Reutlingen

Ausblick der IHK: Die Unternehmen in Neckar-Alb sind im Dauer-Such-Modus nach Fachkräften

30.12.2019

von Pressemitteilung

Ausblick der IHK: Die Unternehmen in Neckar-Alb sind im Dauer-Such-Modus nach Fachkräften

© Wolfram Scheible/Telekom

Die Digitalisierung ist und bleibt das Megathema für Wirtschaft und Politik (Symbolfoto).

IHK-Präsident Christian O. Erbe zieht kurz vor dem Jahreswechsel eine positive Bilanz der zu Ende gehenden Legislaturperiode der Vollversammlung. Beherrschendes Thema in den vergangenen fünf Jahren war die Fachkräftentwicklung.

Die Vollversammlung hatte sich mit dem „Kurs Zukunft“ ein eigenes Arbeitsprogramm gegeben. „Wir sind sehr gut vorangekommen und konnten mit eigenen Projekten Akzente für die regionale Wirtschaft setzen“, resümiert Erbe. Die Vollversammlung, also das Parlament der Unternehmer aus dem Kammerbezirk, der die Landkreise Reutlingen, Tübingen und Zollernalb umfasst, wird im Mai 2020 neu gewählt.

In 2030 fehlen 29.000 Fachkräfte

Das beherrschende Thema der fast fünf Jahre war die Fachkräfteentwicklung. „Die heimischen Unternehmen sind faktisch im Dauer-Such-Modus“, sagt Christian O. Erbe. Laut IHK-Prognosen werden im Jahr 2030 rund 29.000 Beschäftigte dem regionalen Arbeitsmarkt fehlen - und dabei handelt es sich vor allem um Menschen, die beruflich qualifiziert sind.

Nachfrage bleibt größer als Angebot

Zwar ergeben sich derzeit im Umfeld der Automobilherstellung große Umbrüche, die Auswirkungen auf die Beschäftigung haben werden. Nach IHK-Prognosen bleibt aber trotzdem eine Lücke. Die Nachfrage der Firmen bleibe größer als das Angebot.

Drang an Hochschulen hält an

Die IHK habe mit Ausbildungsmarketing und intensivierter Firmenbetreuung gegengesteuert und die Ausbildungsbereitschaft der Betriebe hoch gehalten. Aktuell werden jedes Jahr 2600 neue Lehrverträge abgeschlossen, dies vor dem Hintergrund zurückgehender Bewerberzahlen und einem fast ungebremsten Drang an die Hochschulen.

Beratung läuft vielversprechend

An die Ausbildungsbetriebe appelliert der IHK-Präsident, die Qualität der Lehre hoch zu halten und lieber noch mehr zu investieren. Erbe: „Nur dann werden wir Fachkräfte für unsere Unternehmen entwickeln und dauerhaft halten können“.

Die Beratung von Geflüchteten in Ausbildung und Beruf laufe vielversprechend. Von 300 Personen, die beraten wurden, schaffte die Hälfte den Sprung in ein Praktikum, eine sogenannte Einstiegsqualifizierung, eine duale Ausbildung oder in ein reguläres Beschäftigungsverhältnis.

Digitalisierung bleibt Megathema

Das zweite Megathema war für die IHK zuletzt die Digitalisierung. Die Wirtschaftseinrichtung will Betrieben helfen, sich auf diese Entwicklung einzustellen. Dazu wurden etwa innerhalb der Weiterbildung die IHK-Akademien für IT und Digitalisierung sowie für Fach- und Führungskräfte aus der Taufe gehoben. „Wir wollen Firmen wie Mitarbeiter mit neuen Technologien und neuen Denkweisen vertraut machen. Die Welt um uns herum ändert sich gerade rasend schnell und die Köpfe in den Unternehmen müssen diese Geschwindigkeit mitgehen“, betont Erbe.

Regionales Projekt für kleine Firmen

Eng verknüpft damit sei der Digital Hub Neckar-Alb und Sigmaringen. Das regionale Projekt steht unter Federführung der IHK und zielt darauf ab, kleinen Firmen Impulse und Anleitungen für die eigene Weiterentwicklung zu geben.

Im kommenden Jahr wird der Digital Hub erstmals einen sogenannten Digitalisierungscheck anbieten. Bei diesem Programm kommt ein Experte ins Unternehmen und gibt Hinweise, an welchen Stellen weitere Schritte in Richtung Digitalisierung möglich sind.

Aktive Netzwerker

Mittlerweile bringen sich über 3000 Unternehmerinnen, Unternehmer und Führungskräfte in Gremien, Ausschüssen und Netzwerken der IHK mit ein. „Wir haben drei Regionalgremien, zwölf Fachausschüsse, 300 Prüfungsausschüsse und über 40 Netzwerke. So viel Mitwirkung hatten wir noch nie“, sagt der IHK-Präsident. Über das Format „IHK vor Ort“ ist die IHK in mittlerweile 28 der 66 Gemeinden der Region mindestens einmal im Jahr mit einem Treffen präsent und bringt Firmen, Politik und Verwaltung zusammen.

Neue Absatzmärke müssen her

Impulse für neue Märkte und neue Technologien verspricht sich die IHK vor forcierten Aktivitäten für das internationale Geschäft und die Innovationsentwicklung. Der Export habe seit der Weltwirtschaftskrise jedes Jahr zugenommen und soll weiter wachsen. Erbe ergänzt: „Unsere Absatzmärkte müssen sich noch mehr außerhalb Europas, den USA und China entwickeln“. Dazu habe die Kammer mittlerweile drei Auslandsprojekte auf den Weg gebracht und schaffe darüber Austausch und Kontakte nach Myanmar, Äthiopien und ab 2020 nach Ecuador.

Firmen und Forschung an einem Tisch

Mit Blick auf die technologische Entwicklung hat die IHK das Business-Incubation-Center der europäischen Weltraumorganisation ESA, kurz ESA-BIC, nach Reutlingen geholt. Dort entwickeln Gründer aus Weltraumtechnologien neue Geschäftsmodelle. Elf Gründerfirmen konnten bereits im ESA-BIC starten. Außerdem hat die IHK ein Netzwerk für Künstliche Intelligenz (KI) gegründet. „Wir gehen davon aus, dass KI die technologieorientierten Unternehmen in den nächsten Jahren noch einmal komplett verändern wird“, erläutert Erbe das Engagement. Daher habe die IHK alle Firmen und Forschung, die regional an dem Thema arbeiten, an einen Tisch gebracht.

Diesen Artikel teilen: