Meßstetten

Ausnahmezustand in Meßstetten: Das Räumen der Straßen wird zur Zentimeterarbeit

14.01.2021

Von Gudrun Stoll

Ausnahmezustand in Meßstetten: Das Räumen der Straßen wird zur Zentimeterarbeit

© Thorsten Steidle

Der Meßstetter Bauhof steht im Dauereinsatz. In engen Straßen, gab es kaum ein Durchkommen.

Das Meßstetter Bauhofteam bringt so schnell nichts aus der Ruhe. Aber am Donnerstag wurden Grenzen erreicht. So extrem zeigt sich der Winter auf der Alb zum Glück nicht alle Tage.

Die Meßstation des Deutschen Wetterdienstes, gelegen an der Straße nach Unterdigisheim, meldete am Donnerstag um 14 Uhr eine Schneehöhe von 47 Zentimetern. Da dürften noch einige Zentimeter hinzu gekommen sein.

40 Tonnen Streusalz verbraucht

Auch der Meßstetter Bauhof meldet Rekorddaten: Gut 40 Tonnen Streusalz und etwa 12.000 Liter Sole wurden am Donnerstag verbraucht. „So extreme Winterdiensttage wie heute kann ich in den letzten zehn Jahren an einer Hand abzählen“, sagt Bauhofleiter Michael Mayer. Das Team vom Winterdienst arbeitet den ganzen Tag unter Volllast.

Fahrer brauchen gute Nerven

Aber bei solch extremen Schneefällen, würden Grenzen erreicht, werben die Mitarbeiter um Verständnis. In engen Straßen, die von Autos gesäumt werden, kommen die Räumfahrzeuge kaum durch. Kaum zu glauben, aber wahr: In der Skistraße räumte ein Mann minutenlang Schnee von seinem Autodach, bevor er in die Garage einfuhr. Er behinderte dabei zwei Winterdienstfahrzeuge an der Weiterfahrt.

Kälteperiode hält schon länger an

Schon seit mehreren Wochen ist der Winterdienst in Meßstetten aufgrund der anhaltenden Kälteperiode verstärkt im Einsatz. Zeigt sich der Winter auf der Alb von seiner extremen Seite, setzt die Stadt bis zu 22 Fahrzeuge gleichzeitig ein, um den Schneemassen Herr zu werden.

Detaillierter Räum- ud Streuplan hilft

Aus dem Fuhrpark des Bauhofs sind bei extremen Wetterlagen vier Unimogs, ein Lastwagen, vier Kleintraktoren, ein Radlader und der erst im Sommer angeschaffte Holder C 65 SC im Einsatz. Hinzu kommen elf Fahrzeuge externer Unternehmen.

Ausnahmezustand in Meßstetten: Das Räumen der Straßen wird zur Zentimeterarbeit

© Thorsten Steidle

MIt 22 Fahrzeugen bewältigt der Meßstetter Bauhof den Winterdienst.

Um die Räumfahrzeuge möglichst effektiv und mit maximalem Nutzen einzusetzen, gibt ein detaillierter Räum- und Streuplan vor, in welcher Reihenfolge die Straßen, Wege und Plätze von Schnee und Eis befreit werden.

Priorität für Durchgangsstraßen

Oberste Priorität haben dabei Durchgangs- und stark frequentierte Straßen sowie Steilstrecken. Auf diesen Strecken kommt beim Räumen zusätzlich Streusalz zum Einsatz. „Dies teils in erheblichen Mengen“, informiert Pressesprecher Thorsten Steidle und nennt als Beispiel die extrem steile Talstraße in Richtung Lautlingen.

Freie Fahrt ins Impfzentrum

Sobald das neue Kreisimpfzentrum auf dem Areal der ehemaligen Zollernalb-Kaserne in Betrieb geht, wird der Meßstetter Bauhof auch dessen Zufahrtsstraße von Schnee und Eis räumen. „Es ist uns ein wichtiges Anliegen, dass die Menschen aus dem Zollernalbkreis gut und sicher zum Impfzentrum kommen“, betont Bürgermeister Frank Schroft. Das KIZ soll bekanntlich am 22. Januar starten.

Unimogs haben GPS-Ortung

Seit vielen Jahren setzt der Meßstetter Bauhof auf das sogenannte Feuchtsalzstreuverfahren. Neben einem geringeren Verbrauch und einer deutlich schnelleren Wirkzeit wird so verhindert, dass Trockensalzbestandteile bei starkem Wind verweht werden. Die im Winterdienst eingesetzten Fahrzeuge verfügen über GPS-Ortungssysteme. Diese melden per Datenübertragung die Bewegung jedes Fahrzeugs.

Telematiksystem sorgt für optimale Menge

Besonders hochwertige Telematiksysteme kommen in den Unimogs mit Salzstreuer zum Einsatz. Hier wird zusätzlich der Einsatz des Pfluges sowie die Menge des ausgebrachten Salzes in Gramm pro Quadratmeter registriert. Darüber hinaus misst ein am Fahrzeug angebrachter Fühler die Temperatur und Beschaffenheit des Fahrbahnbelags und ermittelt aus diesen Daten die optimale Streumenge.

Neues Fahrzeug wird hoch gelobt

Somit könne sichergestellt werden, dass immer ausreichend, aber nicht zu viel Salz ausgebracht wird, teilt die Stadtverwaltung mit. Neben einem Plus an Sicherheit trage diese neue Technologie zudem auch zu einer Reduzierung des Steusalzbedarfs und einer Entlastung der Umwelt bei.

Ausnahmezustand in Meßstetten: Das Räumen der Straßen wird zur Zentimeterarbeit

© Thorsten Steidle

Die Sicht aus dem Cockpit einer modernen Unimogs.

Bestens bewährt habe sich auch der im Sommer angeschaffte Holder, ergänzt Bauhofleiter Michael Mayer. „Für das moderne Systemfahrzeug mit Allradantrieb und vier Schneeketten gibt es selbst bei extremen Schneeverhältnissen kein halten“, zeigt sich der Winterdienstprofi vom Fahrzeuge angetan. Aufgrund seines relativ geringen Gewichts und den kompakten Abmessungen kann der Holder bei extremen Schneefällen auch am Steilstück der Talstraße Richtung Lautlingen eingesetzt werden - wenn die deutlich schwereren Unimog-Fahrzeuge an ihre Grenzen stoßen.

Salzlager ist gut gefüllt

Der Holder ist somit eines der am stärksten beanspruchten Fahrzeuge der Winterdienstflotte. Um auch im Falle eines anhaltend harten Winters einsatzbereit zu bleiben, verfügt der Bauhof über ein gut gefülltes Salzlager.

Gleiches gilt bei der Bevorratung von Ersatzteilen für den Fuhrpark. Die meisten Reparaturen können in der bauhofeigenen Werkstatt umgehend durchgeführt werden. Außer den Straßen räumt der Meßstetter Bauhof auch 70 bis 80 Kilometer Wander- und Feldwege.

Strenge Winter kosten viel

Durchschnittlich belastet der Winterdienst den Haushalt der Stadt Meßstetten mit rund 430.000 Euro. Aufgrund der milden Witterung und verhältnismäßig geringer Schneemengen lag dieser Wert im vergangenen Jahr bei lediglich 217.000 Euro. Sollten sich die Witterungsverhältnisse der vergangenen Tage fortsetzen, wird der Winter 2020/21 allerdings mit höheren Beträgen zu Buche schlagen.

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