Abschied von den besten Kunden: Gärtnerei Hauser zum letzten Mal auf dem Balinger Wochenmarkt

Von Rosalinde Conzelmann

Der Samstag wird ein schwerer Tag für Gärtnermeister Albrecht Hauser: Der Geislinger steht zum letzten Mal hinter seinem Stand auf dem Balinger Wochenmarkt. Offen bekennt er, dass es Tränen geben könnte. Aber seine Entschiedung steht: Nach über 50 Jahren ist es Zeit aufzuhören.

Abschied von den besten Kunden: Gärtnerei Hauser zum letzten Mal auf dem Balinger Wochenmarkt

Gärtnermeister Albrecht Hauser will es künftig ruhiger angehen und mehr Zeit für sein grünes Reich im Balgenau haben. Hofhund Leo ist sein treuer Begleiter.

Zum Balinger Wochenmarkt hat Albrecht Hauser eine ganz besondere Beziehung. Er hat schon seinen Vater Ulrich als Kind dorthin begleitet und mitgeholfen. Das ist über ein halbes Jahrhundert her.

„Damals gab es noch keine Fußgängerzone und die Friedrichstraße teilte die Stände“, erinnert er sich.

Gemeinsam mit seiner Familie hat der Gärtnermeister die Tradition seines Vaters fortgeführt und bedient seither Samstag für Samstag die Marktbesucher in der Balinger Fußgängerzone.

Markt ist das Highlight der Woche

„Es ist ein schwerer, aber schöner Job“, sagt er. Auch wenn der Markttag um vier Uhr beginnt, ist er für den Gärtner doch stets das Highlight in jeder Arbeitswoche.

Dass er nun aufhört, hat vor allem persönliche Gründe. Albrecht Hauser ist 65 Jahre alt und gesundheitlich angeschlagen. Vor allem die Markttage in den Wintermonaten machen ihm immer mehr zu schaffen, erzählt er. Das sei ein hartes Brot.

Diebstahl hat ihm zugesetzt

Der Diebstahl seiner Tageseinnahmen im Frühjahr (der ZAK berichtete) hat den Entschluss beschleunigt, kürzer zu treten. „Das hat mich sehr mitgenommen, weil ich dieser Ungerechtigkeit hilflos ausgeliefert bin“, beschreibt er seine Gefühle.

Noch immer ist unklar, ob er sein Geld wiederbekommt. Hauser hat einen Anwalt eingeschaltet.

„An den Kunden liegt es nicht.“ Diese Aussage ist dem Gärtnermeister ganz wichtig. Er nehme nun Abschied von den besten Kunden, die man sich vorstellen kann. „Man kennt sich seit Jahrzehnten, ich weiß, was sie bevorzugen“, erzählt er. Diese Kontakte werde er ganz sicher vermissen.

Wochenmarkt liegt wieder im Trend

Auch wirtschaftliche Gründe spielen keine Rolle. Im Gegenteil. „Der Balinger Wochenmarkt floriert“, so Hauser, der mit seinem Team auch andere Zeiten erlebt hat. „Wir haben die großen Discounter überstanden und heute liegt der Einkauf auf dem Markt wieder voll im Trend“, betont er.

Auch für seine drei Töchter beginnt eine neue Zeit. Sie dürfen nun am Samstag ausschlafen. Auch ihnen zuliebe hört der Geislinger auf, denn sie sind alle drei in ihren Berufen stark eingespannt und mit der eigenen Lebensplanung beschäftigt.

Ihr Vater erinnert sich noch gut daran, dass seine Tochter Heidi bereits rechnen konnte, als sie in die Schule ging, weil sie schon mit fünf Jahren mitging auf den Markt und mit ihrem Abakus „mitrechnete“.

Für viele seiner Stammkunden kommt die Nachricht unerwartet, einige wissen es schon. Völlig aufgelöst meinte ein junger Mann am vergangenen Samstag: „Wie kann ich mein Gemüse weiter von Ihnen beziehen?“

Es wird weiter angebaut

Albrecht Hauser ist Gärtnermeister mit Leib und Seele und wird deshalb weiterhin in seiner Gärtnerei im Balgenau Gemüse anbauen und Blumen pflanzen. Allerdings will er es ruhiger angehen und alleine und ohne Druck arbeiten.

Und diese Produkte wird es weiterhin in der Gemüseecke im Blumenladen in Geislingen, dem grünen Reich von Hausers Ehefrau Anneliese, geben. Eventuell wird Hauser auch in der Gärtnerei Verkaufstage anbieten. „Mal sehen, das wird sich dann ergeben“, sagt er.

Außerdem ist er weiterhin auf dem Weilstetter Markt am Mittwochmorgen vertreten. Doch auch hier naht der Abschied. Hauser hat für vier weitere Wochen verlängert.

Gärtnerei Sämann rückt nach

Der attraktive Standplatz neben der Stadtkirche bleibt nicht unbesetzt: Die Ostdorfer Gärtnerei Sämann wird dort ab dem 7. September ihre eigenen Produkte anbieten. Seniorchef Ernst Bechtle wird die Kunden mit seinen Mitarbeitern bedienen.

Rückzug aus Ebingen

Der Ostdorfer Betrieb wird sich dafür vom Ebinger Wochenmarkt zurückziehen. Für Bechtle kein leichter Schritt, denn er war dort über 50 Jahre vertreten und hat eine große Stammkundschaft.

„Aber es ist uns personell nicht möglich, zwei Märkte am Samstag zu bestücken“, sagt der Gärtnermeister, der sich auf Balingen freut.

Auch auf dem Tailfinger Wochenmarkt hat die Ostdorfer Gärtnerei, die seit 2015 von Bechtles Tochter Sigrid Herber geführt wird, von Anbeginn einen Stand. Die Tailfinger Stammkundschaft darf sich freuen: Der Seniorchef wird sie weiter am Marktag am Mittwoch bedienen.