Balingen

Balingens Gegner TSV Steinbach Haiger: Vorstand Roland Kring – mehr als nur der Mäzen

26.03.2021

Von Marcel Schlegel

Balingens Gegner TSV Steinbach Haiger: Vorstand Roland Kring – mehr als nur der Mäzen

© Björn Franz

Vorstand, Mäzen und früher selbst Spieler des TSV Steinbach: Roland Kring.

Der Erfolg des Regionalliga-Titelanwärters TSV Steinbach Haiger ist maßgeblich mit Roland Kring verbunden. Dabei wird der Vorstandssprecher zu oft nur auf seine Mäzenrolle reduziert.

Noch nie zuvor war der TSV Steinbach Haiger der 3. Liga so nah. Nach dem eindrucksvollen 4:0-Heimsieg über den direkten Verfolger Kickers Offenbach vor zwei Wochen stoppten die Mittelhessen nicht nur die unglaubliche OFC-Serie von bis dahin zehn Spielen in Folge ohne Niederlage. Vor allem untermauerte die Mannschaft von Trainer Adrian Alipour damit abermals ihre Aufstiegsambitionen.

Die TSG Balingen wird am Samstag um 14 Uhr beim TSV Steinbach Haiger erwartet. Die Braun-Elf ist im Mittelhessischen der krasse Außenseiter. Lesen Sie hier den Vorbericht.

Und auch wenn der Tabellenzweite am vergangenen Wochenende gegen eine mit Bundesliga-Spielern „hochgerüstete“ Hoffenheimer U23 nur zu einem späten 1:1 kam, ändert dies nichts daran, dass man im Lahn-Dill-Kreis liebend gern erstmals in den Profifußball aufsteigen würden – am besten schon dieses Jahr. Dann könnte 2021 in Haiger nicht nur das 100-jährige Vereinsjubiläum gefeiert werden.

Auch Roland Kring bestätigt dieses Ziel. „Allerdings haben wir auch nicht vergessen, in welcher Klasse Steinbach noch vor einigen Jahren gespielt hat“, sagt Vorstandsprecher Kring, weiterhin Hauptsponsor und Marketing-Vorstand.

TSV Steinbach – 2008 noch in der Kreisklasse

2008/09 zum Beispiel, da sah man in der 900-Einwohner-Gemeinde noch Kreisliga-B-Fußball. 2007 war Kring, Geschäftsführer des in Haiger ansässigen mittelständischen Bremsenherstellers Sibre, beim TSV eingestiegen und der kleine Verein stieg in sieben Jahren sechs Mal auf. Die Aufstiege: Undenkbar ohne Kring, der die Mannschaft anfangs noch mit regionalen Talenten zu bestücken half und diesen gleichzeitig eine Stelle im eigenen Unternehmen bot. Das änderte sich nach dem Regionalliga-Aufstieg, als der TSV sich noch im Winter 2015 auf direktem Weg zurück in die Hessenligen begriffen sah, infolgedessen auf Vollprofitum umstellte und Ex-Nationalspieler Thomas Brdaric als Trainer holte. Kring und Co. hatten zwischenzeitlich das teils marode Sportgelände am Haarwasen renoviert und mit einer Tribüne ausgestattet – und die Profis hielten die Klasse.

Doch während Brdaric direkt mehr und notfalls auch mehr externe Profis wollte, wollte Kring, dass Verein und Team langsam und nachhaltig wachsen und der Klub seine Identifikation zur Region nicht dem Erfolg opfert. Schließlich hatte Kring, der von der Konkurrenz gerne auf seine Mäzenrolle reduziert wird, in den 1980er-Jahren selbst noch für den TSV in der Kreisklasse die Kickstiefel geschnürt. Die Steinbacher trennten sich von Brdaric und arbeiten seither am Ziel 3. Liga, das nun machbar erscheint.

Roland Kring aber stellt trotz des aktuell aussichtsreichen Zwischenstands klar, dass das Wort „Pflicht“ im Hinblick auf den anvisierten Aufstieg „sicher nicht richtig gewählt“ sei. „Es gibt keinen Druck in diese Richtung. Aber je länger du dich an der Spitze aufhältst, desto mehr reift auch der Wunsch nach dem Aufstieg“, so der TSV-Funktionär, der sich im Winter vehement gegen die Saisonfortsetzung der Südweststaffel trotz Lockdowns einsetzte, auf die gesellschaftliche Verantwortung der (Amateur-)Vereine verwies und dafür auch vor Gericht stritt – am Ende vergeblich. Auch installierte Kring in Steinbach ein Corona-Testzentrum.

Nicht-Aufstieg? – „Kein Beinbruch“

Sollten es die Steinbacher, deren bislang beste Regionalliga-Platzierung der zweite Rang aus der Vorsaison darstellt, dieses Jahr aber nicht in den Lizenzfußball schaffen, wäre das laut Kring kein Problem. „Das hätte keinen negativen Einfluss auf den Verein.“

Infrastrukturell wäre der Profiklub aus Mittelhessen jedenfalls weitgehend gewappnet für die 3. Liga. Die Lizenzunterlagen wurden eingereicht, Mitte April rechnen die Vereine mit dem Feedback darüber, ob und in welchem Bereich sie im Falle des Aufstiegs noch nachbessern müssten. Das Sibre-Sportzentrum Haarwasen bräuchte beispielweise noch eine Gästetribüne und die ein oder andere weitere Nachbesserung. „Diese Maßnahmen sind alle, wenn noch nicht in der Umsetzung, aber in der abschließenden Planung“, sagt Kring.

Auch dem TSV Steinbach Haiger habe die Corona-Saison, in der allen Vereinen wichtige Zuschauereinnahmen fehlen, durchaus wirtschaftlich zugesetzt, betont er. Käme ein Aufstieg, der mit einem höheren Etat verbunden wäre, da überhaupt gelegen?

Vorbild Saarbrücken oder Mannheim

„Mit unserem wirtschaftlichen Konzept erfüllen wir aus unserer Sicht die Vorgaben, sind uns aber auch bewusst, dass wir uns vom Jahresbudget her ganz hintenanstellen müssten“, antwortet Kring, der gesteht, dass der hessische Verein durch staatliche Zuschüsse oder Kurzarbeit „einen Teil“ der Einnahmenausfälle ausgleichen konnte. „Auch erleben wir eine hohe Unterstützung durch Fans, Dauerkarteninhaber und Sponsoren. Alles in allem konnten wir die Situation im Vergleich zu anderen Vereinen noch Recht gut bewältigen“, so der Hesse.

Auch glaubt Kring, dass die Alipour-Elf schon jetzt auch sportlich weitgehend gewappnet wäre für die 3. Liga. Er verweist auf die Regionalliga-Meister der Vorjahre, auf Waldhof Mannheim und den 1. FC Saarbrücken, die personell keinen allzu großen Umbruch vornahmen und in der 3. Liga dennoch eine gute Rolle spielen. „Wir haben den Vorteil einer eingespielten Mannschaft. Insoweit macht es auch Sinn, diesem Beispiel zu folgen.“

Bichler hört auf – und wird Polizist

Florian Bichler vom TSV Steinbach Haiger beendet im Sommer seine Karriere als Fußballer. Das vermeldete das Fachmagazin Kicker am Freitag. Ab September beginnt er eine Ausbildung bei der Polizei. or seinem Engagement in Hessen war der 29-Jährige unter anderem für Rot-Weiss Essen, die SV Elversberg, Rot-Weiß Erfurt, die SpVgg Unterhaching und Greuther Fürth 2 aktiv. So kam Bichler insgesamt auf bislang 59 Drittliga- und 155 Regionalliga-Einsätze in seiner Karriere.

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