Albstadt

Albstädter Literaturtage: David Leukert teilte im Kräuterkasten nach allen Seiten aus

26.11.2019

Von Ute Büttner

Albstädter Literaturtage: David Leukert teilte im Kräuterkasten nach allen Seiten aus

© Ute Büttner

Spitzfindig: David Leukert im Kräuterkasten.

Einen kritischen Blick auf Probleme mit Männern, mit Frauen und mit der Sprache warf David Leukert im Kräuterkasten. Sprache entlarvt, das sieht man schon an den Namen, die Eltern heute hochtrabend ihren Kindern verpassen, meint er.

Nun, die Gäste im voll besetzten Kräuterkasten hatten da wohl noch Glück, die heißen „ganz normal“, Helmut und Sabine oder so. „Aber die sind ja auch nicht mehr ganz jung“, hält Leukert verschmitzt dagegen. Und als wollten sie rebellieren, sagt er, verwenden die jungen Leute mit den komplizierten Namen eine höchst einfache Sprache mit Sätzen aus drei Wörtern. „Wie sollen da Menschen aus anderen Ländern Deutsch lernen, wenn hier oft die eigenen Eltern ihre Kinder nicht mehr verstehen.“

Leuckert macht sich lustig

Aber Deutsch ist ja so altmodisch. Also erfindet man jetzt angeblich englische Wörter, über die der, der wirklich des Englischen mächtig ist, nur lachen kann, „Nordic Walking, Public Viewing, Handy“. Für Lacheffekte sorgt David Leukert pausenlos, wenn er die heutige Lebensart, die Beziehungen zwischen Männern und Frauen, die Sprache untersucht. Dabei teilt er nach allen Seiten aus. Macht sich lustig über die, die so gnadenlos vegetarisch sind, dass sie ihren Hund nur mit Salat ernähren, aber auch über die, die so auf Fleisch versessen sind, dass sie den eigenen Vierbeiner „Vorrat“ nennen.

Scharfer Blick im Kampf der Geschlechter

Seinen scharfen Blick zeigt er auch beim Kampf der Geschlechter, beweist mit Zahlen, dass es mehr weibliche als männliche Artikel gibt, dass Mehrzahl immer weiblich ist, dass Mann weiblich wird in „die Mannschaft“, dass die Tendenz, heute männlich und weiblich zu umgehen, zu sprachlichen Fehlern führt, weil etwa Studierende der Wortart nach pausenlos Tag und Nacht studieren müssten.

Nach der Pause erweitert David Leukert noch sein Blickfeld auf die Politik. Da deutet er schon Konflikte an, indem er mit der Mundharmonika zur Einführung westliche und östliche Nationalhymnen mit einem Schlaflied vermischt.

Auch Politiker kriegen ihr Fett ab

Politiker jeder Couleur kriegen ihr Fett ab, sei es, wenn sie Schweigeminuten vom Blatt ablesen, wenn sie die Menschen im Lande nicht durch zu viel Informationen beunruhigen wollen, wenn sie ihre Meinung ändern, sobald es vorteilhaft erscheint. Er ist ganz aktuell, weiß um den Mietpreisvergleich zwischen Stuttgart und München Bescheid und er gräbt in der Vergangenheit, wenn er auflistet, wie wenig das Fachgebiet eines Ministers zu tun hat mit dessen eigener Ausbildung.

Welche Rolle spielt der Mann?

Aber das Hauptproblem für ihn ist doch die Rolle, die der Mann heute spielt. Was ist ein Mann? Hat er sich überhaupt weiter entwickelt und wie? Ist er hilflos der Frau ausgeliefert: „Was macht eine Frau, deren Mann im Garten Zickzack läuft? Sie schießt weiter!“ Wie geht man mit dem eigenen Sohn um, dessen höchstes Kompliment ist, dass er seinen Alten „nicht scheiße findet“. Taugen Filmhelden wie Lino Ventura, Charles Broson noch als Vorbilder, hat Mann noch Macht?

Spitzfindig, witzig, makaber

Nun, Leukert hat Macht über die Sprache, spitzfindig, witzig, makaber. Mächtig ist er auch am Schluss, wenn er mit der Mundharmonika ein Konzert gibt und dabei gleichzeitig ein großes imaginäres Orchester dirigiert. Und er hat Macht über das Publikum im Kräuterkasten, das ihm, egal ob Frau oder Mann, begeistert applaudiert.

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