Aus Zuneigung zur katholischen Kirche: Heiligenzimmerner Frauen streiken

Von Bettina Stehle

Zahlreiche Frauen aus Heiligenzimmern beteiligen sich an der bundeweiten Aktion Maria 2.0 und bestreikten am Sonntag den Gottesdienst. Sie fordern Gleichberechtigung in der Kirche und wenden sich gegen sexuellen Missbrauch.

Aus Zuneigung zur katholischen Kirche: Heiligenzimmerner Frauen streiken

Diese Männer und Frauen haben am vergangenen Sonntag ein Zeichen gesetzt und demonstrativ das Gotteshaus verlassen. Ihre Forderungen haben sie auf Plakaten formuliert.

Das gibt es in Heiligenzimmern nicht alle Tage: Frauen aus dem Dorf bekundeten ihre Solidarität mit der bundesweiten Aktion Maria 2.0 und bestreikten am Sonntag den Gottesdienst. Sie fordern Gleichberechtigung in der Kirche und wenden sich gegen sexuellen Missbrauch.

Nicht mehr tatenlos zusehen

„Wir wollen nicht mehr tatenlos zusehen“, sagte eine Sprecherin der Frauengruppe aus Heiligenzimmern am Sonntagabend im Gottesdienst. Sie erinnerten an „Maria 2.0“, eine Aktion, die sie mit ihrer Handlung unterstützen wollten. Die Gruppe beklagte die Missbrauchsfälle in der katholischen Kirche und die Ausgrenzung von Frauen. Deshalb verließen sie nach dem Eingangslied und dem Verlesen eines Statements demonstrativ die Kirche und feierten anschließend im Freien eine Andacht.

Frauen leisten viel

Die Frauengruppe, die sich aus dem Missionskreis und weiteren Frauen gebildet hatte, zählten zunächst auf, was, in der Heiligenzimmerner Kirchengemeinde Frauen alles leisten. So gebe es beispielsweise ausschließlich Wortgottesdienstleiterinnen, von zehn Lektoren seien acht Frauen und 75 Prozent des Gemeindeteams seien Frauen.

In ihrem Statement betonten sie, dass sich ihre Aktion nicht gegen den Ortspfarrer Michael Storost wende und schon gar nicht gegen Gott oder die Kirche, sondern dafür. „Wir glauben an Jesus Christus, an die Frohe Botschaft und wollen, dass sich unsere Kirche erneuert,“ erläuterten sie ihre Motivation. Eben gerade deshalb würden sie aktiv werden. Mit dem Verlassen der Kirche wollten sie ein Zeichen setzten und luden Frauen und Männer dazu ein, ihnen zu folgen, was auch einige machten.

Warum ohne Frauen?

Vor der Mariengrotte feierte die gruppe dann mit modernen Liedern, Meditationen und Gebeten eine Andacht. Dabei stellten sie beispielsweise die Fragen: „Wenn eine Frau den Leib Jesu salben konnte, warum sollten Frauen dann nicht zum Salbungsdienst befähigt sein? Wenn Maria Magdalena von Papst Franziskus zur Apostelin erhoben wurde und den Jüngern vorausging, warum sollten Frauen dann zur Apostelnachfolge nicht auch gerufen sein?“

Gruppe will dranbleiben

In der anschließenden Diskussion stellte sich der Wunsch heraus, dass viele solcher Aktionen zur Erneuerung und zum Weiterleben der Kirche beitragen sollten. Die Heiligenzimmerner Gruppe möchte auf alle Fälle weiterhin die bundesweite Aktion Maria 2.0 unterstützen und an einer modernen Kirche mitwirken.