Obernheim

Abrechnung im Gemeinderat: Jedes Kindergartenkind kostet die Gemeinde Obernheim 10.772 Euro

20.05.2020

Von Katja Weiger-Schick

Abrechnung im Gemeinderat: Jedes Kindergartenkind kostet die Gemeinde Obernheim 10.772 Euro

© Katja Weiger

Sitzung zu Corona-Zeiten: Die Obernheimer Gemeinderäte haben ihre Mai-Sitzung wieder gemeinsam hinter sich gebracht – aber in der Festhalle und mit ausreichend Abstand. Unter anderem stand die Kindergarten-Abrechnung für 2019 auf der Tagesordnung.

Der Duft von Desinfektionsmittel im Raum, die Einzeltische in der Festhalle schön auf Abstand: Zum ersten Mal seit der Corona-Pause haben die Obernheimer Gemeinderäte wieder gemeinsam getagt.

„Unsere Halle bietet zum Glück genug Platz für uns alle“, begrüßte Bürgermeister Josef Ungermann das Gremium, „es ist schön, dass wir uns wieder einmal direkt in die Augen schauen können.“ Die Februarsitzung hatten die Obernheimer bekanntlich im Umlaufverfahren hinter sich gebracht, die März-Sitzung via Online-Konferenz. Ungermann dankte den Räten für ihre unbürokratische Kooperation. Am Dienstag stand in ungewohnter Kulisse eine umfangreiche Tagesordnung an.

Erweitertes Betreuungsangebot

Unter anderem befasste sich der Gemeinderat mit der Kindergartenabrechnung für das Jahr 2019. Das Katholische Verwaltungszentrum Albstadt hatte dieses Zahlenwerk vorgelegt – im direkten Vergleich mit der Abrechnung von 2018. Dabei wurde zweierlei ersichtlich. Erstens: Obernheim hat sein Betreuungsangebot für seine kleinsten Bürger in großem Umfang erweitert. Zweitens: Die Gemeinde lässt sich diesen Umstand etwas kosten. Den überplanmäßigen Kosten von rund 13.180 Euro für das Jahr 2019 stimmte das Gremium einstimmig zu. Die Gemeinde hatte mit einem Netto-Abmangel von 205.000 Euro gerechnet. Tatsächlich entstanden waren aber 218.180 Euro.

Höhere Personalkosten

Ungermann ging auf die Gründe für diesen Anstieg ein. Beispielsweise, so berichtete der Bürgermeister, seien die Personalkosten gegenüber dem Vorjahr um knapp 25.000 Euro höher ausgefallen. Dies habe verschiedene Gründe: einerseits die Erhöhung von Tarif- und Stufensteigerungen, andererseits habe man so genannte „geringfügige Arbeitsverhältnisse“ in sozialversicherungspflichtige umgewandelt. Zudem hatte der Obernheimer Kindergarten keine „AJ-Praktikantin“ mehr, eine Praktikantin im Anerkennungsjahr. Dies habe ebenfalls dazu geführt, dass die regulären Tarifkräfte prozentual mehr arbeiten mussten. Summa summarum haben die Aufwendungen laut Josef Ungermann zum ersten Mal die 500.000 Euro überschritten – und zwar um rund 14.660 Euro. Gestiegen auf der Einnahmenseite waren laut Abrechnung die Elternbeiträge: von rund 52.621 Euro in 2018 auf 56.887 Euro im Jahr darauf.

Noch viel Luft nach oben

Eine spannende Zahl brachte der Rathauschef ins Spiel: Insgesamt betragen die Kosten für jedes betreute Obernheimer Kind exakt 10.772 Euro. Nach Abzug aller Zuschüsse bleibt ein Kostenanteil von 4545 Euro bei der Gemeinde, 727 Euro bei der Katholischen Kirchengemeinde. „In Bezug auf die Gesamtkosten decken die Elternbeiträge und alle anderen Einnahmen elf Prozent der Gesamtkosten ab“, rechnete der Bürgermeister hoch. Stolz ist Josef Ungermann darauf, dass weltliche und kirchliche Gemeinde der Verpflichtung, Plätze für die Kleinkindbetreuung zu schaffen, „in vorbildlicher Weise“ nachkämen. „Im Gegenzug erwarten wir vom Land eine ausreichende Unterstützung“, so Ungermann. Trotz etwas erhöhter Zuschüsse bleibe weiterhin noch viel Luft nach oben. Da mit dem „Gute Ki-Ta-Gesetz“ zwangsläufig eine Erhöhung der Personalschlüssel einhergehe, bleibe abzuwarten, wie sich dies alles in den kommenden Jahren finanziell auswirke.

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