Albstadt

Albstädter Literaturtage: Gunter Haug auf kulinarischer Reise durch die Heimat

21.11.2019

Von Katja Weiger-Schick

Albstädter Literaturtage: Gunter Haug auf kulinarischer Reise durch die Heimat

© Katja Weiger

Buchautor Gunter Haug ist bei den Albstädter Literaturtagen ein „Wiederholungstäter“. Am Mittwoch las er im Onstmettinger Nägelehaus. Dort signierte er natürlich auch seine Bücher.

Gsälzbrot und Moscht: Beides hat seine Liebhaber. Passt es aber auch zusammen? Sehr wohl – und das hat Buchautor Gunter Haug am Mittwoch im Nägelehaus bewiesen.

Die beliebte Onstmettinger Höhengaststätte platzte schier aus allen Nähten. Haug ist in Albstadt und bei den Literaturtagen insbesondere ein „Wiederholungstäter“. Das zeigte die enorme Resonanz auf seinen Besuch eindrücklich. Bei der Lesung ebenfalls im Publikum: alte Bekannte wie Haugs Tailfinger Freund Friedrich Pommerencke.

Geschichten rund um den Rostbraten-Äquator

Dies Mal hatte Gunter Haug schwäbische Geschichten rund um den Rostbraten-Äquator mitgebracht: liebevoll zusammengetragene Anekdoten, kleine Alltagsbegebenheiten und Geschichten in herrlichster Mundart. Was Schwäbisch angeht, gilt Haug schließlich als ausgewiesener Fachmann.

Aufgewachsen auf der Münsinger Alb

Geboren in Stuttgart-Bad Cannstatt und aufgewachsen auf der Münsinger Alb, wohnt er jetzt im Unterland, in der Nähe von Heilbronn. Er weiß also sehr wohl, was ein „Lälläbäbbl“ ist oder eine „Bähmull“. Er kennt den Unterschied von „Mensch“ und „Menschle“. Oder hat natürlich im Kopf, dass die korrekte Bezeichnung vom „Wochadippl“ der „Mumps“ ist.

Schwäbisch ist die Sprache des Herrn

Dass es im Ländle zwischenzeitlich sogar Kindergärten gibt, die den schwäbischen Dialekt verbieten, hat Haug gehört. Gut finden kann er das erwartungsgemäß nicht: Schwäbisch, so erzählte er den Besuchern mit verschmitztem Augenzwinkern, sei schließlich die Sprache des Herrn.

„Das feine Sach“ wird für die Ewigkeit konserviert

Gut schwäbisch sei auch die Charaktereigenschaft, „das feine Sach‘“ stets für die Ewigkeit konservieren zu wollen. Omas Sofa aus der Wohnstub‘, so erinnerte er sich mit Wehmut, habe niemals irgendjemand in seiner schönsten textilen Pracht gesehen, vor lauter Decken und Schonern. Dabei, so resümierte er, hätte sich der Originalzustand optisch durchaus gelohnt. Doch das habe man erst Jahrzehnte später festgestellt.

Pragmatische Tipps für die Zuhörer

Weil es an jenem Abend im Nägelehaus nicht nur um Marmeladenbrote und Most ging, sondern durchaus auch um Wurstsalat und Maultaschen, hatte Gunter Haug für seine Gäste noch ganz pragmatische Lebenstipps parat. Wer im Verein rote Würste braten lassen wolle – „daran komme ich nicht vorbei, das liegt an meinem fränkischen Einschlag!“ – möge man beim Einteilen des Bratdiensts auf die Pfiffigkeit des Bedieners achten, genauso wie beim Bierausschenken auch.

Der biblische Adam, so philosophierte er, sei mit großer Sicherheit kein Schwabe gewesen: „Sonst hätte er Evas Apfel ganz sicher vermostet.“ Haug mostet ebenfalls, das versteht sich von selbst.

Ins Herz geschaut

Der Autor schaut den Schwaben in seinen neusten Buch also auf den Mund, aber auch ins Herz. Der Wiedererkennungseffekt ist dabei, sehr zum Vergnügen der ertappten Leser, immens. Alles in allem, so schloss Gunter Haug bei seiner Lesung in Nägelehaus, habe der Schwabe als solcher aber wirklich keine Anbiederung nötig. Er wolle ja kein Angeber sein.

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