Fußball

Aufatmen nach Testergebnissen: TSG Balingen tritt bei Hoffenheimer Regionalliga-Fußballern an

29.09.2020

Von Marcel Schlegel

Aufatmen nach Testergebnissen: TSG Balingen tritt bei Hoffenheimer Regionalliga-Fußballern an

© Eibner

Hoffenheims Coach Marco Wildersinn (rechts) blickt der Partie gegen Balingen gespannt entgegen.

Nun ist es fix: Das Dienstagabendspiel (19 Uhr) der TSG Balingen bei den U23-Fußballern der TSG 1899 Hoffenheim steigt. Hoffenheims Regionalliga-Coach Marco Wildersinn erwartet „einen unangenehmen Gegner“.

Ein Restrisiko hatte bei der TSG Balingen noch bestanden – das ist jedoch seit Dienstagmorgen wohl verflogen. Denn die Corona-Tests, denen sich beide Aktiven-Fußballteams der Kreisstädter am Montag unterzogen, brachten laut Verein keine neuen infektiösen Fälle zutage.

Sprich: Bis auf den mit dem grassierenden Virus infizierten Balinger U23-Fußballer, der sich neben zwei weiteren TSG-Mitspielern, die direkte Kontaktpersonen waren, in Quarantäne befindet, gibt es in Reihen der Schwaben keinen weiteren Corona-Fall. Das hat auch zur Folge, dass das Regionalliga-Auswärtsspiel der Mannschaft von Balingen-Trainer Martin Braun bei der zweiten Garde der TSG Hoffenheim am Abend im Dietmar-Hopp-Stadion definitiv stattfinden kann.

Das sagen die Hoffenheimer vor dem Spiel.

Die Balinger, die mit sieben Zählern aus vier Spielen Tabellenneunte sind, gehen mit einem doppelten Nachteil ins Auswärtsspiel beim Regionalliga-Drittletzten (drei Zähler in fünf Partien): Sie müssen vor Anpfiff die über zweistündige Anreise in den Kraichgau hinter sich bringen und haben nun drei Tage nicht trainiert. Auf die finale Gegner-Vorbereitung musste Braun angesichts der Ungewissheit der vergangenen Tage ebenfalls verzichten. Andererseits: Das trainings- und spielfreie Wochenende könnte auch einen Kräftevorteil für die Württemberger bedeuten.

TSG erntet Shitstorm aus Offenbach

Zur Erinnerung: Nachdem der Corona-Einzelfall bei der TSG Balingen per Test am vergangenen Freitag verifiziert war, musste das Heimspiel gegen die Offenbacher Kickers erst Stunden vor Anpfiff abgesagt werden. Das hatte der TSG einen Shitstorm beschert und wird ihr womöglich eine Klage des OFC einbringen, war formal aber nicht zu beanstanden.

Regionalliga-Chef Döther: "Uns sind Hände gebunden".

Die Hoffenheimer gewannen ebenfalls am Freitagabend beim FK Pirmasens mit 2:0, die ersten Punkte der neuen Runde. Dadurch sei spürbar Last von seinen Spielern gefallen, sagt Hoffe-Zwo-Coach Marco Wildersinn. „Das war extrem wichtig für das angeknackste Selbstvertrauen. Die Jungs haben ihre Lehren aus dem schwachen Saisonstart gezogen und gemerkt, dass die Regionalliga kein Selbstläufer ist.“

Die Balinger erwartet Wildersinn „als unangenehmen Gegner, der uns das Leben schwermachen wird“. Und weiter: „Es ist nie einfach, gegen Balingen zu spielen. Sie kämpfen um jeden Meter und haben viele Spieler in ihren Reihen, die Fußball spielen können.“

Wildersinn mit beeindruckender Karriere

Auf eine interessante Karriere blickt der Sinsheimer Coach zurück: Marco Wildersinn feiert am Dienstag seinen 40. Geburtstag – und ist schon seit über einem Jahrzehnt Fußballcoach. Wirkt so, als habe der gebürtige Baden-Badener früh eine Trainerkarriere geplant. Dem ist aber nicht so. „Als Kind wollte ich ein großer Fußballer werden.“

Ein schlechter Kicker war der Innenverteidiger nicht. Zum erfolgreichen Profi reichte es Wildersinn allerdings auch nicht. Immerhin bis in die Regionalliga brachte es der jetzige Trainer der U23 der TSG 1899 Hoffenheim, die am Abend die TSG Balingen erwartet. Für die Stuttgarter Kickers machte Wildersinn von 2005 bis 2008 gut 60 Viertliga-Partien, ehe es den Badener zum FC Nöttingen in die Oberliga zog, wo Wildersinn als spielender „Co“ erste Trainererfahrung im Aktivenbereich sammelte.

Wildersinns Profil.

Als sich seine aktive Karriere dem Ende näherte und ebenso das Sportwissenschaftsstudium, orientierte sich Wildersinn abseits des Feldes, trainierte Jugendteams, organisierte Fußballcamps. „Ich merkte, dass mir das Coaching liegt und es mir Spaß macht“, so Wildersinn. „Der Weg zur Trainerlaufbahn hat sich da gewissermaßen abgezeichnet.“

2010 stieg er als Co-Trainer von Markus Kauczinski (nun Dynamo Dresden) bei der zweiten Mannschaft des Karlsruher SC ein, deren Trikot der lizensierte Fußballlehrer einst selbst trug (2001/2002 und 2003 bis 2005). 2011 übernahm er die Karlsruher U19, dann folgte 2013 der Wechsel nach Hoffenheim, wo der frühere Pforzheimer seither für die Ausbildung der Talente in der U23 verantwortlich ist. Wenn Wildersinns Vertrag in Sinsheim 2022 ausläuft, wird er neun Jahre Coach von „Hoffe zwo“ gewesen sein – eine erstaunliche Dauer im Profigeschäft.

Winkt da mal die Bundesliga?

Will man da nicht mehr? Zum Beispiel ein Team in der Bundesliga trainieren, zumal, wenn man schon bei einem Bundesliga-Verein tätig ist. Sicher, natürlich sei das sein Ziel, sagt Wildersinn. Aber Trainerengagements in der 1. Liga könne man eben nicht planen. „Die Arbeit mit Nachwuchsspielern macht mir viel Spaß und ich fühle mich in meiner Rolle wohl. Aber natürlich will ich irgendwann auch mal andere Erfahrungen machen und da sind höhere Ligen reizvoll.“

Sechster, Zehnter und Neunter – auf diesen Plätzen landete die Wildersinn-Elf in den vergangenen Jahren. Diese Runde vergeigte sie den Saisonstart, ist Drittletzte. Die Platzierung – in Hoffenheim nicht zweitrangig, aber auch nicht die erste Priorität. „Es geht darum, Talente zu entwickeln und aus vielen Spielern ein gutes Team zu formen“, berichtet Wildersinn. „Aber als Trainer habe ich auch den Ehrgeiz, so viele Spiele wie möglich zu gewinnen. Von daher messe ich Erfolg auch an der Anzahl der Punkte, im Fußball geht es um Ergebnisse.“

Wobei man bei dieser Kalkulation stets das Spielerpotenzial berücksichtigen müsse, das bei U-Teams von Lizenzvereinen mit den sommerlichen Spielerrotationen traditionsgemäß fluktuiert. „Wir haben viele Spieler, die im Herrenbereich noch keine oder nur wenige Erfahrungen gesammelt haben. Von daher muss man das sportliche Abschneiden immer in Relation setzen“, sagt Wildersinn, um dann bezüglich Saisonziel doch noch deutlich zu werden. „Es geht darum, dass die Spieler denn nächsten Schritt gehen und dass wir genügend Punkte holen. Wenn beides nicht eintrifft, haben wir keine gute Runde gespielt.

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