Balinger Polizeistatistik: Immer mehr junge Menschen kiffen

Von Lydia Wania-Dreher

Weniger Wohnungseinbrüche, aber mehr Gewalt gegen Polizeibeamte – Revierleiter Michael Schlüssler stellte am Dienstag im Gemeinderat die Kriminalitätsstatistik vor.

Balinger Polizeistatistik: Immer mehr junge Menschen kiffen

Die Zahl der Tatverdächtigen (TA) unter 21 Jahren steigt im Bereich Rauschgiftkriminalität.

„Balingen ist ein sicherer Ort“, erklärte der Leiter des Balinger Polizeireviers, Michael Schlüssler, am Dienstagabend in der Gemeinderatssitzung. Die erfassten Straftaten seien auf dem niedrigsten Stand seit zehn Jahren.

Die Aufklärungsquote blieb auf ähnlichem Niveau wie in den Vorjahren und lag 2018 bei 64,2 Prozent. Im Jahr 2017 wurden 66,9 und 2016 genau 63,6 Prozent der Straftaten aufgeklärt. Damit liegt Balingen über dem Landesdurchschnitt von 62,7 Prozent.

Im Vergleich zum Vorjahr gab es 2018 in Balingen mehr Gewaltkriminalität. Dazu zählen unter anderem gefährliche oder schwere Körperverletzung sowie Raub. Wurden 2017 noch 33 Fälle gezählt, waren es 2018 genau 58 Fälle. Michael Schlüssler begründete dies auch mit der lang anhaltenden Schönwetterperiode. Die Menschen seien einfach viel und lange draußen gewesen. „In der langjährigen Betrachtung ist die Zahl aber kein Ausreißer“, erklärte er.

„Der Ton wird rauer“

Zugenommen habe aber auch die Anzahl der Beleidigungen. „Der Ton ist rauer geworden“, stellte Schlüssler fest. Aber es werde auch mehr angezeigt. Bedenklich ist die Gewalt gegenüber Polizeibeamten. Diese sei auf einem Höchststand seit fünf Jahren. „Es passiert mindestens alle fünf Tage“, erklärte der Leiter des Balinger Polizeireviers.

Auch die Fälle von Rauschgiftkriminalität hätten zugenommen, so Schlüssler. Nach 104 Fällen im Jahr 2017 wurden im vergangenen Jahr 148 Fälle gezählt. „Aber diese Zahlen steigen, wenn die Polizei mehr Personal einsetzt. Genau das tun wir“, gab der Polizeibeamte zu bedenken. Man habe in diesem Bereich einen Schwerpunkt gesetzt und dabei gemerkt, dass Cannabis im Mittelpunkt bei Handel und Konsum stehe.

Auf der Straße und bei Veranstaltungen gebe es eine hohe Verfügbarkeit von Cannabis. Dabei könnte auch die gesellschaftliche Liberalisierungsdebatte eine Rolle spielen, erklärte Schlüssler. Es werde als Kavaliersdelikt gesehen bei einem Festival einen Joint zu rauchen.

Problematisch sieht der Chef des Balinger Polizeireviers hingegen den Anstieg von jungen Tatverdächtigen im Bereich der Rauschgiftkriminalität. Von den 80 Tatverdächtigen unter 21 Jahren seien 50 Minderjährige. „Das macht uns gewisse Sorgen“, sagte Schlüssler. Man habe diesbezüglich schon Kontakt mit der Stadt aufgenommen.

Es gibt weniger Wohnungseinbrüche und Ladendiebstähle

Zurückgegangen ist hingegen die Anzahl der Wohnungseinbrüche, aber auch die der Ladendiebstähle. Letzteres sei vor allem darauf zurückzuführen, dass es in Balingen nun weniger Einkaufsmärkte gebe.

Von den 821 Tatverdächtigen, die die Polizei ermittelte, hatten 187 und damit 22,78 Prozent keine deutsche Staatsangehörigkeit. Damit sank die Zahl der ausländischen Tatverdächtigen im Vergleich zum Vorjahr. Auch die Anzahl der tatverdächtigen Asylbewerber sank von 72 im Jahr 2017 auf 45 im Jahr 2018.

Auch bedingt durch das schöne Wetter gab es 2018 mehr Motorrad- und Fahrradunfälle – zu denen auch Unfälle mit Pedelecs gerechnet werden. Bei den 947 aufgenommenen Unfällen gab es 113 Leichtverletzte, 19 Schwerverletzte und einen Toten. Die häufigste Ursache sind Fehler beim Abbiegen, Wenden oder Rückwärtsfahren.

Am meisten krachte es an der Kreuzung Steinachstraße/Schillerstraße. In den vergangenen Jahren wurden hier zehn Unfälle mit Personenschaden aufgenommen. Dies sei aber der einzige Unfallschwerpunkt in Balingen, so Schlüssler. Für eine Verbesserung der Situation sei nur ein Umbau der Kreuzung zielführend, erklärte der Leiter des Polizeireviers.

Wachdienst erteilt mehr Platzverweise

Das schöne Wetter im vergangenen Jahr machte sich auch bei den Zahlen des Wachdienstes bemerkbar, der von der Stadt Balingen seit Jahren eingesetzt wird. So wurden im vergangenen Jahr 284 Platzverweise erteilt. Besonders viele davon wurden am Parkdeck Wilhelmstraße, der Sichelschule und dem Jugendhaus ausgesprochen, da man hier dank einer Benutzungsordnung klare Regeln hat.

Zudem wurden 43 Ordnungswidrigkeiten angezeigt. Davon gehen jedoch 39 auf das Konto von einer Person, die aus ihrem Haus heraus Lärm machte. Der Wachdienst registrierte bei seinen Kontrollen nur einen Verstoß gegen das Betäubungsmittelgesetz und nur einen Verstoß gegen das Jugendschutzgesetz.

„Die über 50 000 Euro für den Wach- und Präsenzdienst sind sinnvoll“, erklärte Freie-Wähler Stadtrat Werner Jessen in der Gemeinderatssitzung. Allein zu wissen, das es Kontrollen gibt, wirke präventiv.