Balinger Schwefelbrunnen wird zum Geopoint: Besondere Landschaftsgeschichte wird gewürdigt

Von Daniel Drach

Am 22. Juli wird der Balinger Schwefelbrunnen vom Geopark Schwäbische Alb ausgezeichnet. Nach dem Nusplinger Plattenkalk, dem Schiefererlebnis Dormettingen und dem Wasserfall in Zillhausen wird der geschichtsträchtige Brunnen als vierter Geopoint im Zollernalbkreis zertifiziert.

Balinger Schwefelbrunnen wird zum Geopoint: Besondere Landschaftsgeschichte wird gewürdigt

Noch immer fördert der Schwefelbrunnen das besondere Wasser zutage.

Nicht jeder Fußgänger in Balingen dürfte den Schwefelbrunnen am Rande der Innenstadt auf den ersten Blick wahrnehmen. Das soll sich in Zukunft ändern - aus einem guten Grund. Denn die Wasserquelle birgt eine interessante Geschichte.

Relikt vergangener Zeiten

Der einzige heute in Balingen noch in Betrieb befindliche Schwefelbrunnen wurde in seinem heutigen Aussehen an der Kreuzung Wilhelm-Kraut-Straße/Spitalstraße im Jahr 1935 installiert. Dabei handelt es sich um ein Relikt vergangener Zeiten. Denn einst reisten viele Menschen zur Kur nach Balingen.

Welche Bedeutung das „Schwefelbad“ für die Eyachstadt hatte, recherchierte die Historikerin Dr. Ingrid Helber im vergangenen Jahr. Die früheste Erwähnung, auf die Dr. Helber in diesem Zusammenhang stieß, ist ein Dokument aus dem Stuttgarter Staatsarchiv von 1490. Darin ist eine obere Badstube in Balingen erwähnt, auf der ein Turm stand.

Heute zeugt außer dem „Schwefelbad“ und der angrenzenden Badstraße nicht mehr viel von dem früher florierenden Kurbetrieb in Balingen. Einzig aus dem Schwefelbrunnen an der Ecke Spitalstraße/Wilhelm-Kraut-Straße fließt noch das mineralische Wasser aus dem Maul eines Frosches.

Verblasste Erinnerung soll erhalten bleibe

Seit Anfang des Jahrtausends existiert der Geopark Schwäbische Alb; seit November 2015 ist dieser als „UNESCO Global Geopark Schwäbische Alb“ ausgezeichnet. Dies ist ein Gütesiegel für Landschaften mit einem besonderen geologischen und archäologischen Erbe. Das Label bringt keine Restriktionen mit sich, sondern bietet der Region die Chance, ihr Profil zu schärfen und die Regionalentwicklung positiv zu beeinflussen.

Zehn Landkreise gehören dem hiesigen Geopark an, darunter auch der Zollernalbkreis. Neben den 26 Infostellen, die über die vielfältigen Themen im Geopark informieren, trifft man auf der gesamten Schwäbischen Alb immer wieder auf Tafeln, die „Geopoints“ ausweisen. Diese kennzeichnen geologische Highlights aber auch interessante Einzelobjekte, deren Bedeutung sich erst nach näherem Hinsehen erschließt.

Vierter Spot im Zollernalbkreis

„Unsere Geologin begutachtet in allen Landkreisen mögliche Geopoints“, erklärt die Referentin Öffentlichkeitsarbeit des Geopark Schwäbische Alb, Bettina Claass-Rauner, „da gibt es natürlich immer bestimmte Kriterien die zu erfüllen sind. Außerdem soll jeder Landkreis zum Zug kommen.“ Mittelfristig sollen in den 10 Landkreisen 100 Geopoints ausgewiesen werden - derzeit sind es deren 32.

Der Zollernalbkreis bekommt nun bereits seinen vierten Spot ausgezeichneter geologischer Besonderheit. Am 22. Juli erhält der Balinger Schwefelbrunnen offiziell das Zertifikat. Der Nusplinger Plattenkalk wurde im Jahr 2016 als erster Ort im Zollernalbkreis ausgezeichnet, in dem beiden Jahren darauf folgten das Schiefererlebnis Dormettingen und der Zillhauser Wasserfall. Neben den vier besonderen Punkte gibt es in der Region auch noch zwei Geopark-Infostellen: Im Fossilienmuseum von Holcim in Dotternhausen und im Kräuterkasten in Albstadt-Ebingen.

Geschichte erlebbar machen

Der geschichtsträchtige Brunnen in der Eyachstadt habe sich die Zertifizierung aufgrund seiner interessanten Landschaftsgeschichte verdient, so Claass-Rauner weiter. „Wir haben das Ziel, dass Orts- und Kulturgeschichte an den Geopoints erlebbar wird. Leute sollen sehen: Hey, da gibt es etwas Besonderes.“

Weitere solcher Punkte sind im hiesigen Landkreis zunächst aber nicht konkret geplant. „In diesem Jahr wird im Zollernalbkreis kein weiterer hinzukommen“, so die Pressesprecherin, „andere Kreise haben aber auch jetzt erst ihren ersten Geopoint bekommen; da ist der Zollernalbkreis also gut mit dabei.“