Albstadt

Gerettete Kunst auf der Burg Hohenzollern: Auch ein Da Vinci schlummerte in den Kisten

18.11.2019

Von Vera Bender

Gerettete Kunst auf der Burg Hohenzollern: Auch ein Da Vinci schlummerte in den Kisten

© Vera Bender

Viel Interessantes hatte Volker Lässing über das Kunstdepot auf der Burg Hohenzollern zu berichten.

Die rund 50 Besucher in der Stadtbücherei Tailfingen kamen aus dem Staunen gar nicht mehr heraus. Volker Lässing klärte auf, was man auf der Burg Hohenzollern an bedeutender Kunst beherbergte. Der deutsche Physiker Werner Heisenberg hatte es mit eigenen Augen gesehen.

In einem Brief schrieb Werner Heisenberg begeistert, er habe die Madonna von Stephan Lochner, Bilder von Wilhelm Leibl und Werke einiger Impressionisten wie Renoir „einfach in die Hand nehmen und studieren“ können. Freilich nur diejenigen Werke, die nicht in Kisten verpackt waren, wie Volker Lässing aufklärte. Drei Kölner Museen planten bei Kriegsbeginn die Kunstsicherung.

Museen wurden zerstört

Und sie taten gut daran, denn sowohl das Wallraf-Richartz-Museum als auch das Museum für angewandte Kunst und das Museum Schnütgen wurden während des Zweiten Weltkrieges zerstört. Und damit wären auch die wertvollen Gemälde der „Kölner Schule“ für immer verloren gewesen.

Wie man auf die Burg kam, ist ungeklärt

Zunächst habe man das Unterbringen der bedeutendsten Werke im Umland von Köln geplant, erläuterte Lässing. Wie man dann aber schließlich auf die Burg Hohenzollern kam, konnte er leider nicht recherchieren und auch die anwesende Burgverwalterin Anja Hoppe wusste keine Antwort.

29 Kunstdepots gab es in Süddeutschland

Schließlich entstanden 1942 insgesamt 29 Kunstdepots in Süddeutschland. Und so wurde die Burg in Bisingen ebenfalls Sicherungsort. Insgesamt 16 Kisten lagerten dort. Außerdem große Kunstwerke, die nicht verpackt waren. Hier auf der Burg Hohenzollern haben manche Kunstschätze dennoch nicht ganz unbeschadet den Krieg überstanden.

Immerhin blieben die Werke erhalten

Ausgerechnet die Feuchtigkeit setzte den wertvollen Gemälden zu. Im kalten, feuchten Winter von 1945/1946 hatten viele Bilder Schimmel angesetzt. Infolge des Kohlemangels konnte nicht geheizt werden und außerdem, was noch fataler war, wurde nicht gelüftet, da der Verwalter keinen Schlüssel und damit keinen Zugang zum Raum hatte. Aber zumindest blieben die Gemälde der Nachwelt erhalten und konnten wieder vom Schimmel befreit werden.

Rettung vor der Zerstörung des Krieges

In der Kiste mit der Nummer sechs schlummerte beispielsweise das „Kruzifixus“ von St. Georg aus dem Jahr 1070. Der „Sylvius“ von Rembrandt, der „Pallenberg“ von Wilhelm Leibl, die „Maria mit Kind“ von Tilman Riemenschneider, eine Studie zum Gemälde „Anbetung“ von Leonardo da Vinci und noch viel mehr konnte vor der Zerstörung im Krieg gerettet werden, weil sie auf der Burg Hohenzollern untergebracht waren.

Nach Kriegsende gab es eine Ausstellung

Von dort haben die französischen Besatzer dann alles nach Kriegsende nach Tübingen schaffen lassen und eine Ausstellung unter dem Titel „Meisterwerke“ auf die Beine gestellt.

Manche Bilder wurden später nach Köln gebracht

Allerdings fand die Besatzungsbehörde lediglich 32 der ursprünglich im Depot gelagerten 78 Gemälde vor. Was mit den verschwundenen Bildern geschah, klärte Konrad Adenauer in seinen Memoiren auf.

Gerettete Kunst auf der Burg Hohenzollern: Auch ein Da Vinci schlummerte in den Kisten

© Vera Bender

Zahlreiche Besucher kamen zu Volker Lässings Vortrag.

Er war von den Amerikanern als Oberbürgermeister von Köln eingesetzt worden und hatte Sorge, dass die wertvollen Gemälde auf dem Transport nach Köln womöglich beschlagnahmt werden könnten. Also ließ er sie heimlich in einem Leichenwagen nach Köln schaffen und lagerte sie dort im Keller eines von der Kirche gemieteten Hauses mit dem Hintergedanken, das Militär würde dort nicht suchen.

Sechs Bilder befinden sich in Frankreich

Schließlich landeten alle Kunstschätze wieder in den drei neu errichteten Museen. Bis auf sechs Bilder von Impressionisten, die 1951 an Frankreich als Raubkunst zurückgegeben werden mussten, obwohl sie 1940 rechtsgültig, aber zu einem Spottpreis, von Hildebrand Gurlitt für das Wallraf-Richartz-Museum angekauft worden waren.

Diesen Artikel teilen: