Arthritischer Flamingo berührt preisgekrönten Fotografen: Jasper Doest erzählt von seiner Arbeit

Von Sabine Stotz

Jasper Doest erzählte in der World-Press-Photo-Ausstellung von seiner Arbeit.

Arthritischer Flamingo berührt preisgekrönten Fotografen: Jasper Doest erzählt von seiner Arbeit

Jasper Doest und Flamingo Bob sind ein gutes Team.

Wie wird man ein preisgekrönter Fotograf? Jasper Doest, Gewinner von zwei World-Press-Photo-Awards in der Kategorie Natur gab auf diese Frage am Mittwoch in der Balinger Zehntscheuer gleich mehrere Antworten.

Mit vier Jahren begonnen

Er jedenfalls hat bereits im Alter von etwa vier Jahren mit dem Fotografieren begonnen und dabei seine Leidenschaft für die Natur entdeckt.

Nach einem Biologiestudium zog es ihn dann wieder hinaus in menschenleere Gegenden wie beispielsweise ins norwegische Spitzbergen, wo er stundenlang auf ein gutes Motiv wartete. Seine Geduld wurde belohnt durch das Auftauchen zweier Polarfüchse, die er daraufhin begeistert fotografierte.

Spezialgebiet Naturfotografie

Das war der Beginn seiner Karriere als Profi-Fotograf, denn er gewann damit einen norwegischen Fotowettbewerb. Er hatte sein Spezialgebiet entdeckt: Naturfotografie.

Denn hier musste der schüchterne junge Mann nur wenig in Kontakt mit Menschen treten und konnte sich stattdessen ganz der Tier- und Pflanzenwelt widmen. Aufregend sei es gewesen, auf einer menschenleeren Insel zu sein, umgeben vom großen Nichts.

Sein Erfolg machte ihm Mut. Und so bewarb er sich mit einigen Fotos bei der Zeitschrift „National Geographic“. Die Fotoredakteure dort erkannten sein fotografisches Talent. Allerdings fehlte ihnen bei seinen Bildern die Antwort auf die Frage: „Welche Geschichte möchtest du mit deinen Fotos erzählen?“

Fotos transportieren Emotionen

Er erkannte, dass in der Fotografie neben technisch einwandfreien Aufnahmen auch die Emotionen, die ein Foto auslöst, immens wichtig sind. „Wenn du nicht weißt, was du sagen willst, ist es fast unmöglich, die richtigen Worte zu finden“, gab man ihm mit auf den Weg. Es sei nicht die Perfektion, die etwas in den Herzen der Betrachter auslöse, sondern das mit den Fotos transportierte Gefühl.

So kam es schließlich zu seinem Besuch auf der Karibikinsel Curaçao. Dort nämlich hat seine Cousine eine Tierarztpraxis. Eines Tages war dort Bob, der Flamingo mit Arthritis in den Füßen eingeliefert worden. Sie operierte ihn, damit er wieder Futter finden konnte.

Doch Bob blieb und wurde ein Teil der Familie. Vor allem in Schulen ist Bob heute ein Botschafter für den achtsamen Umgang mit den Kreaturen. Die Kinder lieben den Flamingo Bob und begegnen ihm mit Respekt.

Genau darum geht es auch für Jasper Doest mit seiner Arbeit: Je mehr Menschen die Natur respektieren, schützen und lieben, desto eher kann ein Umdenken im Umgang mit ihr stattfinden.

Dass Doest den Vortrag auf Englisch hielt, tat dem Ganzen keinerlei Abbruch. Seine Fotos sprechen eine eigene Sprache.

Über den am Ende von Volkshochschulleiter Ottmar Erath überreichten Fotoband zur Natur auf der Schwäbischen Alb freute er sich sichtlich und stand noch lange für Fragen der interessierten Zuhörer zur Verfügung.