Geislingen

Auch für die Bücher gilt Quarantäne: Die Geislinger Bücherei im Schloss hat wieder geöffnet

26.05.2020

Von Rosalinde Conzelmann

Auch für die Bücher gilt Quarantäne: Die Geislinger Bücherei im Schloss hat wieder geöffnet

© Rosalinde Conzelmann

Bettina Acker (rechts) und Yvonne Müller sitzen geschützt hinter Plexiglas. Die Besucherin bringt ihre ausgeliehenen Bücher zurück, die nach dem Einscannen in eine Kiste kommen.

So lange war die Geislinger Bücherei noch nie geschlossen: Nach neun Wochen können nun die Stammleser endlich ihre ausgeliehenen Büchern zurückbringen und sich mit neuer Lektüre eindecken. Allerdings gibt es coronabedingt gewisse Spielregeln. Das Team, ein Frauen-Trio, freut sich, die bekannten Gesichter wiederzusehen.

„Halt, erst die Bücher in die Kiste legen, dann die Hände bitte desinfizieren“, ruft Bettina Acker der Besucherin zu, die zielstrebig zum Desinfektionsspender gelaufen ist. Für beide Seiten ist die Situation in der Geislinger Stadtbücherei im Schloss neu. „Es wird sich einspielen“, ist sich Yvonne Müller sicher.

Nachdem die Bücherei coronabedingt am 17. März geschlossen wurde, ist nun seit 19. Mai wieder offen. Die Öffnungszeiten sind gleich geblieben: Dienstags und donnerstags ist von 16.30 bis 18.30 Uhr offen.

Es gibt neue Spielregeln

Die beiden Besucherinnen, die gestern gekommen sind, um ihre Bücher abzugeben, tragen Masken. Sie lassen sich die neuen Abläufe erklären und legen ihre zurückgebrachte Lektüre nach dem Einscannen in eine Kiste. Danach gehen sie ihre Hände desinfizieren, um sich dann in aller Ruhe neue Medien auszusuchen.

Die Büchereimitarbeiterinnen Bettina Acker und Yvonne Müller sitzen hinter einer Plexiglasscheibe an ihren Computern. Dorothee Schmieg, die Dritte im Bunde, hat an einem anderen Tag Dienst.

Die Bücher bleiben eine Woche in der Kiste und werden nach ihrer Quarantäne gereinigt ins Regal gestellt. „Wir haben die Bücher auch vorher immer abgewischt, die Quarantäne aber ist neu“, sagt Yvonne Müller. Mehr als acht Besucher dürfen nicht rein.

Neun Wochen war geschlossen

Corona hat das Leben in der Bücherei erst komplett lahmgelegt, jetzt geht es eingeschränkt weiter. „Es soll derzeit kein Ort der Begegnung sein“, betont Yvonne Müller. Die Wiedereröffnung dient dazu, dass sich die Geislinger in dieser für viele einsamen Zeit wieder mit neuen Büchern eindecken können. „Dann können sie sich zumindest geistig wieder an andere Orte begeben“, meint Yvonne Müller.

Nach der sehr kurzfristig angeordneten Schließung der Bücherei haben die drei Frauen die erste Zeit genutzt, um alle Regale auszuräumen und ältere oder auch kaputte Medien auszusortieren. Das läuft sonst nebenher.

Die Fristen wurden verlängert

Das Team hat über eine Whats-App-Gruppe Kontakt gehalten; ihre Stammleser haben sie ab und an beim Einkaufen getroffen. Während der Schließung wurden die Fristen für die ausgeliehenen Medien von Woche zu Woche verlängert. „Keiner hat eine Mahnkarte bekommen“, betont Bettina Acker.

Überhaupt seien die Geislinger sehr diszipliniert. In all den Jahren sei es nur einmal vorgekommen, dass die Stadt eine Rechnung ausstellen musste, weil Bücher nicht zurückgebracht worden sind.


Auch Veranstaltungen fielen aus

Neun Wochen lang war die Bücherei geschlossen. So lange, wie noch nie. Für die rund 600 Leser, die regelmäßig kommen, eine Durststrecke. Auch die geplanten Veranstaltungen wie der Besuch der Feuerwehr am Welttag des Buches und der Vortrag über Ernährung im März wurden abgesagt.

Bettina Acker und Yvonne Müller hoffen zwar, dass die Lesung im Oktober stattfinden kann, rechnen aber mit allem. Besonders mit den Familien hat das Team mitfühlen können.

„Nicht jeder kann es sich leisten, für seine Kinder ständig neue Bücher zu kaufen“, sagt Yvonne Müller. Und dies in einer Zeit, in der den Kindern die Decke auf den Kopf fällt und Beschäftigung wichtiger ist denn je. Und auch für die älteren Leser ist es wichtig, dass sie sich ablenken können.

Jetzt gibt es viele neue Bücher

In den Regalen stehen jetzt unter den 8000 Medien jede Menge Bestseller und neue Lektüre; auch Sachbücher. Das Team, das in der büchereifreien Zeit auch selbst viel mehr gelesen hat, gibt gerne Tipps und freut sich, die vertrauten Gesichter wiederzusehen.

Auch wenn weniger geredet wie vorher und alles ein wenig schneller geht, ist doch wieder etwas Leben in die Bücherei im Schloss eingekehrt.

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