gesagt der Steampunk: Bei einem Picknick der besonderen Art in der Villa Rustica im Hechinger Stadtteil Stein.

Elegante Damen in extravaganten Spitzenkleidern, die ihre noble Blässe mit Schirmen vor der Sonne schützen und Tee aus Silbertässchen schlürfen. Daneben ihre Kavaliere mit Frack und Nickelbrille, die sich über die neuesten technischen Errungenschaften im Zeitalter der Industrialisierung unterhalten. Alle umgeben von hübschen Accessoires von anno dazumal sowie fröhlicher Musik – ein Fest für die Sinne.

Zeitreise ins 19. Jahrhundert

Dieses ungewöhnliche Bild bot sich am Samstag beim Steampunk-Picknick im Römischen Freilichtmuseum. Die Edelfrau und der Edelherr von Syntronica hatten in die Villa rustica geladen und entführten die Besucher ins Viktorianische Zeitalter des 19. Jahrhunderts. Zwar war es keine „Reise zum Mittelpunkt der Erde“, wie sie Jules Verne – neben H. G. Wells einer der „Väter“ des Steampunk – in seinem gleichnamigen Roman beschreibt, dafür aber ein Ausflug in die Vergangenheit. Wer in die „Zeitmaschine“ stieg, wurde quasi in zwei völlig verschiedene Epochen katapultiert: Zum einen natürlich in die der Römer, die in der Villa rustica zu Hause sind. Zum anderen in das Viktorianische Zeitalter, also die Jahre zwischen 1840 und 1900, in denen die Industrialisierung begann und dem sich die Anhänger des Steampunk verschrieben haben.

Besucher tauchen im Römischen Freilichtmuseum Stein ins Viktorianische Zeitalter ein

© Diana Maute

Das Viktorianische Zeitalter lässt grüßen: Beim Steampunk-Picknick im Römischen Freilichtmuseum Stein gaben sich Gäste in extravaganten Kostümen ein Stelldichein.

Der exzentrisch-historische Stil, den die „Dampfrebellen“ verkörpern, übte natürlich auch in Stein eine große Anziehungskraft auf die Besucher aus. Die Teilnehmer des Picknicks waren umringt von Fotografen und Interessierten, die mehr über den Steampunk und seine verschiedenen Ausprägungen erfahren wollten. Und natürlich auch über die technischen Errungenschaften der Zeit. Als Besonderheit gab es nicht nur kleine Dampfmaschinen zu bewundern, sondern sogar ein Zeppelinmodell.

Auch „Normale“ dürfen mitmachen

Neben der Edelfrau und dem Edelherrn von Syntronica aus dem Raum Stuttgart gesellten sich viele weitere fantasievoll gewandete Teilnehmer, die teils eine weite Anfahrt in Kauf genommen hatten, zur Picknickgesellschaft. Mitmachen durfte jeder, auch die „normalen“ Besucher des Freilichtmuseums waren eingeladen, sich stilecht gewandet unter die Steams zu mischen.

Dampfrebellen beweisen Liebe zum Detail

Das Besondere an deren extravaganten Kostümen der „Dampfrebellen“ ist, dass viele von ihnen handgemacht sind und mit viel Liebe zum Detail gestaltet. Und noch eine Besonderheit gibt es: Viele der Steampunks gehören auch anderen Kostümgruppen an, machen bei Mittelaltervereinen mit oder sind Cosplayer.

Eine Auszeit vom Alltag

Kuriose Zeitgenossen?

Doch was sind das überhaupt für Menschen, die in ihrer Freizeit gerne in verschiedene Rollen schlüpfen und dabei in einer längst vergangenen Epoche schwelgen? „Wir finden diese Zeit und ihre Mode einfach schön, man kann sich als Steampunk immer wieder neu erfinden“, beschrieben es zwei junge Frauen in extravaganten Kleidern. Ihre Kleiderschränke seien voll von Kostümen, immer wieder kämen neue dazu. Es sei ganz einfach: „Sobald man in ein Kostüm schlüpft, fängt eine andere Welt an.“ Dann beginne eine Auszeit vom Alltag, die guttue, betonten die beiden, um gleich darauf augenzwinkernd zu gestehen: „Es macht auch einfach Spaß, mal ein bisschen verrückt zu ein.“ Besonders natürlich, wenn man viele Gleichgesinnte trifft und bei strahlendem Sonnenschein vor der herrlichen Kulisse der Villa rustica flanieren kann, wo es im Rahmen des Steampunk-Picknicks allerhand zu erleben gab.

Tavernenlieder und glühende Eisen

So glühten in der Schmiede die Eisen und in der Färberei konnten die Besucher ebenso vorbeischauen wie bei einem Schmuckhändler. Für die musikalische Untermalung sorgte die Stuttgarter Steamfolk-Band „Tales of Nebelheym“, die mit fröhlichen Tavernenliedern und epischen Balladen aufwartete und die Steampunks mitsamt ihren Gästen bestens unterhielt.

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