Handball

Balinger Blaupause im Derby gegen die Rhein-Neckar Löwen: Erst geführt, dann verloren

01.11.2020

Von Marcus Arndt

Balinger Blaupause im Derby gegen die Rhein-Neckar Löwen: Erst geführt, dann verloren

© PIX-Sportfotos / Michaela Koesegi

In Mannheim ging der HBW leer aus.

Es war eine Blaupause der vergangenen Spiele des HBW Balingen-Weilstetten. Phasenweise präsentierte sich das Team von Jens Bürkle in Mannheim auf Augenhöhe, verspielte eine knappe Führung aber in kurzer Zeit und kassierte am Ende eine 27:36-Klatsche.

„Respekt“, sagte Martin Schwalb im Sky-Interview, „der HBW war zunächst die bessere Mannschaft und hat uns 20 Minuten lang vor große Probleme gestellt.“ Raffiniert stellte der Löwen-Trainer um – und mit einer kompakten Abwehr und einem soliden Angriffsspiel drehte der Ex-Meister noch in Durchgang eins die Partie „Das ging zu schnell und viel zu einfach“, ärgerte sich sein Balinger Gegenüber.

Dieser setzte im baden-württembergischen Derby auf seine arrivierten Akteure, welche die Nordbadener in der Anfangsphase gewaltig forderten. Eine knappe Führung konservierte der Außenseiter vorerst: beim 2:3 durch Vladan Lipovina (3. Minute). In Überzahl egalisierten die Mannheimer, welche im stehenden Angriff Probleme hatten. Stark: Mike Jensen, welcher den Kurpfälzern einige Würfe wegnahm. Auf der Gegenseite wuchtete Lipovina an alter Wirkungsstätte die Kugel in den Winkel: zum 3:5 (7.).

Auf Augenhöhe

Auch in der Folge waren die Balinger ein adäquater Spielpartner für die Löwen – und legten in Überzahl erneut vor: mit 8:6 (12.). Die Quadratestädter taten sich hingegen im Positionsangriff sehr schwer und früh zückte Schwalb die Grüne Karte, vermisste „das Quantum Aggressivität“. Er wolle Arbeit und Engagement sehen, forderte der Löwen-Dompteur.

Uwe Gensheimer stellte den Anschluss her, doch die Schwaben lagen weiterhin vorne. Nach 14 Minuten erzielte der HBW bereits seinen zehnten Treffer, während die Nordbadener keine Lösungen fanden. „Wir haben keinen Zugriff bekommen“, gestand Schwalb ein. Der erfahrene Übungsleiter reagierte, wechselte das Personal zwischen den Pfosten (Späth für Katsigiannis/17.) und stellte die Verteidigung um.

„Da war mehr drin“

Die Schwaben ließen nun viele Chancen liegen und Patrick Groetzki egalisierte (11:11/21.). Bitter für die Balinger, welche nun wackelten. Viel zu früh suchten die „Gallier“ den Abschluss und fielen mit 11:12 zurück (23.). Bürkle sah nun zwingend Gesprächsbedarf. „Wir müssen den Kopf behalten“, forderte der Sportwissenschaftler.

Es blieb ein offener Schlagabtausch – mit nun leichten Vorteilen für die Gastgeber, die mit einem Zwei-Tore-Vorsprung in die Pause gingen (16:14). „Da war mehr drin“, ärgerte sich der 40-Jährige, welcher die „mentale Härte“ bei seiner Truppe vermisste.

Klare Sache in Durchgang zwei

Der fehlte auch nach dem Seitenwechsel das Selbstvertrauen. Und das bestraften die Löwen konsequent, welche die Führung sukzessive ausbauten (20:15/34.). „Nach dem Rückstand war es extrem schwer“, meinte Jona Schoch. Der HBW-Kapitän blieb blass – wie das Gros seiner Rückraumkollegen. Das Angriffsspiel der Schwaben war viel zu simpel angelegt und die Kurpfälzer kamen nun so richtig ins Rollen.

Noch einmal justierte Bürkle nach. „Das geht zu schnell“, ärgerte sich der ehemalige Erstliga-Spieler in der Auszeit, „das ist zu einfach...“ Mit René Zobel versuchte er, die Verteidigung stabiler zu kriegen. Das gelang nicht – und die Schwaben resignierten früh. Zu früh. Vehement forderte Bürkle Geduld und Überzeugung von seiner Mannschaft, die sich viel zu viele Fehler leistete. Das änderte sich auch nicht: Lipovina zog in Überzahl die nächste Fahrkarte und die Löwen weiter davon: mit 27:18 (42.). Der letztjährige Aufsteiger fand nicht mehr statt, wirkte mut- und ideenlos. Ohne Vorbereitung nahm Schoch den Wurf – und die Löwen machten es früh zweistellig: beim 29:19 (46.).

Diese Deutlichkeit war nach dem starken Start nicht zu erwarten. „Die erste Halbzeit war die Beste, die wir in dieser Saison bislang gespielt haben – trotz Führungen gegen andere Teams „, bilanzierte Bürkle nach dem 27:36, „nach der Pause kriegen wir dann deutlich unsere Grenzen aufgezeigt. Wir müssen schnell lernen, auch unter Druck zu liefern.“

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