Beeindruckende Show in der Balinger Stadthalle: Reise durch ein musikalisches Parallel-Universum

Von Barbara Szymanski

Der Kosmos der Musicals ist kunterbunt. Doch bei der Gala der Musicalladies und ihren Sangesfreunden in der Balinger Stadthalle überraschte das Lokalkolorit: Sänger Christian Bock stammt aus Ostdorf, Vanessa Haug aus Meßstetten und der kleine Überraschungsgast Lilli aus Hechingen. Das neunjährige Mädchen singt mit fester Stimme und ohne sichtbares Lampenfieber im Duett mit Vanessa aus dem Musical „Die drei Fragezeichen“ das „Lied der Träume“.

Beeindruckende Show in der Balinger Stadthalle: Reise durch ein musikalisches Parallel-Universum

Für die Akteure auf der Stadthallenbühle gab es Standing ovations.

In der Pause jedoch ist die Aufregung groß. Lilli hat zur Verstärkung nicht nur ihre Mutter, sondern mit Marie, Greta und Magdalena aus der Klasse 4c der Zollernschule ihre „allerbesten Freundinnen“ um sich geschart. Lilli nimmt ganz cool nicht nur den tosenden Beifall der gut 500 Zuschauer, sondern auch das kichernde Lob ihrer Clique entgegen.

An Beifall, johlen und pfeifen wird ohnehin nicht gespart an diesem Abend. Auch wenn die Bässe sehr laut wummern und die Stimmen der Sänger in den hohen Lagen die Ohrmembranen ganz schön beanspruchen. Egal, das Musical-All bedient Gefühle, ob es nun aus „Die Schöne und das Biest“ ist oder „City of Angel“, „Rapunzel“ oder „Aladin“. Da gibt es Herz-Schmerz, Liebeschwüre bis hin zum Heiratsantrag oder kleine Geschichten.

Easy listening in Reinkultur

Die Melodien sind eingängig und sing- und tanzbar – kurz easy listening. Auch wenn man sich nicht gerade zum Inner Circle der Musical-Fans zählt, so ist man doch von dieser Wucht, dem Tempo und der starken Leistung des singenden Freundeskreises rund um Beatrix Reiterer und Melanie Gebhard beeindruckt.

Beide nehmen die Zuhörer im vor Begeisterung brodelnden Saal mit auf eine Reise durch dieses musikalische Parallel-Universum und wissen als Insider eine ganze Menge. Sie haben Jahreszahlen im Kopf, wann welche Musicals uraufgeführt und welche mit Preisen wie sogar den Oscar oder Grammy nachgerade überschüttet worden sind.

Und der Zuschauer wundert sich wohl, dass viele Musicals schon seit über 40 Jahren durch die ganze Welt tingeln. Dazu gehört „Das Phantom der Oper“, das in 27 Ländern gastierte und 1988 im Theater an der Wien uraufgeführt wurde in seiner deutschsprachigen Ausgabe. Überhaupt sind noch heute bewährte Stoffe aber auch neue in Musicals auf vielen großen Bühnen wie die am Broadway aber auch in Hamburg oder Stuttgart erfolgreich. Also könnte man sich mit etwas Fantasie in Balingen wie am Broadway fühlen.

Ohne großen Pomp

Allerdings ohne großen Pomp und Bühnendekoration und aufwändige Kostüme. An diesem Abend geht es hauptsächlich ums reine Singen mit den Ladies und deren Sängerfreunde wie Alexander Brucker und Christian Bock. Ein bisschen Nebel wabert und ab und zu wandert eine kleine Lichtshow über die Köpfe der Zuschauer hinweg.

Und diese schmelzen einmal mehr dahin bei „Memory“ aus dem Musical „Cats“. Allerdings ist es absolut inakzeptabel, dass Barbra Streisand, die dieses Lied einst sang und damit weltberühmt wurde, eine „jüdische Nase“ von einer der Ladies zugesprochen wurde. Diese Nase habe zunächst Streisands Karriere gebremst. Darüber klatscht das Publikum hinweg und begibt sich, Hände schwingend und stehend, am Schluss in die „Age of Aquarius“ aus dem Musical Hair von 1967. Mit seinen Friedens- und Liebesbotschaften und Apellen an das Schonen der Natur so aktuell wie eh und je.