Balingen

Alles Fiesta, oder was? A-Cappellisten von „Füenf“ machen auf Abschiedstour Halt in Balingen

05.12.2022

Von Barbara Szymanski

Alles Fiesta, oder was? A-Cappellisten von „Füenf“ machen auf Abschiedstour Halt in Balingen

© Barbara Szymanski

„Bring mir die Sonne wieder zurück“ war eine besondere Hommage an Patrick Lindner.

„Füenf“ – das sind fünf gestandene Männer, die nicht nur im Süden mit ihrer gekonnten Verknüpfung von Comedy und A-Cappella-Gesang überzeugen. Die eingeschworene Fangemeinde kam beim Gastspiel in Balingen – ein Termin von 55 Stationen auf ihrer Abschiedstournee – auf ihre Kosten. Die Akteure arrangieren Schlagertexte neu oder befassen sich augenzwinkernd mit dem Fremdsprachentalent deutscher Italienurlauber.

Neuejaladingegängajadingodänheilandsack: Sorry, da muss der Leser durch. Denn jetzt wird’s Indisch mit Schinken-Curry in der Stadthalle. Und das Fanvolk vor allem im Parkett tobt, klatscht im Rhythmus, jubelt, pfeift. Kann sich nicht mehr einkriegen. Auf der Bühne fünf gestandene Mannsbilder, die wahrlich nicht alle Fünf gerade sein lassen.

Diese A-Cappella-Company mit dem schlichten Namen „Füenf“ hat zwar einen schrägen Humor und spricht viele Sprachen zumindest lautmalerisch, hat aber auch Stimme und tolle Solisten. Getanzt wird auch ein wenig. Und „Füenf“ gastiert endlich wieder mal in Balingen – vermutlich das letzte Mal. Denn 25 Jahre am Stück reichen, meinen Justice, Pelvis, Memphis, Little Joe und Dottore Basso. Bis zum 16. Dezember 2023 dauert die Abschiedstour mit sage und schreibe 55 Stationen im Ländle und sonst wo.

Schlagertexte neu arrangiert

Es wird dort so sein wie immer: Alle im Parkett scheinen alles zu kennen. Sie ergänzen die Songs. Bei den rahmigen Heile-Welt-Liedlein unseres Patty, Tschuldigung Patrick Lindner, singen die Fans den Refrain mit – aus vollem Hals und mit Inbrunst: „Bring mir die Sonne wieder zurück …“ Doch die fünf machen sich nicht lustig über ihren Kollegen. Sie haben ihn getroffen und sich zusammen einen abgesungen, erzählen sie.

Alles Fiesta, oder was? A-Cappellisten von „Füenf“ machen auf Abschiedstour Halt in Balingen

© Barbara Szymanski

Volle Ränge: Der vermutlich letzte Auftritt von „Füenf“ in Balingen war bestens besucht.

Kann sogar sein, sie beneiden ihn insgeheim wegen seiner Bekanntheit und seinen vielen Hits, die immer dann gebrüllt werden auf Festen, wenn fast alles gesagt und getan ist. Aus einigen Schlagern der guten alten Zeit haben die fünf so trefflich singenden Komödianten gar ein köstliches Sauflied zusammengebastelt: Blau blüht der Enzian, trink mit mir/ ein kleines Bier, Ich will keine Schokolade/ ich will lieber einen Schnaps und so weiter.

Wonniger Denglisch-Kauderwelsch

Kaputtlachen kann man sich auch bei dem Titel Tsingtao, ein Bier für den chinesischen Sprachraum. „Ist dein Chef ne dumme Sau, trink Tsingtau.“ Ob es wirklich ein Werbejingle war, mit dem die fünf betraut wurden – ach, egal. Und zwischendurch wird immer mal wieder Kollegen gedacht wie Roger Whittaker, Kunstpfeifer und Sänger („Schön war die Zeit“). Dieser habe zwar sein Schlagerleben lang kein einziges Wort Deutsch gesprochen und verstanden, sondern lautmalerisch alles auswendig gelernt. Die wohltönenden A-Capellisten haben daraus einen wonnigen Denglisch-Kauderwelsch fabriziert.

Und dann mag man sich auch mal selbst wegducken: Italienisch sprechende deutsche Urlauber ist das Thema. Da ist Dottore Basso mit seiner kellertiefen warmen Stimme der Fachmann. Ob in Italien die deutschen Urlauber beliebt sind? Im lauten Schweigen übt sich der so Angesprochene. Seine Kollegen haben einige grottenfalsch ausgesprochenen Worte parat: Latte Matschiatto, due Expresso, Raditschio „und in Saltim Botscha, da könnt‘ ich mich reinlegen“ – das besingen die fünf Aktuere charmierend und tanzend.

Bei aller Komik widmet sich „Füenf“ einem ernsten Thema

Wir lassen uns nicht reinlegen von diesen „Füenf“. Im Leben ist das kein spanischer Sommerhit: Companeras, Sangria, a la playa, Prostituta, Barcelona, Securitate. Alles Fiesta oder was? Wir singen mit so gut wir können, kommen aber auch wieder zurück auf den Boden.

Seit vielen Jahren sind die fünf nämlich Botschafter für „Brot für die Welt“. Sie sammeln Spenden auf ihren Tourneen und wollen 100.000 Euro erreichen, 90.000 sind geschafft. Als Anregung dafür und zum guten Schluss der Kulthit in gepflegtem Schwäbisch: „Mir im Süden.“

Der Beifall höret nimmer auf.

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