Albstadt

Albstädter Literaturtage: Ungewöhnliche Klänge in der Ebinger Martinskirche

18.11.2019

Von Renate Deregowski

Albstädter Literaturtage: Ungewöhnliche Klänge in der Ebinger Martinskirche

© Alexander Stoll

Klangexperimente: Steffen Mark Schwarz und Prof. Angelika Luz bei ihrem Auftritt in der Martinskirche.

Die ganze Bandbreite der Gefühle: Die Sopranistin Prof. Angelika Luz und Kantor Steffen Mark Schwarz bescherten dem Publikum am Sonntag einen ganz besonderen Abend.

Ihr Können präsentiert haben am Sonntag zwei Musikprofis in der Ebinger Martinskirche: Steffen Mark Schwarz und Angelika Luz bescherten damit den Zuhörern im Rahmen der Albstädter Literaturtage unter dem Titel „Jenseits von Worten“ einen klanglich besonderen Abend. Angelika Luz war als Koloratursopranistin an zahlreichen Bühnen Europas engagiert und hat sich als Sängerin zeitgenössischer Musik zugewandt. Jetzt bildete die Ebinger Martinskirche ihre Bühne.

Der zweite Akteur des Abends

Zweiter Akteur des Abends war Kantor und Organist Steffen Mark Schwarz, der seinen Wirkungsschwerpunkt im Süden Deutschlands hat. Er ist im Bereich der musikpädagogischen Forschung interessiert und dissertiert an der Universität Augsburg. Außerdem verfolgt er eine rege Konzerttätigkeit im In- und Ausland.

Von Trauer und Schmerz

Wir gedenken heute der Toten“, wies Luz auf den Hintergrund des Abends hin. Jenen, die eines natürlichen Todes gestorben waren, wie jenen, die im Krieg oder durch Gewalt umgekommen waren. Nicht nur war am Sonntag Volkstrauertag, mit dem Konzert bezogen sich die beiden Berufsmusiker auf die Ausstellung der Hospizgruppe Albstadt, die sich nur wenige Schritte neben den Zuhörerreihen befand. Deren ehrenamtliche Mitglieder lauschten ebenso gespannt dem Klangexperiment wie Musikliebhaber und der ein oder die andere Fachkollegin.

Beginn auf der Kanzel

Dem Publikum erschien Luz zu Beginn auf der Kanzel, von wo sie solo „Omnia tempus habent“ aus der Feder des schwedischen Komponisten Arne Mellnäs vortrug. Stellenweise erinnerte das ein wenig an den Gesang katholischer Gottesdienste. Das Gerüst des Programms bildete das Element des Gottesdiensts.

Zeitgenössische und klassische Werke

Für die dazu gehörigen Teile vom Kyrie bis zum Agnus Dei hatte sich Schwarz, von dem die Konzeption stammt, für Werke des Franzosen Jean Langlais entschieden.

Zeitgenössische Werke verschiedener Künstler wie klassische, etwa von Johann Sebastian Bach, bildeten den abwechslungs- wie kontrastreichen Hauptpart. Jener präsentierte sich vielschichtig wie ungewohnt, sowohl im Gesang als auch im Orgelspiel.

Ausdrucksstark und überzeugend

So lösten sich manche Texte zeitgenössischer Werke buchstäblich auf, um in Vokalen und Lauten aufzugehen. Ausdrucksstark präsentierte die Sopranistin an verschiedenen Orten innerhalb des Kirchenraums, als sie die Bandbreite an Gefühlen von Trauer über Wut und Schmerz bis hin zu Trost und Hoffnung in den Gesang einfließen ließ.

Orgel in all ihren Facetten

Dass auch eine Orgel diese Bandbreite beherrscht, stellte Steffen Mark Schwarz unter Beweis. Gemeinsam mit Prof. Angelika Luz, im Wechselspiel mit ihrer Stimme oder solo klang das große Instrument mal mächtig, wuchtig, modern poppig oder flirrend leicht. An ihrem kleinen Pendant im Altarraum zeigte Schwarz zudem, dass auch ihr Holz als Klanggeber herhalten kann.

Dank für hervorragende Leistung

Hätte es sich um einen Gottesdienst gehandelt, wäre der Beifall zum Schluss mehr als ungewöhnlich gewesen. Bei diesem jedoch alles andere als gewöhnlichen Konzert bildete er den Abschluss eines besonderen Abends und den Dank der Zuhörer für eine hervorragende Leistung der beiden Künstler.

Diesen Artikel teilen: