„Beim Klima geht die Partei nicht weit genug“: Junge Pfeffingerin kandidiert auf CDU-Liste

Von Pascal Tonnemacher

Die 23-jährige Julia Alt aus Pfeffingen steht für die CDU auf der Landesliste bei der Bundestagswahl. Im Gespräch mit unserer Zeitung spricht die Betriebswirtin über ihre Politikziele rund um Klimaschutz, Mobilität, Digitalisierung oder Infrastruktur sowie ihre Vorstellungen für den ländlichen Raum der Zukunft.

„Beim Klima geht die Partei nicht weit genug“: Junge Pfeffingerin kandidiert auf CDU-Liste

Julia Alt aus Albstadt kandidiert für die CDU bei der Bundestagswahl auf der Landesliste. Hier auf dem Foto steht sie auf dem Böllat, im Hintergrund ist Burgfelden zu sehen, wo die Pfeffingerin gerne ist.

Auf dem 31. Platz der CDU-Landesliste steht ihr Name: Julia Emilie Alt. Dass die 23-jährige Pfeffingerin auf diesem Wege in den Bundestag nach Berlin einziehen wird, ist – realistisch gesehen – äußerst unwahrscheinlich.

Das weiß Julia Alt. Und käme ohnehin noch zu früh, wie sie sagt. „Ich sehe mich nicht im Bundestag“, sagt sie. Zu jung sei sie und im Beruf noch unerfahren. So beschreibt sich die Betriebswirtin selbst.

Wann Julia Alt in den Bundestag kommen würde

Dennoch ist sie angetreten und hat parteiintern zwei Kollegen alt aussehen lassen. So steht sie nun am 26. September indirekt zur Wahl. Sie würde dann nach vielen anderen theoretisch zum Zuge kommen, wenn die CDU weniger Direktmandate in Baden-Württemberg holt, als ihr nach dem Zweitstimmenergebnis zustehen oder Ausgleichsmandate verteilt werden würden.

Besonders wichtig sind ihr Themen wie die heimische Wirtschaft, Digitalisierung, Mobilität – oder auch der Klimaschutz.

Welche Themen wichtig sind

Mit der Digitalisierung, die ausgebaut und weiter gefördert werden müsse, meint sie „das Digitale in Schulen, die Breitbandversorgung und den Mobilfunk“, so sagt Alt, deren Smartphone beim Gespräch auf dem Böllat in Burgfelden nur mäßigen Empfang hat.

Wichtig seien zudem die Arbeitsplätze in der Region, um junge Leute hier zu halten. Auch die Hochschule sollte weiter ausgebaut werden, fordert Alt und schlägt weitere Kooperationen mit Unternehmen vor.

Probleme bei der Mobilität

Um die Mobilität zu verbessern und den ländlichen Raum für junge Leute attraktiver zu gestalten, will Alt nicht nur die Zugverbindungen verbessern. Auch der öffentliche Personennahverkehr ist ihr ein Anliegen. Rufbusse wiederum findet sie unattraktiv. Zudem müssten Radwege ausgebaut werden.

Und, auch wenn die E-Bike-Fahrerin von Pfeffingen gut nach Ebingen komme: „Die Radwege nach Hause sind, wie auf dem Land üblich, alle unbeleuchtet, da fährt man abends als Mädchen nicht gern allein“, sagt sie.

Anbindung nach Stuttgart

„Auch eine bessere Verkehrsanbindung nach Stuttgart ist mir wichtig“, sagt Alt, die bis zuletzt in der Landeshauptstadt gearbeitet hatte. Ein Jahr lang, nach dem Bachelorstudium. Jetzt soll der Master folgen – und weniger Pendelei nach Hause.

Ihre Heimat ist Albstadt

Als ihre Heimat sieht sie Albstadt – und damit vor allem ihre Familie und Freunde. An zweiter Stelle aber auch Natur und Umgebung. Die 23-Jährige wandert gern oder fährt Ski, wenn sie nicht gerade Tennis spielt oder ausgeht.

Viel Zeit sei dafür aber zuletzt, auch wegen ihres ehrenamtlichen Engagements bei der Albstädter CDU und der Jungen Union, nicht geblieben.

Die herausfordernde Corona-Zeit habe ihr gezeigt, „wie schön es hier ist, wie attraktiv es ist, hier zu wohnen und aus dem Haus direkt in die Natur gehen zu können“. Da war die balkonlose WG in Stuttgart eher das Gegenteil.

Seit Ende der Schullaufbahn politisch engagiert

Politisch interessiert und auch aktiv ist die junge Frau schon seit dem Ende ihrer Schullaufbahn, trat zusammen mit Freundinnen in die Junge Union auf der Zollernalb ein.

Eine Zukunft in der Politik kann sie sich grundsätzlich vorstellen, aber vorerst eher im Ehrenamt. Berufspolitiker stünden zu sehr in der Öffentlichkeit und müssten einiges aushalten.

Mit Klimapolitik nicht einverstanden

Ehrenamtlich ist Julia Alt seit Jahren im Stadtverband Albstadt aktiv. Die alles abnickende Parteisoldatin gibt Julia Alt aber nicht. So geht die CDU ihrer Meinung nach beim Klima „überhaupt nicht weit genug“.

Da sei noch Luft nach oben, erneuerbare Energien könnten mehr gefördert werden. Die Gründung der Klimaunion sei nun ein erster Schritt.

Vorbildfunktion Deutschlands

Sie betont die weltweite Vorbildfunktion Deutschlands und glaubt im Hinblick auf Klimaneutralität und die Energiewende, so wie es das Pariser Klimaabkommen vorsieht: „Wenn wir es nicht machen und schaffen, dann kriegen es andere Länder erst recht nicht hin.“

Die jüngere Generation gehe das viel an, schon ein halbes Grad mehr Erderhitzung könne viel ändern. Das sagt sie deutlich, auch wenn ihr Wohlstand und die Wirtschaft am Herzen liegen und diese im Einklang mit dem Klimaschutz stehen müssten, wie sie sagt.

Parteiinhalte überzeugen die Kandidatin

Sie stimme Kanzlerin Merkel zu, die rückblickend meinte, man hätte mehr tun können. Dennoch kann sie die Umfragewerte aktuell nicht nachvollziehen: Wie geht‘s weiter mit Corona, Bildung, ...? Die Inhalte ihrer Partei überzeugen Julia Alt.

Doch genau diese stehen ihr nicht genug im Fokus. In der Politik seien die Kanzlerkandidaten zu wichtig. Viele würden sich deshalb nicht mit Inhalten auseinandersetzen, sagt Alt.

Ursprünglich Markus Söder unterstützt

Laschet wird das als Kanzler schon richten, meint Julia Alt, doch wie die Junge Union auf der Zollernalb wollte auch sie Markus Söder als Kanzlerkandidaten, akzeptiert aber das Votum.

Dort, bei der Jungen Union, will sie wieder frischen Wind reinbringen und den Albstädter Stadtverband reanimieren. Das hat sie sich noch als Ziel vorgenommen.