Befreiungsschlag nach Achterbahnfahrt: HBW Balingen-Weilstetten besiegt den Bergischen HC

Von Marcus Arndt

Der abstiegsbedrohte Balinger Bundesligist hat seine Negativserie beendet. Mit 30:28 (17:15) besiegten die Kreisstädter den BHC – und haben die Abstiegsplätze wieder verlassen. In einer umkämpften Partie wackelte der HBW kurz, brachte eine knappe Führung aber über die Zeit.

Befreiungsschlag nach Achterbahnfahrt: HBW Balingen-Weilstetten besiegt den Bergischen HC

Der HBW konnte endlich wieder punkten.

„Wir machen mehr einfache Fehler als die Balinger“, sagte Löwen-Dompteur Sebastian Hinze am Sky-Mikrofon, der unumwunden einräumte: „Das ist das, was wir in dieser Besetzung leisten können. Nach der Roten Karte hatten wir schon Schwierigkeiten.“

Die Balinger nutzten das Momentum, drehten mit einem 6:1-Lauf in Durchgang eins das Spiel und gaben eine knappe Führung nicht mehr her. „Mit Überzeugung und etwas Glück“, erklärte HBW-Kapitän Jona Schoch, der zufrieden konstatierte: „Wir haben eine gute Abwehr gestellt.“ Dennoch wurde es in den letzten Minuten noch einmal eng, „aber wir haben es endlich geschafft, zu Hause wieder zu gewinnen“, so Schoch weiter, „wir haben schon gegen Erlangen besser gespielt, aber leider nicht gepunktet.“

Ohne Nothdurft gegen den BHC

Nach der knappen 23:25-Pleite gegen die Mittelfranken am Donnerstag blieben dem Balinger Kommandogeber nur zwei Trainingseinheiten, um seine Mannschaft auf das richtungsweisende Duell mit den Löwen einzustimmen. Zwei Zähler hatte der Sportwissenschaftler aus dem Heimdoppelpack eingefordert – also mussten seine „Gallier“ am Sonntagnachmittag liefern.

Dass die Schwaben nicht gerade vor Selbstvertrauen strotzen, versteht sich nach vier Niederlagen in Folge und der Nothdurft-Verletzung (doppelter Bänderriss im Sprunggelenk) eigentlich von selbst. Die allgemeine Verunsicherung hielt in der Anfangsphase gegen die stärkste Abwehr der Liga an.

Rote Karte für Nikolaisen

Aus schwierigem Winkel zog Kristian Beciri die erste Fahrkarte, während Arnor Gunarsson und der Ex-Balinger Fabian Gutbrod humorlos netzten (0:2/2.). Weiter blieben die Westdeutschen am Drücker, welche stabil verteidigten und vorne vorerst nichts liegen ließen. Wichtig, dass James Junior Scott – mit viel Wut und Wucht – zum 2:3 verkürzte (7. Minute).

Auf der Gegenseite zentrierte Tom Nikolaisen dem Balinger Daniel Ingason den Ellenbogen ins Gesicht. Glatt Rot für den Norweger. Der HBW machte was draus, egalisierte und legte beim 6:5 erstmals vor (12.). Wichtig für das strapazierte Nervenkostüm der „Gallier“. Die stellten beim 9:6 auf plus Drei (15.).

Löwen-Dompteur Sebastian Hinze reagierte rasch, justierte nach. Die 5:1-Abwehr sollte den Schwaben-Express stoppen. Aber auch diese Defensivformation brachte Vladan Lipovina nicht in den Griff. Und wenn der Montenegriner zündet, dann funktioniert auch der HBW.

Dieser kam gegen schlecht sortierte Bergische richtig gut ins Tempospiel. Gutbrod hielt die Gäste im Spiel. Klar, dass Bürkle mehr Körperkontakt gegen den BHC-Kapitän forderte. „Das war einfach zu leicht“, kritisierte der Sportwissenschaftler. Das verteidigten die Kreisstädter in der Folge besser, welche mit einem 17:15-Vorteil in die Pause gingen.

Nach dem Seitenwechsel blieb es eine enge Kiste, weiter mit leichten Vorteilen für die Balinger. Hart am Zeitspiel hielt Linus Arnesson die Löwen im Spiel: beim 19:17 (33.). Der Tabellen-16. lag vorne, entscheidend setzte sich der Aufsteiger von 2019 aber nicht ab. Aber die Abwehr verteidigte leidenschaftlich – und vorne machten die „Gallier“ wenig Fehler. Die Balinger boten den Gästen wenig an, um zurückzukommen. Symptomatisch: Mario Ruminsky nahm Tom Bergner eine Freie vom Kreis weg (42.). Hinze drehte noch einmal an den kleinen Stellschrauben, mahnte zur Ruhe in der „Hölle Süd“.

Schwaben wackeln kurz

Noch 15 Minuten waren zu gehen – die Halle bebte. „Volle Überzeugung beim Schuss“, forderte der Balinger Kommandogeber. Dieser bat noch einmal zur Extrabesprechung an die Seitenlinie. Bitter für die Balinger, dass Kapitän Jona Schoch nach einer unglücklichen Abwehraktion ebenfalls die Rote Karte sah (50.). Vorerst der Knackpunkt im Spiel der Schwaben, welche nach einem 0:3-Negativlauf den Ausgleich hinnehmen mussten (27:27/53.).

Die „Gallier“ wackelten, legten aber wieder vor. 30:28 hieß es dreieinhalb Minuten vor Spielende. Noch einmal Auszeit des BHC und es wurde richtig hektisch. Clever spielten die Balinger die Uhr runter, ließen nichts mehr zu.