Balingen

Das neue Balinger Stadtarchiv wird zum direkten Nachbarn des Zollernschlosses

08.05.2019

Von Nicole Leukhardt

Das neue Balinger Stadtarchiv wird zum direkten Nachbarn des Zollernschlosses

© Klaus Irion

In unmittelbarer Nachbarschaft zum Balinger Zollernschloss soll das neue Stadtarchiv gebaut werden.

Das Gedächtnis der Stadt soll ein Nachbar von Zollernschloss und Wasserturm werden: Am kommenden Dienstag berät der Technische Ausschuss über den Standort des neuen Stadtarchivs auf dem Freibadparkplatz.

Ein dreigeschossiger Kubus mit Flachdach für 2,25 Millionen Euro direkt gegenüber des Zollernschlosses soll künftig Balingens Geschichte für die Nachwelt aufbewahren. Wenn die Räte auch im Gemeinderat grünes Licht geben, rücken die Baumaschinen Ende des Jahres, spätestens aber Anfang 2020 an.

Im Februar 2018 stellten die Stadtplaner den Gemeinderäten zunächst noch hinter verschlossenen Türen die Idee vor, das neue Stadtarchiv auf dem bisherigen Freibadparkplatz zu bauen. Und diese Idee kam gut an: Bereits im Herbst 2018 beschloss das Ratsgremium einstimmig den Bau des Archivs an jener Stelle. Allein die Position innerhalb des Parkplatzareals blieb offen.

Ein Favorit war schnell gefunden

Um die günstigste Stelle für den Neubau zu finden, ließen die Gemeinderäte Profis ans Werk und nahmen die Standortfindung in den Ideenteil des Planungswettbewerbs für die Gartenschau 2023 mit auf.

Das Ergebnis ist eindeutig: Alle neun Wettbewerbsbeiträge sehen das Archiv am „Knie“ der Eyach, dem Zollernschloss und dem Wasserturm zugewandt. Die Lage gegenüber des Freibads an der Eckenfelderstraße hingegen fiel bei allen Planern durch.

20 Parkplätze gehen verloren

Einer der Hauptgründe ist der Parkplatz an sich: „Eine Positionierung des Gebäudes an der Eckenfelderstraße hätte zur Folge, dass die attraktivsten Aufenthaltsbereiche gegenüber des Zollernschlosses der Parkierung vorbehalten gewesen wäre“, erklärt Anette Stiehle, stellvertretende Bauamtsleiterin. Mit der geplanten Aufteilung orientiere sich der Freibadparkplatz, der von 120 auf 100 Parkplätze schrumpft, nun hin zum Freibad, das Stadtarchiv bilde einen städtebaulichen Riegel, nach Süden vom neuen Uferweg umschlossen. „Dies beinhaltet eine eindeutige städtebauliche Logik“, heißt es in der Vorlage.

Das neue Balinger Stadtarchiv wird zum direkten Nachbarn des Zollernschlosses

© Stadtverwaltung

Der Plan von Lohrer Hochrein sieht den Neubau des Balinger Stadtarchivs gegenüber des Zollernschlosses und des Wasserturms vor.

So sieht das auch das Tübinger Regierungspräsidium, das seine Zustimmung zur Lage des Archivneubaus grundsätzlich bereits signalisiert hat. Die Behörde sieht in dem Archiv ein angemessenes Gegenüber für das Kulturdenkmal und Aushängeschild der Stadt, das mit seiner Höhe und Gestaltung als moderner Kubus auch einen angemessenen städtebaulichen Abschluss des neugestalteten Ufers gegenüber Klein Venedig bildet.

Keine Gefahr durch Hochwasser

Sorgen wegen drohender Hochwasser sind unbegründet, dies habe die Untersuchung des Standorts zweifelsfrei ergeben. Das Archivgut wird sich in den oberen Geschossen in platzsparenden Rollenregalen und Magazinen für Sonderarchivalien befinden und wird auch vor Schäden bei unterhalb gelegener Wasser- oder Abwasserinstallationsleitungen gefeit sein.

„Durch eine Platzgestaltung mit entsprechender Höhenmodellierung kann gewährleistet werden, dass auch das Erdgeschossniveau hochwassersicher ist, sogar bei extremen Hochwasserlagen“, heißt es in der Vorlage. Erste Sondierungsbohrungen weisen auf tragfähigen Fels in etwa vier Metern Tiefe hin, dies hat das Geologiebüro IHB in Tübingen ermittelt. Darüber befinden sich Kies- und Tonschichten, deren Beschaffenheit die Experten mit steinig, sandig, kiesig oder schluffig angeben.

Die Zufahrt, so einer der Vorschläge, könnte über einen ausgebauten Anschluss an die Eckenfelderstraße erfolgen. Das mit der Verkehrsplanung beauftragte Büro Professor Kölz aus Ludwigsburg winkt indes ab: Zusammen mit der gegenüberliegenden Einmündung der Firma Bizerba und der schlechten Sicht nach Norden, komme diese Idee eher nicht in Frage. Weitere Details wollen die Verkehrsplaner erst in der Gemeinderatssitzung erläutern.

Erst stöbern, dann ins Café?

Und es könnte nicht beim Archiv allein bleiben: Die Idee des Büros Lohrer Hochrein sieht einen weiteren, eingeschossigen Bau vor, in dem ein Café untergebracht werden könnte. Dessen Realisierung sei unabhängig vom Stadtarchiv zu prüfen. „Dem möglichen wirtschaftlichen Betrieb werden durchaus realistische Chancen eingeräumt“, verrät die Stadtverwaltung in der Vorlage.

Das neue Balinger Stadtarchiv wird zum direkten Nachbarn des Zollernschlosses

© Lydia Wania-Dreher

Seine Tage sind gezählt: Die Bagger rücken dem alten Stadtarchiv bedrohlich nahe. Bis der Neubau auf dem Freibadparkplatz bezugsfertig ist, bleiben die Archivalien hier untergebracht.

2,25 Millionen darf der Neubau insgesamt kosten, 190.000 Euro fallen davon auf die Sondierungsgrabungen, 1,85 Millionen verschlingt der Bau, 210.000 Euro wird für die Möblierung aufgewendet. Insgesamt können bei kommunalen Neubauten 30 Prozent der Baukosten- und Nebenkosten städtebaulich gefördert werden. Auch der Erlös aus dem Verkauf des bisherigen Stadtarchivs wird zur Finanzierung des Neubaus eingesetzt.

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