Balingen

Balinger Discobetreiber Dirk Bamberger: Folgen der Krise werden uns noch Jahre beschäftigen

13.04.2020

Von Jasmin Alber

Balinger Discobetreiber Dirk Bamberger: Folgen der Krise werden uns noch Jahre beschäftigen

© Top 10 (Archiv)

Leere Tanzflächen, leere Tresen: Das Top 10 in Balingen ist wie alle Diskotheken zur Zeit geschlossen.

Dirk Bamberger, der unter anderem Chef des „Top 10“ in Balingen ist, hat die coronabedingte Schließung von Gaststätteneinrichtungen, worunter auch Diskotheken fallen, besonders hart getroffen. Auch das neueste Projekt liegt vorerst auf Eis: Die Planungen für die Gastronomie im Dormettinger Schiefererlebnis ruhen bis auf Weiteres. Dafür forciert er eine „Herzensangelegenheit“: die „Learn4Life“-Webinare.

„Uns trifft es schon mit am härtesten“, sagt Dirk Bamberger über die aktuelle Lage. „Die Umsätze, die jetzt wegbrechen, holen wir nicht mehr nach.“ Alle fünf Einrichtungen von Bamberger Nightlife sind betroffen. Die Top-10-Diskotheken in Balingen, Singen und Tübingen, das „Berry‘s“ in Konstanz und der „Erdbeermund“ in Singen sind seit Wochen geschlossen.

Am 7. März war zuletzt geöffnet. „In der darauffolgenden Woche hat sich alles zugespitzt. Wir hatten dann am darauffolgenden Freitag schon geschlossen, weil wir es einfach nicht mehr verantworten konnten“, so Betreiber Bamberger. Offiziell untersagt wurde der Betrieb erst einige Tage später.

Große Unsicherheit und Ungewissheit über Dauer der Schließungen

Seither herrsche eine große Unsicherheit – bei ihm wie auch bei den Mitarbeitern. Bamberger beschäftigt 65 Festangestellte sowie Hunderte Jobber. Der Zeitraum, wie lange die Schließungen andauern, sei ungewiss.

Besonderes bitter: Gerade März und April zählen erfahrungsgemäß zu den besonders guten Monaten, was die Besucherzahlen angeht.

Diskotheken, wo sich viele Menschen auf engem Raum tummeln, seien wohl die letzten Gastronomiebetriebe, die weder regulär öffnen dürfen, schätzt Bamberger. „Das ist aber nachvollziehbar, denn das Infektionsrisiko ist einfach zu hoch.“ Er rechnet damit, dass es einen Fahrplan ähnlich wie in Österreich geben wird, welche Betriebe Schritt für Schritt wieder öffnen dürfen.

Der Umsatz liegt derweil bei null. Dennoch müssen laufende Kosten wie Mieten, Gehälter oder Tilgungsraten bezahlt werden. Bambergers Ziel lautet, das Unternehmen durch die Krise zu bringen und nicht in Schieflage zu geraten. „Das Thema wird uns noch Jahre beschäftigen.“

Das bedeutet, Kosten einzusparen. Er habe Kurzarbeit für die Mitarbeiter angemeldet und möchte sämtliche Unterstützung, die von Bund und Land angeboten wird, nutzen. Nur mit kleiner Besetzung werde im Büro weiterhin gearbeitet.

Viel Rückhalt und Solidarität aus den Reihen der Mitarbeiter

Dirk Bamberger hat in den letzten Tagen und Wochen viele Einzelgespräche mit den Angestellten geführt. Die Schicksale, die teilweise dahinter stecken, haben Dirk Bamberger berührt: „Das war schon sehr hart.“ Aber er bekomme auch viel Rückhalt zu spüren. „Die Mitarbeiter ziehen alle mit.“

Der Tenor laute, dass man es zusammen durch die schwere Zeit schaffe. Es sei toll, wenn man als Inhaber und Chef diese Solidarität erlebe und auf Mitarbeiter zählen könne, die zum Unternehmen halten. Man versuche trotzdem, die Zeit sinnvoll zu nutzen; beispielsweise für die Weiterbildung der Mitarbeiter.

Die Solidarität in der Gesellschaft sei in Zeiten der Coronakrise ebenfalls deutlich spürbar; gerade auch, was die Zusammenarbeit mit anderen Unternehmen anbelangt. So kommen Vermieter teilweise den Pächtern entgegen, haben Verständnis für die nicht selbst verschuldete Lage und bieten beispielsweise an, Mieten zu stunden, so Bambergers Erfahrung.

Man warte nun von Tag zu Tag, wie es weitergeht. Alle hoffen sehr, sagt Bamberger über sich und die Belegschaft, dass irgendwann wieder viele tolle Partys in den Discos gefeiert werden. Wenn die Krise überstanden ist, gebe es sicherlich Nachholbedarf. Und vielleicht sei das schon in der zweiten Jahreshälfte möglich, wagt er eine vorsichtige Prognose.

Neues Gastro-Projekt im Schiefererlebnis liegt auf Eis

Auch die Planungen für die Gastronomie im Dormettinger Schiefererlebnis liegen in Absprache mit der Gemeinde zur Zeit auf Eis. Wie berichtet, ist Dirk Bamberger neuer Pächter des Restaurants „Am Schiefersee“ und wollte im Frühjahr/Frühsommer eröffnen.

Die Planungen ruhen nun, so der Balinger Gastronom. Man weiß weder, wie lange die Schließungen noch andauern, noch wie es nach den Lockerungen sein wird. Das sei eine schwierige Situation, insbesondere bei einem neuen Projekt.

Webinar-Reihe nach Deutschland holen

Die Krise nutzt Dirk Bamberger, um sich einem Herzensprojekt zu widmen und dieses weiter voranzutreiben.

Die „Learn4Life“-Seminarreihe wurde bereits vor Jahren von einem befreundeten Kollegen in Österreich ins Leben gerufen, berichtet der „Top 10“-Chef. Von anderthalb Jahren habe er sich dort das Event selbst angeschaut – und war begeistert.

Hochkarätige Speaker werden engagiert, die ein tolles Programm für Schüler (in der Regel zwischen zehn und 16 Jahren) und deren Eltern machen. Die Resonanz in Österreich war sehr groß. So stand für ihn schnell fest, dass er diese Eventreihe in Zusammenarbeit mit den Projektinitiatoren aus dem Nachbarland nach Deutschland bringen möchte.

Besondere Seminarreihe feierte im November in Balingen Premiere

Er hat daraufhin Partner gesucht, um die Speaker zu engagieren. Mit Erfolg: Die erste Auflage fand im November 2019 im Balinger Top 10 statt. Bei der Premiere folgten 200 bis 250 Auszubildende der Einladung. Bamberger sieht die „Learn4Life“-Reihe nicht als Veranstaltung, um Gewinn zu machen. „Uns liegt einfach viel an jungen Menschen“, sagt Bamberger, der von der etwas anderen Art von Bildung außerhalb der Schule überzeugt ist.

Weitere „Learn4Life“-Events sind deshalb auch für die Zukunft in den Bamberger-Betrieben geplant. Prinzipiell seien diese, wie der Name verrät, für alle Altersgruppen möglich – Stichwort: lebenslanges Lernen. „Ich finde das toll und möchte die Sache weiter verfolgen“, sagt der Diskothekenbetreiber. Bis zu vier Veranstaltungen jährlich seien angedacht.

Während der Coronakrise werden Seminare ins WWW verlegt

Die österreichischen Kollegen hatten für den 2. April eines der Seminare geplant – und aufgrund der Kontaktsperre kurzerhand ein Webinar daraus gemacht. Das kam bestens an. Gerade in der Krise brauche man sich mit seinen Angeboten nicht verstecken, laute die Devise. So werden die Webinare prominent beworben.

Der Initiator sei auf Bamberger deswegen zugekommen und habe „offene Türen eingerannt“. Denn online kann jeder zugreifen – egal, ob in Österreich oder Deutschland. Beim Zuschauen kann man viel mitnehmen, ist Bamberger überzeugt und rührt kräftig die Werbetrommel für das Angebot seiner österreichischen Kollegen.

Denn gerade in der jetzigen Zeit seien die Webinare eine positive Sache, die Mut machen und jungen Leuten Perspektiven aufzeigen.

Webinare auch für Jugendliche im Zollernalbkreis kostenlos abrufbar

Zum Ablauf: Nach seinen 45-minütigen Ausführungen hat der Speaker knapp 15 Minuten die Zeit und Möglichkeit, Fragen der jugendlichen Schülerinnen und Schüler aus dem Chat aufzugreifen und zu beantworten. Danach fasst der Moderator die geteilten Inhalte kurz zusammen und gibt einen Ausblick auf das nächste Webinar.

Die nächsten Termine für die Webinare, die aus Österreich gesendet werden, stehen bereits fest. Am 22. April spricht Ali Mahlodji zum Thema „How to become your own Superhero“, am 29. April ist Florian Gschwandtner der Speaker. Am 6. Mai hält Johannes Warth das Webinar zu „8samkeit“, am 13. Mai spricht Gereon Jörn über „Toleranz, Selbstwert & Ziele für Schüler“. Beginn ist jeweils um 18 Uhr.

Die Anmeldung ist denkbar einfach. Es muss nur zur jeweiligen Uhrzeit der Link zum entsprechenden Youtube-Kanal eingegeben werden und schon kann den Speakern gelauscht werden. Das Angebot ist kostenlos.

Diesen Artikel teilen: