„Alles, was alt ist, machen wir“: Offener Pavillon im Geislinger Schlosspark wird saniert

Von Rosalinde Conzelmann

„Jedes Teil muss angepasst werden“, sagt Merlin Eßwein. Der Zimmermannsgeselle restauriert gemeinsam mit Maximilian Haug, Auszubildender im dritten Lehrjahr, den offenen Schlosspavillon. Die beiden Zimmerleute sind das Restaurationsteam der Firma Holzbau Dieringer aus Rangendingen und spezialisiert auf solch diffizile historische Aufträge. Alle Restaurationsarbeiten werden vor Ort durchgeführt.

„Alles, was alt ist, machen wir“: Offener Pavillon im Geislinger Schlosspark wird saniert

Die Zimmermänner Merlin Eßwein (links) und Maximilian Haug restaurieren den achteckigen, offenen Pavillon im Schlosspark.

Der denkmalgeschützte Pavillon auf der Nordseite des Schlosses ist schon eine Weile provisorisch abgestützt, nachdem eine der Stützen auf dem Natursteinsockel im Sommer 2019 mutwillig eingetreten worden ist. Das lauschige Plätzchen ist ein beliebter Treffpunkt, auch in den Abendstunden.

Die Hölzer sind beschädigt

Nachdem die Parkgärtner und die Stadt den Schaden entdeckt hatten, wurde das Häuschen aus Sicherheitsgründen abgestützt. Im Zuge der damaligen Schadensbegutachtung war festgestellt worden, dass sämtliche Schwellenhölzer durch über die Jahre eindringendes Regenwasser stark beschädigt sind und nun zwingend ausgetauscht werden müssen.

Wie die Stadt mitteilt, wurde in Abstimmung mit dem Landesdenkmalamt ein Sanierungskonzept erarbeitet. Nach Erteilung der denkmalschutzrechtlichen Genehmigung, was sich hingezogen hat, werden die Arbeiten nun von der Rangendinger Zimmerei ausgeführt. Die Firma wurde bereits im Dezember beauftragt und hat nun, nachdem sie Kapazitäten frei hatte, mit ihrer Arbeit angefangen.

Zimmerer arbeiten vor Ort

Merlin Eßwein und Maximilian Haug erledigen alles vor Ort. Die beiden haben Spaß an dieser Arbeit, die auch eine handwerkliche Herausforderung ist. „Alles, was alt ist, machen wir“, sagt Maximilian Haug, der kurz vor seiner Prüfung steht. Wenn er sie bestanden hat, möchte er sich als geprüfter Restaurator im Zimmerhandwerk weiterbilden. „Denn das ist genau das, was ich auch in Zukunft machen möchte“, sagt der junge Mössinger.

Eichenholz für den Austausch

Das eingespielte Handwerkerteam hat vor zwei Wochen mit dem Geislinger Auftrag angefangen. „Der ganze Pavillon hat sich 15 Zentimeter aus der Mitte bewegt“, berichtet Eßwein. Auch bei dieser Baustelle habe sich gezeigt, dass es mehr wird als gedacht. Denn meist offenbare sich das ganze Ausmaß der Schäden erst, wenn die beschädigten Holzteile ausgebaut sind, sagt der Rangendinger. Es müssen alle statischen Teile ausgetauscht werden. Dafür nehmen die Zimmerleute Eichenholz.

„Wir müssen auch das Gefälle mit einberechnen“, sagt Eßwein, der auch die Holzarbeiten bei der Sanierung der Wallfahrtskirche Maria Zell mit ausgeführt hat. Die Zimmerleute gehen davon aus, dass sie noch mindestens zwei Wochen vor Ort sind. „Eher mehr“, sagt Eßwein.

Es gibt einen Zuschuss

Die Kosten für die Sanierungsmaßnahme belaufen sich auf rund 25.000 Euro. Der Pavillon liegt innerhalb des förmlich festgesetzten Sanierungsgebiets „Stadtkern II“, das im Bund-Länder-Förderprogramm „Aktive Stadt- und Ortsteilzentren“ (ASP) enthalten ist und entsprechend gefördert wird.

Glanzvolle Vergangenheit

Der Pavillon, der auf der Schlossmauer sitzt, hat eine glanzvolle Vergangenheit, wie aus den Forschungen des ehrenamtlichen Stadtarchivars Alfons Koch bekannt ist. Das offene Gebäude wurde höchstwahrscheinlich im Jahr 1716 erbaut, im selben Jahr wie der geschlossene Porzellanpavillon an der südlichen Parkecke, der nach umfangreicher Sanierung wieder eine Augenweide geworden ist, die Hochzeitspaare magisch anzieht.

Beide Pavillons sind auf der historischen Karte aus dem Jahr 1732, die in der Schlosskapelle hängt, abgebildet. Später, beim Bau des jetzigen Schlosses, ist die offene Laube überarbeitet worden.