FUSSBALL

Balingens Carlos Konz über Covid-Erkrankung: „Fitness ist immer noch nicht ganz da“

10.12.2020

Von Marcel Schlegel

Balingens Carlos Konz über Covid-Erkrankung: „Fitness ist immer noch nicht ganz da“

© Sören Herl

Carlos Konz (Mitte) von der TSG Balingen hatte das Coronavirus.

Carlos Konz (23) war Mitte September an Covid-19 erkrankt. Noch immer hat der Fußballer der TSG Balingen leichte Beschwerden, wenn er sich zu sehr anstrengt. Nachvollziehen kann es Konz daher nicht, dass die Regionalliga Südwest im Dezember und Januar Spiele austrägt.

Angefangen hatte es wie bei den meisten: mit einer plötzlichen Erschöpfung. Zunächst dachte sich Carlos Konz nichts Schlimmes dabei, auch nicht, als am Morgen danach Kopf- und Gliederschmerzen einsetzten. „Erst als ich leichtes Fieber bekam, hatte ich einen Verdacht“, sagt der 23-jährige Fußballer der TSG Balingen, die heute um 14 Uhr beim TuS RW Koblenz spielt. Konz ging zum Arzt und tags darauf zum Corona-Test – der fiel positiv aus.

Der Vorbericht zum Koblenz-Spiel.

Bei seinem Verein löste die bestätigte Covid-19-Erkrankung kurzzeitig ein Chaos aus. Schließlich hätte er seine Mitspieler mit dem Coronavirus angesteckt haben können, zumal er zuvor mit beiden Aktiventeams zu tun hatte und mit einigen Teamkameraden eine regelmäßige Fahrgemeinschaft bildete. Die Sorge sollte sich später nicht bestätigen, wie ein kollektiver Corona-Test aller Spieler und Betreuer ergab. Doch an jenem Freitag, an dem Geschäftsführer Jan Lindenmair das Testergebnis erhielt, brannte sprichwörtlich der Baum.

Ein Monat war Konz außer Gefecht

Auf Geheiß der Balinger Behörden mussten die TSG-Verantwortlichen wenige Stunden vor Spielbeginn die Partie gegen die Kickers Offenbach vorsorglich absagen. Letztere versuchten nun unlängst vor dem Berufungsgericht vergeblich, für das abgesagte Viertliga-Spiel eine Wertung zu erreichen. Der OFC fühlte sich zu spät informiert. Konz bekam von alldem wenig mit. Er lag mit typischen Grippesymptomen flach, in den folgenden fünf Tagen schmeckte er nichts. „Nach zwei Wochen war ich dann symptomfrei“, erzählt der Verteidiger. „Ich durfte aber noch nicht raus, weil ich meine Freundin angesteckt hatte.“ Also hieß es: zu Hause bleiben, bis auch bei ihr die Symptome verschwunden waren.

Der Streit in der Regionalliga Südwest.

Mitte September war das. Mitte Oktober trainierte Konz wieder. Spielen wird er heute in Koblenz für die TSG dennoch nicht, weil er sich im Testspiel beim Bahlinger SC (0:4) vergangene Woche das Außenband im Sprunggelenk riss und nun schon wieder zum Pausieren gezwungen ist. Völlig fit sei er aber ohnehin noch nicht. „Mittlerweile geht es mir besser. Aber gerade anfangs hatte ich Probleme mit der Kondition, ich war schnell außer Atem“, berichtet der 23-Jährige.

Stechen auf der Lunge bleibt

„In sportlicher Hinsicht hat sich die Erkrankung doch ziemlich bemerkbar gemacht. Ich war zwar froh, wieder auf den Platz zurückkehren zu können, merkte aber schnell, wie körperlich angeschlagen ich war.“ Und heute? Wenn er sich sehr anstrengt, spüre er noch immer ein leichtes Stechen auf der Lunge. „Auch die Fitness ist immer noch nicht ganz wie vor der Erkrankung, aber es wird besser.“

Die Regionalliga Südwest stand in den vergangenen Wochen im bundesweiten Fokus. Nach einem politischen und juristischen Hin und Her und einer Spielpause im November, die Konz nicht ungelegen kam, teilten schließlich alle beteiligten Bundesländer die Liga dem Spitzensport zu, der Ball kann also im Dezember rollen und er rollt seit gestern auch. Konz, der weiß, wie sich Covid-19 anfühlt, kann die Saisonfortsetzung nicht ganz verstehen. „Ich sehe das kritisch, weil es in dieser Liga zu viele Vereine wie uns aus dem Amateurbereich gibt“, sagt er.

Geisterspiele bedrohen die TSG.

Für diese sei die semi-professionelle Spielklasse schon ohne Corona, die finanziell bedrohlichen Geisterspiele, die strengen Hygieneauflagen mit Kabinentrennung, Kleingruppenbildung bei Auswärtsfahrten und Schnelltests eine Herausforderung. Nun stehen ab heute vier Spiele in zehn Tagen an. Fünf Tage Weihnachtspause folgen für die Balinger, ehe das Training weitergeht und am 8. Januar (TSG beim VfB Stuttgart 2) schon die Winterpause vorbei ist – ein Mammutprogramm ohne weihnachtliche Besinnlichkeit. „Die Fortsetzung gerade im Dezember ist für mich fragwürdig. Nicht nur die Vereine haben mit dieser Entscheidung zu kämpfen, auch wir Spieler werden einem hohen Infektionsrisiko und einer großen körperlichen Belastung ausgesetzt“, so Konz. „Eine richtige Entscheidung zu treffen, ist sicher schwer. Irgendjemand ist immer unzufrieden. Dennoch ich hätte eine Pause bis Ende Januar befürwortet.“

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