„Alles nur Tapete“: Der bekannte Maler Heribert C. Ottersbach zeigt in Hechingen seine Werke

Von Diana Maute

Vom schwedischen Sörmland ins kleine Hechingen: So begrüßte Kunsthistoriker Clemens Ottnad einen Mann in der Villa Eugenia, dessen Werke in den großen Sammlungen dieser Welt hängen, während er auf einer kleinen skandinavischen Insel seinen Ruhepol gefunden hat.

„Alles nur Tapete“: Der bekannte Maler Heribert C. Ottersbach zeigt in Hechingen seine Werke

Große Kunst in Hechingen: Mit Heribert C. Ottersbach zeigt einer der bekanntesten zeitgenössischen Maler seine Werke in der Villa Eugenia und im Weißen Häusle. Dort ist die Raumhöhe ausreichend für die Installation „Nebensache“.

Heribert C. Ottersbach zählt zu den bekanntesten zeitgenössischen Malern in Deutschland. Dass ausgerechnet so einer den Weg zum Hechinger Kunstverein gefunden hat, ist gewiss nicht selbstverständlich. Möglich machte dies Roland Milkau, der den Kontakt eingefädelt hat. „Ohne ihn gäbe es diese Ausstellung hier nicht“, betonte Ottersbach.

Künstler führt selbt in seine Ausstellung ein

Der Künstler selbst war es auch, der bei der Vernissage am Sonntag in die Doppelausstellung mit dem Titel „Alles nur Tapete“ in der Villa Eugenia und im Weißen Häusle einführte. Dem Publikum wurde dabei schnell klar: Heribert C. Ottersbach ist kein Künstler, der sich still im Hintergrund hält, introvertiert und unnahbar. Vielmehr ist er einer, der das ausspricht, was ihn um- und antreibt.

Medium der Verlangsamung

Der die „Bedingungen und Möglichkeiten“ – so der Titel eines seiner Stillleben – auslotet und andere daran teilhaben lässt. Die Malerei, sein Metier, sieht er als Medium der Verspätung, der Verlangsamung, aber auch der Verinnerlichung. Als etwas, „das wir aus unserem Körper heraus entwickeln.“ Genau das sei es, was Malerei so einzigartig mache. „Wenn ich sprachlos bin, dann habe ich immer noch ein Bild“, sagt Ottersbach.

Bilder kommunizieren mit dem Betrachter

Ein Bild? In der Villa Eugenia sind es mehr als 20 Bilder, durch die ihr Urheber mit dem Betrachter kommuniziert. Und er hat viel zu sagen. Etwa dazu, dass die Kunstszene heutzutage bevölkert ist von Menschen, „die den Kunstbetrieb selbst für Kunst halten.“ Die sich auf den großen Messen in Basel und New York tummeln, immer auf der Jagd nach – ja, nach was eigentlich? Nach großer Kunst? Nach dem schönsten, dem besten, dem ausdrucksstärksten Bild? Weit gefehlt. „Diese Leute kaufen Signaturen, keine Bilder“, erklärt Heribert C. Ottersbach. Die Sammler seien verschwunden, aufgetaucht seien die Käufer. „Der Mehrwert der Kunst ist in den Hintergrund getreten; das finde ich sehr traurig.“

Delikate Malerei

Eine Entwicklung, die den Maler dazu angeregt hat, die neue Erwartungshaltung zu hinterfragen. Er habe festgestellt, dass sein eigenes künstlerisches Bedürfnis, die Notwendigkeit zu malen, nicht mehr mit dem Bedarf des Kunstmarktes übereingehe. Davon inspiriert hat er eine Werkreihe geschaffen, in der er die Signaturen großer Künstler wie Morandi oder Warhol ganz groß raus bringt. Alles nur Fake? Wenn man so will. Schließlich könnte die delikate Malerei dahinter fast schon stören.

Die Bilder der Serie „Identität und Gelände“ verkörpern ein auf der Metaebene stattfindendes, postmodernes Nachdenken „über das, was Landschaftsmalerei heute noch kann.“ Eine Distanzierung, eine kritische Positionierung des Künstlers, für den die Recherche über die eigene Identität auch eine Form von Gelände darstellt. Seine Werke beschreibt Ottersbach selbst mitunter als banal. „Nach über 30 Jahren muss ich sagen, ich hab schon ziemlich viel gemacht.“ Es stelle sich nun die Frage: „Was willst Du dem noch hinzufügen?“

„Dramaturgie“ im Weißen Häusle

In Hechingen ist es eine ganze Menge. So ist im Weißen Häusle eine Installation zu sehen, die viel zur „Dramaturgie“ der Ausstellung beiträgt. Die Wände dort sind allesamt weiß geblieben. Dafür ist in der Mitte des Raumes eine schmale graue Wand platziert, die auf der Vorderseite nur ein einziges Bild zeigt. Es trägt den Titel „Nebensache“ und lässt durch das auf dem Kopf stehende, doppelt erscheinende Wort „orthodox“ alles andere verblassen. Die Rückseite der Wand ist mit Abzügen desselben Motivs tapeziert, die Malerutensilien stehen noch davor auf dem Boden. Ein Werk das irritiert, verunsichert. Eine Provokation? Eine Persiflage? Zumindest etwas, das ganz unorthodox zum Nachdenken anregt. Über den Kunstbetrieb, die Gesellschaft, die ganze Welt. „Ich sag’s ja, alles nur Tapete“, kommentiert Ottersbach mit einem Lächeln. Der Rest ist Schweigen.