Balinger Balanceakt: Nur nicht zu viel Risiko

Von Marcus Arndt

Im Zweitliga-Gipfel geht der Spitzenreiter aus der Kreisstadt am Freitagabend in Dessau auf die Platte. Eine Mammutaufgabe für den HBW Balingen-Weilstetten.

Balinger Balanceakt: Nur nicht zu viel Risiko

Mit zehn Siegen in Serie haben die „Gallier“ ein klares Zeichen in der ersten Saisonphase gesetzt. Mit 57 Saisontoren ist Oddur Gretarsson aktuell der beste Balinger Angreifer.

Mit dem Heimerfolg über die Grafschafter festigten die Balinger die Tabellenführung in der 2. Bundesliga. Wichtig vor dem anspruchsvollen Auswärtsdoppelpack in Dessau (Freitag, 19.30 Uhr, Anhalt Arena) und Lübbecke.

„Da kann man nicht meckern“

Zehn Spiele, zehn Siege – und doch ist es nur ein kleiner Fingerzeig der „Gallier“ an die Konkurrenz. Nach dem wackeligen Auftritt in Würzburg dominierte das Team von Jens Bürkle das Duell der beiden ehemaligen Erstligisten. „Ich bin zufrieden, wir waren in vielen Dingen wirklich gut“, sagt der HBW-Trainer, „und haben verdient gewonnen. Das muss man nach einem Spiel gegen Nordhorn-Lingen erst einmal so sagen können. Die Mannschaft hat das super gemacht. Gute Aggressivität, gute Intensität im Spiel, alle die auf der Platte waren, haben geliefert. Da kann man nicht meckern.“

Es gibt ohnehin kaum Grund zur Kritik. Nach dem verpassten Verbleib in der Beletage des deutschen Handballs liefern die „Gallier“ konstant Ergebnisse, auch wenn sie zweifelsohne Steigerungspotenzial besitzen. Vor den Begegnungen in Dessau und Lübbecke (18. November) präsentierten sich die Schwaben stark formverbessert, zogen allerdings noch zu viele Fahrkarten. Zu Wochenbeginn schärfte der Sportwissenschaftler nach, „ließ noch ein paar Sachen im Angriffsspiel machen, um Präzision reinzubekommen. Da sind schon noch ein paar Dinge, die wir optimieren können.“ Das sei ein wichtiger Punkt gewesen, hebt der 42-Jährige hervor, „auch etwas losgelöst vom Gegner.“ Seit Dienstag läuft die Vorbereitung auf die Partie beim Dessau-Roßlauer HV, der bislang eine starke Saison spielt.

Selbstbewusste Ostdeutsche

„Momentan haben sie ein riesiges Selbstvertrauen, das ist einer der Hauptgründe für ihren Lauf“, meint Bürkle, „ihr Spiel ist sehr passsicher, sie gehen ein sehr hohes Tempo in vielen Aktionen. Sie sind auch sehr aggressiv, was das Angriffsspiel angeht. Bei jeder Chance, welche sie kriegen, gehen sie mit allem, was sie haben drauf.“ Taktgeber beim Tabellendritten ist Vincent Sohmann – bester Angreifer der Tscheche Jakub Hrstka (57 Saisontore).

„Bei ihnen kommen viele Dinge zusammen“, fährt der frühere Erstliga-Kreisläufer fort, „es wird immer selbstsicherer, das sieht man dem Spiel schon an. Wir müssen gucken, dass wir ihnen in der Abwehr das Leben schwer machen.“ Die Rückwärtsbewegung sei ebenso entscheidend, betont Bürkle, „sie werden Kontertore schießen, wahrscheinlich sogar ein paar mehr als unsere Gegner in den vergangenen Wochen. Aber jeden Treffer, den wir ihnen da wegnehmen, ist ein guter für uns. Wir brauchen einen guten Rückzug und eine gute Ballkontrolle im Angriff.“

Bekannt für gute Starts

Trotzdem müssen die Schwaben mutig auftreten. „Das ist die Kunst gegen sie – eine gute Balance zu finden“, erklärt Bürkle. Mit Blick auf das Heimspiel gegen die HSG sagt er: „Das war bei uns zuletzt auch so. Wenn Nordhorn den Ball verloren hat, haben sie sofort den Gegenstoß um die Ohren bekommen.“ In Dessau dürfe seine Mannschaft nicht den gleichen Fehler machen, sagt der Balinger Coach, der den DRHV genau analysiert hat: „Ich habe sie zu Beginn der Runde öfter spielen sehen, da haben sie knappe Ergebnisse gehabt – alles gegen Gegner aus den vermeintlich unteren Regionen, aber sie haben die Spiele gezogen.“

„Nach und nach ist das Selbstvertrauen dann gewachsen, Dinge werden leichter, der Spielfluss wird schneller, die Risikobereitschaft höher, man zweifelt weniger. Das sieht man ihrem Spiel an“, so Bürkle, der unumwunden einräumt: „Ich hätte nicht gedacht, dass sie so weit vorne reinrutschen. Solche Dinge gelingen Herrn Jungandreas immer wieder, dass er sehr gute Saisonstarts mit seinem Team schafft.“ Mit 17:3 Punkten liegt Dessau in Schlagdistanz zu den Schwaben.