Balingens Trainer Martin Braun vor Elversberg-Spiel: „Sensibel auch für Kleinigkeiten“

Von Marcel Schlegel

Ausgerechnet nach der zweiten Niederlage in Folge hat die TSG Balingen am Dienstag mit der SV Elversberg ein Spitzenteam der Fußball-Regionalliga zu Gast. Der ZAK tickert wie gewohnt vom Geisterspiel.

Balingens Trainer Martin Braun vor Elversberg-Spiel: „Sensibel auch für Kleinigkeiten“

Da Matthias Schmitz in Walldorf fehlte, trug Adrian Müller (links) die Kapitänsbinde. Mit 1:3 zog Balingen, das heute Elversberg erwartet, den Kürzeren.

Manchmal sind Ergebnisse im Fußball leicht zu erklären. Betrachtet man zum Beispiel die letzten beiden Spiele der TSG Balingen in der Regionalliga Südwest, folgten beide Niederlagen einer simplen Ursache-Wirkung-Logik: Leichtfertige Fehler und unnötige Aktionen führten in Homburg (0:1) und Walldorf (1:3) zu vermeidbaren Gegentoren und damit zu den Saison-Niederlagen sechs und sieben.

Im Saarland hatte sich die TSG durch zwei fahrlässige Platzverweise selbst geschwächt und dem Gegner ein Zwei-Spieler-Übergewicht eingeräumt, das die Homburger natürlich zu nutzen wussten. Und das sich durch die Sperren der Leistungsträger Simon Klostermann und Leander Vochatzer gewissermaßen als Hypothek fürs und ins nächste Spiel verlagerte.

Zwei Ampelkarten, ein Geschenk und zwei Niederlagen

In diesem, beim FC Astoria legten die Balinger am Samstag ihrem Kontrahenten das erste Gegentor dann buchstäblich selbst vor: Ein Rückpass von Verteidiger Jonas Vogler geriet viel zu kurz und entwickelte sich so unfreiwillig zur perfekten Torvorlage zum 0:1, das die Mannschaft von Trainer Martin Braun schließlich nicht mehr drehen konnte.

Bei der SV Elversberg steht mit Frank Lehmann ein gebürtiger Balinger im Tor. Der 31-Jährige verletzte sich zuletzt und wird bei seinem Quasi-Heimspiel fehlen. Lesen Sie hier die Hintergründe.

Die verkürzte Erklärung der beiden Niederlagen also: zwei Ampelkarten, zwei Sperren und eine geschenkte Führung? „Das ist schon auch so“, antwortet Braun. „Wir haben es unseren Gegnern viel zu leicht gemacht“, sagt der erfahrene Trainer, für den die Rückschläge anschaulich illustrierten, wie die TSG Balingen in der 4. Liga eben nicht auftreten darf: nachlässig und unkonzentriert – und zwar an beiden Enden. Denn für Braun, und diese Meinung konnte man auch als externer Beobachter teilen, waren beide Niederlagen und speziell das 1:3 in Walldorf vermeidbar, ja ärgerlich: „Weil wir einen Punkt hätten mitnehmen müssen und das Spiel auch hätten gewinnen können“, sagt der frühere Bundesliga-Spieler.

Nachlässigkeit schleicht sich ein

Tatsächlich gelang den Schwaben im Dietmar-Hopp-Sportpark ebendies nicht mehr, was sie ihren Rivalen in den Wochen zuvor, als sich die Balinger mit vier Siegen in Serie ins vordere Tabellendrittel katapultierten, schier bis zur Perfektion vormachten: die wenigen Chancen direkt zu nutzen und so den Spielverlauf frühzeitig in die gewünschte Richtung zu drängen. In Walldorf hatte die TSG diese Chancen im ersten Durchgang gehabt – doch vergeigte sie. Und: Auf der Gegenseite nutzte der FCA seine erste hochprozentige Möglichkeit direkt aus – auch, weil die Balinger Defensive zwar grundsätzlich nicht schlecht stand, aber ohne Kapitän Matthias Schmitz (privater Termin) nicht mehr so konzentriert agierte.

Der Zollern-Alb-Kurier tickert wie immer live vom letzten Spiel der Hinrunde – der Verein stellt zudem einen Livestream zur Verfügung, den Sie auf der TSG-Homepage oder unter the-leagues.com finden

Und so kommt es, dass die TSG vor dem heutigen Heim-Geisterspiel (17.30 Uhr) gegen den favorisierten Regionalliga-Vierten SV Elversberg, übrigens dem letzten Spiel der Hinrunde, erstmals in dieser Saison zwei Mal in Folge verloren hat. Keine ungewöhnliche, aber für die Württemberger eben neue Erfahrung. „Natürlich waren die Spieler enttäuscht. Das muss auch so sein“, berichtet Braun. Enttäuschung nun aber dürfe sich nicht in Frustration oder Selbstzweifel übersetzen, sondern müsse seine Spieler zur Selbstreflektion bewegen. „Eine Niederlage muss Anlass sein, sich zu prüfen: Wie war meine Leistung im Spiel? Wie war mein Beitrag zum Spielverlauf? Was kann ich besser machen?“, sagt der frühere Geschäftsführer des VfR Aalen, zu dem die TSG übrigens schon am Samstag (14 Uhr) reist. „Auch ich hinterfrage mich nach jedem Spiel und erwarte das auch von meinen Spielern.“

Elversberg – eines der besten Teams der Liga

Die Balinger stehen mit 31 Punkten aus 20 Spielen weiterhin auf dem beachtlichen 7. Tabellenplatz, drohen aber im Falle einer erneuten Niederlage durchgereicht zu werden. Und letztere ist nicht unrealistisch, schließlich reist mit der Elversberger Sportvereinigung einer der besten Kader der Südweststaffel auf die Schwäbische Alb. Doch auch die SVE patzte am Wochenende beim 3:3 gegen Bayern Alzenau.

„Elversberg eine der Top-Mannschaften, die sind enorm gut besetzt“, sagt Braun und kehrt zurück zur eingangs formulierten Logik: „Wenn wir die Fehler des Gegners ausnutzen, sind Punkte realistisch. Wenn wir selbst Fehler machen oder in manchen Bereichen Nachlässigkeiten zeigen, wird es schwer.“ Deshalb erwartet der 52-Jährige von seinen Spielern, dass „diese fokussiert und sensibel auch für die Kleinigkeiten“, weiterhin „konzentriert und konsequent“ auftreten, erklärt Braun. „Und dann werden wir gegen Elversberg auch einen guten Tag und etwas Glück brauchen.“

Personal: Trio kehrt zurück

Auf Seite der TSG Balingen kehren heute Abend im Regionalliga-Heimspiel gegen die SV Elversberg die zuletzt gesperrten Leander Vochatzer und Simon Klostermann, sowie Kapitän Matthias Schmitz zurück, der beim 1:3 gegen Walldorf zuletzt privat verhindert. Fraglich ist indes der Einsatz von Felix Heim, der über Hüftprobleme klagt. Weiterhin fehlen Sascha Eisele, Jonas Fritschi, Marco Gaiser und Tom Schiffel (alle Reha), sowie der langzeitverletzte Luca Kölsch (Kreuzbandriss) und der angeschlagene Keeper Marcel Binanzer (Schulter).

Wechsel: FC Gießen holt den sechsten Neuen

Die Konkurrenz reibt sich die Augen: Kurz vor Ende der Transferfrist hat der FC Gießen Ali Ibrahimaj vom KFC Uerdingen verpflichtet. Der Drittligist leitete ein Insolvenzverfahren ein, Ex-Zweitliga-Profi Ibrahimaj fürchtete um seinen Job und der FCG schlug zum sechsten Mal in der laufenden Winterperiode zu. Das verwundert, schließlich sind die Gießener selbst nur um Haaresbreite der Insolvenz entgangen. Nach Rückzügen von Funktionären und Geldgebern wird der Klub vom Notvorstand Turgay Schmidt geleitet. Wie sich die Gießener, die 2021 das formstärkste Team stellen, sechs Neuzugänge leisten können? Die offizielle Antwort: Spieler und Trainer würden auf 15 Prozent des Gehalts verzichten, zudem hätte der Klub externe Gönner, die die Neuzugänge finanzieren würden, heißt es.Lesen Sie mehr zum Thema: