Alles unter einem Dach: Für das Landratsamt noch für eine längere Weile ein Wunschtraum

Von Gudrun Stoll

Fünf Jahre währt die Amtsperiode eines Kreisparlaments. Die letzte Sitzung vor den Kommunalwahlen am 26. Mai sorgte für reichlich Irritationen. Denn mit der Ansiedlung einer Bezirksforstdirektion in Meßstetten sieht das Gremium das große Problem der Konversion nicht ansatzweise gelöst. Und die räumliche Enge im Landratsamt begleitet den Landrat auch in die nächste Legislaturperiode.

Alles unter einem Dach: Für das Landratsamt noch für eine längere Weile ein Wunschtraum

Auf dem Gelände der Zollernalbkaserne gibt es ältere, aber auch neuere Gebäude. Eine gute technische Vernetzung ist vorhanden.

Noch steht der Kreistag in Amt und Verantwortung. Er wird in aktueller Besetzung im Juni und Juli nochmals tagen und auch Beschlüsse fassen. Das neue Gremium wird seine Arbeit nach dem Ferien im September aufnehmen. Die Frage, wie das Raumproblem der 800 Mitarbeiter zählenden Kreisbehörde gelöst werden kann, wird auch die neuen Kreisräte in ihrer Arbeit begleiten.

Die Unterbringung der Forstbehörde in der ehemaligen Kaserne in Meßstetten ist dabei (nur) ein Aspekt unter vielen Überlegungen und Abwägungen. Landrat Pauli jedenfalls gab am Montagabend eine kurzen Überblick zum Stand der Dinge und zu möglichen, aber noch längst nicht spruchreifen Planungen.

Wer zieht wo hin?

Konkret zeichnet sich ab, dass die Verkehrsbehörde ins Balisana-Gebäude ausgelagert wird, wo bereits KFZ-Zulassungs- und Führerscheinstelle untergebracht sind. Im Moment befindet sich das Verkehrsamt in der Charlottenstrasse 7. Dieses Gebäude grenzt an das Hauptgebäude des Landratsamtes an.

Die Situation in Hechingen stellt sich wie folgt dar: Im Zentrum am Fürstengarten sind derzeit das Gesundheitsamt, das Straßenbauamt, das Amt für Vermessung und Flurneuordnung sowie eine Dienststelle des Forstamtes untergebracht. In einem Nebengebäude (früheres Personalwohnheim des Krankenhauses) sind der allgemeine soziale Dienst des Jugendamtes und der Bereich „Frühe Hilfen“ (ebenfalls Jugendamt) angesiedelt. In der Heiligkreuzstraße befinden sich die Zulassungs- und Führerscheinstelle und im Gebäude der Kaufmännischen Schule in der Schloßackerstraße die Psychologische Beratungsstelle. Die konkreten Umzugpläne, wer wann wohin umzieht, seien intern noch zu klären und mit den Mitarbeitenden zu besprechen, teilt das Landratsamt auf Anfrage mit.

Soziales soll unter ein Dach

Landrat Günther-Martin Pauli ist es ein großes Anliegen, Sozial- und Jugendamt unter einem Dach gebündelt so unterzubringen, dass ein vernünftiges Arbeiten möglich ist. Ist dies umsetzbar? „Es wäre in der Tat wünschenswert, wenn alle Dienststellen, die aufgabenbezogen zusammen arbeiten, unter einem Dach gebündelt wären. Dies lässt sich aber in unserem derzeitigen Gebäudebestand nicht verwirklichen“, informiert Pressesprecherin Marisa Hahn.

Die räumliche Enge sei mittlerweile so prekär, dass in der Vergangenheit aus der Not heraus Hausmeisterwohnungen im Hauptgebäude des Landratsamtes und im Gewerblichen Schulzentrum in der Steinachstraße in Balingen zu Büronutzungen umgewidmet wurden, sagt Marisa Hahn und ergänzt: „Es wäre vorteilhaft, wenn wir diese Räume wieder als Wohnungen nutzen könnten.“

Wo hat der Kreis derzeit Außenstellen, die er bündeln und zentrieren möchte?

Die Antwort: Neben dem Hauptgebäude gibt es 15 weitere Dienststellen. Unter verwaltungsökonomischen Aspekten sei eine Reduzierung der Anzahl an Außenstellen wünschenswert.

Dezentrale Dienststellen wird es immer geben

Wären von einer großen Lösung, sprich einer zentralen Unterbringung unter einem Dach, auch Ämter tangiert, die in Albstadt und Hechingen sind oder wird es dort immer Außenstellen geben? Die Frage einer „großen Lösung“ stelle sich derzeit nicht, betont die Pressesprecherin - weil „wir kein „großes Gebäude“ verfügbar haben, ergänzt sie. Unter dem Aspekt der Bürgernähe werde es auch in Zukunft dezentrale Dienststellen geben. Sie nennt Aufgabenbereiche mit einem dichten Bürgerkontakt, also den sozialen Dienst des Jugendamtes oder die psychologische Beratungsstelle.

Für Meßstetten steht aktuell in Überlegung an, die vom Land zugesagte Bezirksforstdirektion (etwa zwölf Leute) um die Forstverwaltung der Kreises zu ergänzen. Handelt es sich dabei um Innendienstler? „Das Personal des Forstamtes setzt sich zusammen aus 24 Revierleitern, die dezentral in der Nähe ihres Forstrevieres ihren Dienst- und Wohnsitz haben und dort auch bleiben“, gibt die Pressestelle Auskunft. Desweiteren gebe es im Forstamt zentrale Funktionen (hoheitliche Aufgaben, Holzverkaufsstelle), die von Forstbeamten des höheren und des gehobenen Forstdienstes und von Verwaltungsangestellten wahr genommen werden. Der größere Teil dieser zentralen Funktionen (elf Arbeitsplätze) sind derzeit im Hauptgebäude des Landratsamtes in Balingen untergebracht, fünf weitere Arbeitsplätze befinden sich im „Zentrum am Fürstengarten“ (ehemaliges Kreiskrankenhaus) in Hechingen.

Interesse an Archiv besteht

Landrat Pauli hat als Option für Meßstetten auch die Unterbringung der Archive von Landkreis und Gemeinden genannt. Als Stichwort fiel der Begriff vom „Haus der Geschichte“. Diese Äußerungen kamen nicht, um es salopp zu sagen, aus dem hohlen Bauch. Das Kreisarchiv ist derzeit auf vier Gebäude verteilt. Darüber hinaus haben die Städte, Gemeinden und Ortschaften eigene Archive. „Wir haben im Herbst die Städte und Gemeinden im Zollernalbkreis gefragt, ob sie an einer gemeinsamen Archivlösung Interesse hätten. Mehrere Gemeinden haben grundsätzliches Interesse bekundet“, untermauert Marisa Hahn die Idee mit Fakten. Vertiefende Gespräche seien aber noch notwendig.

Die Archivbestände, die im „Zeitalter des Papiers“ entstanden sind, werden dauerhaft in Papier aufbewahrt. Derzeit werden die ersten digitalen Daten (z.B. Gewerberegister) in ein digitales Magazin (DIMAG) überführt. Kreis und Kommunen werden also nebeneinander sowohl konventionelle Papierarchive als auch digitale Archive haben.

Kreisrätin Monique Adrian hat die Diskussion um die Anregung bereichert, der Landkreis möge sich um die Akademie für Standesbeamte bemühen, die man auf dem Geißbühl ansiedeln könnte. Wäre dies umsetzbar? Angehende Standesbeame müssen einen zweiwöchigen Lehrgang an der Akademie für Personenstandswesen in Bad Salzschlirf im Landkreis Fulda absolvieren. Es wäre wünschenswert, wenn solche Lehrgänge wohnortnäher angeboten werden könnten, räumt die Pressestelle ein.

SPD-Fraktionschef Hans-Martin Haller schaute am Montagabend ganz weit in die Zukunft: In der langfristigen Planung, das ist kein Geheimnis, möchte der Landkreis das Balinger Klinikumsgebäude beziehen. Dies, sobald das neue Zentralklinikum auf der grünen Wiese steht. Seitens der Behörde werden diese Visionen nicht dementiert. Aber mit Details, so die klare Auskunft der Pressestelle, „setzen wird uns zu gegebener Zeit auseinander“.