Außergewöhnlicher Wahlsonntag in Albstadt: Urnengang mit Maske und Sicherheitspersonal

Von Volker Bitzer

Rund 370 Ehrenamtliche, meist rekrutiert aus den Reihen der Stadtverwaltung,sind am Sonntag in Albstadt von früh bis spät in die Nacht im Einsatz.

Außergewöhnlicher Wahlsonntag in Albstadt: Urnengang mit Maske und Sicherheitspersonal

Ungewohntes Bild 2021: Wie hier im Kindergarten Wieslesweg in Tailfingen mussten Wahlhelfer und Wähler Masken tragen.

Dieser Wahltag wird – nicht nur in Albstadt, sondern überall – in die Annalen eingehen. Losgelöst vom Wahlergebnis mit Siegern und Verlierern wird dieser Sonntag, der 14. März 2021, allen Wählerinnen und Wählern, Wahlhelfern und allen, die mit dem Urnengang zu tun haben, in Erinnerung bleiben. Zum einen als Auftakt in ein deutsches Super-Wahljahr, vor allem aber als erste Landtagswahl unter außergewöhnlichen Bedingungen, den Corona-Regeln.

Kein Wahlwetter, aber Bürgerpflicht

Es ist Sonntagnachmittag, gegen 15.30 Uhr. Unwirtliches Wetter lädt nicht gerade dazu ein, das Haus zu verlassen. Doch Wahlrecht ist Bürgerpflicht und so gilt auch hier: Es gibt kein schlechtes Wetter.... Aber statt die meist wenigen Hundert Meter zum Wahllokal mit einem kleinen Spaziergängle zu verbinden, dürften nicht wenige das Auto aus der Garage geholt haben, um den Weg zum Kreuzchenmachen zurückzulegen.

Mann in blauer Uniform schaut nach dem Rechten

Vor dem Kindergarten im Tailfinger Wieslesweg – eines von 29 Wahllokalen der Stadt Albstadt – weht wie gewohnt an solchen Tagen die Fahne, dieses Mal die schwarz-gelbe, im winterlichen, von Schneeregen begleiteten Wind. Soweit nichts Besonderes, wäre da nicht der Sicherheitsmann, der in seiner dunkelblauen Uniform gleich ins Auge sticht.

Freier Weg für freie Meinung

Seine Aufgabe: Schauen, dass nicht zu viele Menschen auf einmal das Wahllokal betreten und dass sich auch vor dem Hause keine zu großen Schlangen bilden. Der Mann, welcher namentlich nicht genannt werden möchte, nimmt seine Aufgabe sehr ernst. Er achtet penibel genau darauf, dass Wähler, die ihre Bürgerpflicht bereits erledigt haben und den Kindergarten verlassen, freien Weg haben und auf keinen Fall mit jenen zusammen kommen, die nach drinnen wollen.

Merkwürdige Stimmung

Unweigerlich denkt man dabei an einen Staat, wo echte Demokratie noch in der Keimzelle schlummert und das Recht auf freie Meinungsäußerung und somit loyale Stimmausübung noch in den Kinderschuhen steckt oder aus anderen Gründen staatlich überwacht wird. Aber das hier spielt im Talgang, in Albstadt, mitten in Baden-Württemberg, in Deutschland. Ja, Corona macht es möglich. Und notwendig.

Ein Drittel Briefwähler

Auch im Innern des Kindergartens hat Corona seine Spuren hinterlassen. Im eigentlichen Wahlraum, in dem auf zwei Tischen die beiden Kabinen aufgestellt sind, stapeln sich im Hintergrund immer noch die Möbel, die Jalousien sind unten, alles riecht hier noch spürbar nach dem Lockdown der zurückliegenden Wochen und Monate.

Antivirale Kugelschreiber

Corona und Pandemie sind allgegenwärtig. Zuvorderst natürlich erkennbar an den antiviralen Kugelschreibern, um sein Kreuz zu machen, aber noch mehr am Corona-„Accessoire“ schlechthin: der Maske. Ohne den Mundschutz gibt es natürlich erst gar keinen Zutritt. Aber auch die ehrenamtlichen Wahlhelfer tragen brav ihre Maske, sitzen außerdem hinter einer durchsichtigen Plexiglasscheibe. Alles erinnert an einen Bankschalter des zurückliegenden Jahrhunderts, als dickes Panzerglas noch für Sicherheit sorgen sollte. Für Peter Engler und Birgit Klaiber, die schon einige Wahlen als Helfer hinter sich haben, ist 2021 ebenfalls markant.

370 Ehrenamtliche aus den Reihen der Stadt

Sie gehören zu den rund 370 Wahl-Ehrenamtlichen, welche die Stadt Albstadt rekrutiert hat. Fast ausschließlich aus den Reihen der Mitarbeiter selbst oder aus dessen Umfeld. „Vor dem Hintergrund der Pandemie sind sogar schon recht viele Wähler gekommen, wir hatten mit deutlich weniger gerechnet“, erzählt Peter Engler. Völlig anders als üblich, ist aber heuer die Zahl der Briefwähler erwartungsgemäß sehr hoch.

Ein Drittel Briefwähler

Er schaut in sein Wählerverzeichnis und attestiert: „Ja, gut ein Drittel kommen gar nicht, sie haben bereits per Briefwahl ihre Stimme abgegeben.“ Abstand und Sicherheit geht halt bei vielen vor. Dem zollte die Verwaltung schon vorab Tribut: So gibt es deutlich weniger Wahllokale als gewohnt, dafür aber allein in Albstadt 14 Briefwahlbezirke.

Während viele Kommunen dieses Jahr, ebenfalls natürlich wegen Corona, Mühe hatten, Freiwillige zu finden, trifft dies für die Große Kreisstadt nicht zu.

Entschädigung für einen Tag Arbeit

54 Euro beträgt übrigens der Durchschnittssatz für ehrenamtliche Wahlhelfer pro Tag in Baden-Württemberg. Dies ist geregelt in der sogenannten Entschädigungssatzung aus dem Jahre 1975.