Albstadt

Appell bei der Feierstunde in Ebingen: Das Erinnern ist heute wichtiger denn je

17.11.2019

Von Horst Schweizer

Appell bei der Feierstunde in Ebingen: Das Erinnern ist heute wichtiger denn je

© Horst Schweizer

Bei der Gedenkfeier zum Volkstrauertag wurde an den Ehrenmalen auf dem Friedhof in Ebingen zahlreiche Kränze niedergelegt.

In Albstadt wurden am Volkstrauertag Gedenkfeiern abgehalten. Zusammen mit Kirchen und Verbänden gedachte die Bevölkerung den Opfern von Krieg und Gewalt.

„Gedenkt den Opfern von Gewalt und Kriegen, den Männern, Frauen und Kinder, den Soldaten, die in den Weltkriegen starben, die Widerstand gegen Gewalt geleistet haben oder an ihrem Glauben festhielten“, so Albstadts Bürgermeister Udo Hollauer bei der Totenehrung in der Aussegnungshalle auf dem Ebinger Friedhof. Er war die erste zentrale Feierstunde für Ebingen, Tailfingen und Truchtelfingen. Der Entschluss dafür wurde Mitte des Jahres gefasst, „nachdem überall das Interesse stark nachgelassen hat“, wie es Bernd Kempfer vom Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge formulierte. Erstmals wirkte die Stadtkapelle Tailfingen unter Leitung von Musikdirektor Alain Wozniak in Ebingen mit. „Ich bin beeindruckt, mit welcher Stärke sie auftreten“, so Bernd Kempfer.

Ein schwieriges und komplexes Thema

Aus seiner Sicht schrumpfe der Personenkreis, welcher sich am Volkstrauertag mit Krieg und Gewalt befasse, dramatisch. Umso wichtiger sei diese Feierstunde, um Toten, Verwundeten und Vermissten der beiden Weltkriege zu gedenken. Schwerpunktmäßig befasste er sich in seiner Rede mit dem 100-jährigen Bestehen des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge. 17 Millionen Menschen sind im Ersten Weltkrieg, 55 Millionen Menschen im Zweiten Weltkrieg gefallen oder abgeschlachtet worden. „Kriegsgräber mahnen zur Erinnerung, gelten den Flüchtlingen und Toten“. Der Volkstrauertag sei als Relikt des letzten Jahrhunderts heute wichtiger denn je, doch sei dessen Sinngehalt vor allem jungen Menschen nicht klar. „Sie meinen, dass Krieg mit Schicksalen, Tod und Trauer etwas mit einer anderen Generation zu tun hat“, so Bernd Kempfer. Daher finde er es wichtiger denn je, sich mit diesen schwierigen und komplexen Thema zu beschäftigen.

Nachdenken über Krieg und Gewalt

Ob der Volkstrauertag altmodisch, verstaubt oder vergangen ist, damit befasste sich Walter Raschke vom Bund der Vertriebenen in seinen Gedanken. „Das sind Fragen, die sich viele stellen, die sich nicht näher mit dem Tag beschäftigen und die Bedeutung kaum kennen“. Nur wenige Familie in Europa hätten keine Opfer der beiden Weltkriege zu beklagen. Daher sei der Volkstrauertag als zeitloses Erbe wichtig, um den Menschen die Möglichkeit zu geben, inne zu halten, Atem zu holen zum Nachdenken über Krieg und Gewalt.

Liebe und Frieden sind wichtig

Die Ansprache für die Kirchen hielt Diakon Michael Weimer vom katholischen Pfarramt St. Josef. „Die Liebe lässt das Herz des einen in das Herz des anderen schauen und mit ihm fühlen, wie er sich fühlt“, meinte er. Bei seinen Besuchen älterer Menschen erfahre er immer wieder, dass sie das Trauma von Krieg und Trauer ein Leben lang in sich tragen. Daher sei Liebe und Frieden wichtig, bringe Heilung und Segen, können Wunden heilen und verschließen.

Kränze niedergelegt

Zum Lied vom „Guten Kameraden“ der Stadtkapelle Tailfingen ging der gemeinsame Gang zur Kranzniederlegung von Stadt, Volksbund, Landsmannschaften, Reservistenkameradschaft und Vereinen zu den Ehrenmalen auf dem Ebinger Friedhof. Auf ähnliche Art verliefen die Gedenkfeiern mit den Kirchen in Onstmettingen, Pfeffingen, Burgfelden, Lautlingen, Laufen und Margrethausen. Umrahmt wurden die Feiern von den örtlichen Musikkapellen, Posaunenchören und Gesangvereinen.

Diesen Artikel teilen: