Bei der LAN-Party für Eltern in Balingen geht‘s um Vor(ur)teile von Online-Spielen

Von Dennis Breisinger

Ein besonderer interaktiver Workshop war die LAN-Party für Eltern in der Zehntscheuer. Dabei ging es um das Thema „Digitale Spiele als mediale Lebenswelten“. Medienpädagoge Tobias Gäckle-Bauchler wusste viel zu berichten und erklären über Online-Spiele, Vorurteile gegenüber Ego-Shootern und so manche Vorteile, die junge Gamer haben. Er ging auch auf das Suchtpotenzial ein.

Bei der LAN-Party für Eltern in Balingen geht‘s um Vor(ur)teile von Online-Spielen

Medienpädagoge Tobias Gäckle-Brauchler und Christopher Seng von der Zehntscheuer (von rechts) hatten zur LAN-Party für Eltern eingeladen.

Auf Initiative des Zuständigen für Öffentlichkeitsarbeit der Zehntscheuer Balingen, Christopher Seng, gab es am Freitagabend in der Balinger Zehntscheuer durch den Leiter der ComputerSpielSchule Zollernalbkreis, Tobias Gäckle-Brauchler, den interaktiven Workshop „LAN-Party – Digitale Spiele als mediale Lebenswelten!“. Doch nicht vorrangig Jugendliche, wie üblicherweise typisch für eine LAN-Party, waren angesprochen, sondern Eltern.

Zu Beginn gab Gäckle-Brauchler einen Einblick in dieses Milliarden-Business der Online-Spiele, das im Jahr 2021 einen Umsatz von 8,531 Milliarden alleine im nach den USA und Japan global drittwichtigsten Markt Deutschland generierte.

Zahl der Computerspielenden wächst stetig

Die Anzahl Computerspielender sei in Deutschland in den letzten Jahrzehnten stetig gewachsen und belaufe sich auf mittlerweile 58 Prozent Während der Gaming-Verkaufsmarkt momentan stagniere, ist der große Umsatzbuster im Vergleich zu den Vorjahren die kostenpflichtigen In-Gaming-Einkäufe, wie zum Beispiel beim Spielmodus Ultimate-Team des vor allem bei den Jungs beliebtesten Spiels der Fußball-Simulation „Fifa“. Zum Teil sind dabei die besten Spieler für das eigene Team nur in dieser Form der Käufe im Spiel zu holen.

Bei den Mädchen sei das beliebteste Spiel Minecraft. Großer Höhepunkt war sicherlich, als die Workshopteilnehmer selber an den Laptop gehen durften und unter Anleitung zum einen das eher einfach gestrickte, aber äußerst spaßige Rennspiel „Trackmania Nations Forever“ und den Online-Shooter-Klassiker „Counter Strike“ ausprobieren durften.

„Nach dem Spielen von ‚Counter Strike‘ war mir die Rückmeldung wichtig, wie es für die Teilnehmer war, auf andere Figuren zu schießen, ob sie verstehen können, was Zocker an Online-Shootern fasziniert, was solche Erfahrungen aus einem machen, wie wir mit Gewalt umgehen und was diese für die Gesellschaft bedeutet“, erläuterte Gäckle-Brauchler.

Gesellschaftliches Umdenken bei Ballerspielen

„Es hat sich wahnsinnig viel geändert in den letzten Jahren. Spiele, die früher auf dem Index landeten, sind mittlerweile ab 16 Jahren freigegeben“, sagte der Medienpädagoge, der den von führenden Medienwissenschaftlern und Kriminologen eingeschlagenen Weg begrüßt, dass kein kausaler Zusammenhang zwangsläufig zwischen Ballerspielen und erhöhter Gewaltbereitschaft bestehen würde. Allerdings könne diese durch diverse soziale Faktoren, wie zum Beispiel Gewalt in der Familie, verstärkt werden.

„Mittlerweile ist es auch nicht mehr so wie vor 20 Jahren, als jeder Ego-Shooter-Spieler gleich ein Amokläufer war“, stellte Tobias Gäckle-Brauchler fest, laut dessen Einschätzung gebe es auch gesellschaftlich ein Umdenken.

Über virtuelle Kontakte entstehen manchmal auch soziale

Auf die Sucht-Problematik ging der Medienpädagoge zudem näher ein. „Computerspiele sind für diese Menschen ein Mechanismus zur Verarbeitung sozialer Probleme.“ Der Mensch sei grundsätzlich auf der Suche nach Anerkennung, und Vielspieler würden sich diese virtuell, zum Beispiel in Form von besserer Ausrüstung, holen wollen. „Das reine Wissen tritt bei solchen Spielen in den Hintergrund, aber die Spieler müssen in der Lage sein, Herausforderungen und Probleme zu lösen und zudem entstehen über virtuelle Kontakte oft auch reale soziale Kontakte“, benennt Gäckle-Brauchler die Vorzüge des Zockens.