Aufgeben ist für Benzinger keine Option: „Wir feiern gemeinsam und richtig im Jahr 2022“

Von Gudrun Stoll

Die Benzinger gehen durch ein Wechselbad der Gefühle. Sollen sie in diesem Sommer die 800-Jahr-Feier nachholen? Vereine und Ausschuss haben die Planungen nochmals auf Eis gelegt und entschieden, dass noch ein Jahr gewartet wird.

Aufgeben ist für Benzinger keine Option: „Wir feiern gemeinsam und richtig im Jahr 2022“

Stolz präsentierte Ortsvorsteher Ewald Hoffmann im Herbst 2019 das Logo für die 800-Jahr-Feier im Jahr 2020. Niemand konnte damals ahnen, dass ein Virus für zwei Absagen sorgt und erst 2022 gefeiert wird.

Die Benzinger sind ein recht umtriebiger Menschenschlag, der gerne feiert. Aber hoch oben auf der Alb hätte man sich noch vor einigen Monaten nicht vorstellen können, dass ein Virus die Lebenswelt auf den Kopf stellt und der Ort gleich zwei geschichtsträchtige Großveranstaltungen verschieben muss.

Narren nehmen zweiten Anlauf

Das Ringtreffen des Narrenfreundschaftsrings Zollernalb, das die Germanenzunft im Januar diesen Jahres zu ihrem 50. Geburtstag ausrichten wollte, wurde frühzeitig abgesagt. Der Verein hofft auf bessere Zeiten und nimmt einen zweiten Anlauf im Jahr 2022.

Und dann kam Corona

Schon im Sommer 2020 sollte das Fest der Feste stattfinden, um das 800-jährige Bestehen des 1050 Einwohner zählenden Orts gebührend zu feiern. Geplant war ein Festakt im späten Frühjahr, folgen sollte im Sommer ein Festwochenende unter der Beteiligung aller Vereine mit Ausstellungen und Kinderaktivitäten, einer Festmeile mit kulinarischen Angeboten und einem Open-Air-Konzert.

Doch dann kam Corona und damit landesweit die Absage an alle kulturellen Veranstaltungen, sei es in Hallen oder unter freiem Himmel.

Weil Benzingen „onsre Hoimat ischt“

Die Benzinger, die den enormen Kraftakt gerne gestemmt hätten, fügten sich ins Unvermeidliche und setzten auf das Prinzip Hoffnung. „Weil Benzingen onsre Hoimat ischt“, sollte das besondere Ereignis im Jahr 2021 nachgeholt werden.

Doch auch in diesem Jahr wird es kein Jubiläumsfest geben. Ende Februar lud der Festausschuss „800 Jahre Benzingen“ zu einer außerordentlichen Vorstandssitzung der Benzinger Vereine ein.

Keine einfache Entscheidung

Hierbei wurde besprochen, ob 2021 ein Festwochenende möglich ist. „Wir waren uns schnell und einstimmig einig, dass die Planungen für Sommer 2021 aufgrund der Pandemie nochmals auf Eis gelegt werden“, informiert Dirk Sieber, Mitglied im Festausschuss, Sprecher der Benzinger Vereine und stellvertretender Ortsvorsteher.

Es war „keine einfache Entscheidung, aber die logische Schlussfolgerung aufgrund der weiterhin ungewissen Lage“, fügt Sieber an. Die aktuelle Entwicklung lasse weder eine konkrete Planung zu, noch sei derzeit klar, „welche Ausgangslage uns diesen Juni erwarten wird“. Unterstützer, Sponsoren und Vertragspartner würden für die Entscheidung Verständnis zeigen.

Kleine Lösung war schnell vom Tisch

Die Überlegung, eine „abgespeckte“ Version des Jubiläums für Herbst 2021 anzupeilen, „war schnell vom Tisch“, betont Dirk Sieber. Stattdessen gaben die Teilnehmer der Sitzung eine klare Marschrichtung vor und kam einstimmig zum Ergebnis: „Aufgeben ist keine Option – wir feiern gemeinsam und dann auch richtig im Jahr 2022!“

Ein gutes Signal für den Ort

Die Pandemie werde den Benzingern das Jubiläum nicht „klauen“. Ebenso „möchten wir keine halben Sachen machen und für den Herbst 2021 in kleinerer Form planen!“ Dies sei ein „tolles Signal von unseren Vereinen für unseren Ort und unsere Mitbürger“, bringt Dirk Sieber die positive Grundhaltung auf einen Nenner. Im Nachgang wurden mit der Gemeinde und den bestehenden Vertragspartnern bereits die Einzelheiten und der neue Termin besprochen.

Programm wird eins zu eins übertragen

Seit ein paar Tagen sei nun klar, dass das geplante Festprogramm größtenteils eins zu eins auf den neuen Termin am 25. und 26. Juni 2022 übertragen werde. Die bisher verkauften Tickets für die Hubschrauber-Rundflüge behalten ihre Gültigkeit und sind auf Sonntag, 26. Juni, neu terminiert. Auch die verkauften Lose für die Tombola bleiben gültig.

Vereine stemmen das Hand in Hand

Die Vorfreude, das Jubiläum 2022 gemeinsam und gebührend mit einer großen Festmeile, Open-Air Konzerten und Programm für Jug und Alt nachholen zu können, sei jedenfalls groß. Es soll ein großes Festwochenende für Benzingen, die Großgemeinde Winterlingen und die gesamte Region werden.

Ein Festwochenende, wie Dirk Sieber betont, welches die Benzinger Vereine gemeinsam Hand in Hand stemmen möchten.

Festbuch ist bereits raus

Neben der Planung für den Festakt sowie für das Festwochenende ging die Arbeit an der Festschrift einher, die Walter Sieber, Eleonore Wiehl und Axel Wagner konzipiert und verfasst haben. Aus der ursprünglichen Festschrift „800 Jahre Benzingen“ wurde ein Festbuch, welches sich auf über 130 Seiten mit der Geschichte Benzingens sowie dem Vereinsleben beschäftigt. Um doch einen Hauch von Jubiläumsstimmung in den Ort zu bringen, erhielt jeder Benzinger Haushalt quasi als Weihnachtsgeschenk zum Jahreswechsel kostenlos ein Exemplar.

Generalarchiv löst Rätsel

Über das Alter von Benzingen wurde lange Zeit nur spekuliert. Als Ortsvorsteher Ewald Hoffmann sein Amt antrat, hat er sich intensiv mit der Ortsgeschichte befasst und fuhr ins Landeskreisarchiv nach Stuttgart. „Weil unsere Kirche so alt ist, haben wir vermutet, dass Benzingen um die 800 Jahre alt sein muss“, erzählt er und fügt an: „Wir hatten nie einen Beweis.“

Diesen fand er schließlich im Generalarchiv in Karlsruhe im ersten Band des „Codex Salemitanus“. Auf Seite 150 ist unter der Jahreszahl 1220 nachzulesen, dass Gräfin Adelheid von Sigmaringen der Grafschaft Salem den Albertshof zu „Banzingen“ vermacht hat. Wohl, um für sich eine Ruhestätte in Salem zu finden.

Spurensuche geht weiter

Es könnte durchaus sein, dass Benzingen noch viel älter ist als angenommen. In Begleitung zweier Archäologen vom Amt für Denkmalpflege aus Tübingen ist Hoffmann in einem Areal südlich der Ortskirche auf der Suche nach Spuren der sagenumwobenen Benzinger Burg auf Siedlungsreste und Scherben gestoßen. Die Fachleute deuteten die oberflächlich gefundenen Relikte als möglichen Hinweis auf eine ehemalige römische Villa Rustica. Die Spurensuche geht also weiter.